Wie ein riesiger Wächter steht er an der Westküste der Orkney Islands: Der Old Man of Hoy. Die Felsnadel ragt fast 140 Meter aus dem Meer – die Frage ist nur: Wie lange noch?
Das ist schon ein beeindruckender Augenblick, wenn man dem Old Man of Hoy gegenüber steht. Er flößt Ehrfurcht ein ob seiner Größe, er macht Angst wegen des Abgrunds vor den Füßen. Hier spürt man die Natur und das Leben. Doch auch etwas, wie der Old Man of Hoy, besteht hier nicht ewig: Denn die Sorge um das Fortbestehen des „alten Mannes“ ist durchaus berechtigt, denn er steht mittlerweile nur noch auf einem Bein. Den Namen Old Man of Hoy hatte er ursprünglich erhalten, weil er früher zwei Beine hatte, also einen weiteren Felsableger, der ihn stützte. Doch ein Sturm im 19. Jahrhundert hatte ihm das zweite Bein weggespült.
Mein Reiseführer Orkney
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Der Name „Alter Mann“ ist allerdings etwas irreführend, wenn man seine Lebenspanne zum Beispiel mit der der Steinkreise auf Orkney-Mainland vergleicht. Die Felsnadel ist gerade mal 400 Jahre jung. Das weiß man so genau, weil auf Seekarten und Zeichnungen von Künstlern davor an dieser Stelle nur eine Landzunge verzeichnet war und später eine Art Bogen, der sich über das Meer spannte.
Der Old Man of Hoy besteht hauptsächlich aus rotem Sandstein – einem relativ weichen Material. Daraus wusch das Meer mit der Zeit die Felsnadel heraus. Dass der alte Mann immer noch wacker den Gewalten der Wellen widersteht, liegt daran, dass er auf einem Fundament aus hartem Basalt steht. Angesichts der rasanten Entstehung, des schnellen Abbaus und des weichen Steins gehen Wissenschaftler davon aus, dass der Old Man of Hoy bald ganz einstürzen könnte.
Die wahre Größe der Felsnadel kann man nur erahnen, wenn man sich zu Fuß zu ihm aufmacht. Und manch einer ist nicht nur zu Fuß hin, sondern auch hoch: Der erste mutige Kletterer wagte es 1966 ihn zu erklimmen. Seitdem ist der Old Man of Hoy zu einem beliebten Ausflugsziel für Free Climber geworden. Und 2008 stürzte sich sogar der erste Base-Jumper von der Spitze des Felsens.
Will man dagegen nur einen Blick erheischen, gibt es noch eine andere Möglichkeit: Wenn man die Fährfahrt zwischen Scrabster auf dem Festland und Stromness unternimmt, führt die Schiffs-Route direkt an der Felsnadel vorbei.
Tourbeschreibung: Wanderung zum Old Man of Hoy
Länge: ca. 10 Km – Dauer: ca. 3h – Schwierigkeitsgrad: mittel
Bei der Anfahrt links zum Parkplatz runterfahren und nicht dem Schild Old Man of Hoy folgen. Auto abstellen und die Straße wieder bis zur Gabelung zurückgehen und jetzt dem Schild nach rechts folgen.
Bis zu Hostel gehen und davor links halten.
Es geht durch ein Gatter zu den Museumshäusern.
Der Weg ist nun immer wieder beschildert.
Ein Stück weiter trifft der Wandernde auf das Cra‘as Nest. Man kann es sich auch kurz ansehen, wenn Zeit ist. Danach wieder auf den Weg zurück und bald rechts auf einen Graspfad wechseln.
Es geht durch ein weitere Wandertürchen mit einem Hinweisschild, dass man nun im RSPB-Schutzgebiet sei.
Von nun an dem Weg immer folgen. Er wird bald zum Schotterpfad – oft nicht ganz einfach, wegen der groben losen Steine, dafür aber befestigt.
Bald erscheint am Horizont auch der Kopf des Old Man of Hoy. Darauf zuhalten.
Nach dem Besuch bei der gigantischen Felssäule geht es zunächst denselben Weg zurück. Nach dem Gatter beim RSPB-Schild aber nicht auf den Graspfad nach links, sondern dem Feldweg folgend erst nach unten, dann nach rechts.
Schließlich endet die Wanderung am Parkplatz, wo sie auch gestartet hat.
Wissen: Der alte Mann als Filmstar
Die Schönheit der Orkneys und besonders des Old Man of Hoy ist auch den Filmemachern nicht entgangen. In der Eröffnungssequenz des Musikvideos „Here comes the rain again“ des Popduos Eurythmics von 1983 befindet sich der Zuschauer in einem 30-sekündigem Rundflug um die Felsnadel, ehe Annie Lennox zu singen anfängt. Dabei wurde der Himmel zeitweise in ein bedrohliches Schwarz verwandelt.
In Rackwick gibt es übrigens auch einen alten Bauernhof, der als Museum das frühere Landleben im 18. Jahrhundert widerspiegelt. Er heißt Cra’as Nest Museum.
Anfahrt:
Fährverbindung von der Hauptinsel geht ab Houton nach Lyness auf Hoy mehrmals am Tag. Die Preise variieren dabei zwischen zirka 3 Pfund (Passagier) und 9 Pfund (Auto). Alternativ geht auch Stromness nach Moaness Pier für zirka 3 Pfund (Passagier) – Autos sind auf dieser Fähre nicht möglich.
Von wo aus man auch kommt, nimmt man die B9047 und folgt den Hinweisschildern nach Rackwick. Aber dort nicht zum Hostel abbiegen, sondern bis zum Parkplatz am Ende der Straße fahren.