Was für ein Blick! Vom Queen’s View Aussichtspunkt sieht man Loch Tummel, wie es sich durch Wälder und Hügel in der Ferne verliert. Doch warum heißt die Plattform „Ausblick der Königin“?
Ganz in Schwarz kam Königin Victoria am Queen’s View Aussichtspunkt an. Seit dem Tod ihres Gatten vor fünf Jahren hatte sie nichts mehr mit Farbe getragen, ihre Trauer währte lange. Doch hier, im Wald, mit diesem herrlichen Blick konnte sie ihre Sorgen kurz vergessen. „Queen’s View“ hieß der Platz hier schon damals – und weil das so üblich war, dass man allerhand Plätze nach der regierenden Königin benannte, ging Victoria davon aus, dass dieser Ort ihren Namen trug. Schließlich war die Königin hier gut gelitten. Rund 100 Kilometer entfernt hatte sie ihren Sitz, die Balmoral Castle.
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Und wahrlich, der Blick am Queen’s View wirkt majestätisch: Loch Tummel räkelt sich hier scheinbar unendlich entlang eines Tals bis es schließlich am Horizont auf die schroffen Berge des Glen Coe zu treffen scheint. Die sanften Hügel an seiner Seite sind teilweise bewaldet und rahmen die spiegelnde Fläche des Sees würdig ein.
Doch Queen Victoria – so vermutet man heute – ist gar nicht die Namensgeberin des Queen’s View. Denn eine andere Hoheit hatte sich hier herumgetrieben, unter weniger angenehmen Umständen als Victoria.
Isabel von Mar soll während ihren Reisen in der Gegend um Loch Tummel hier den Ausblick genossen und jeweils Rast eingelegt haben. Isabel war die erste Frau des Legendären Schottenkönigs Robert the Bruce, der lange vor den Engländern fliehen musste, ehe er seine Feinde in der Schlacht von Bannockburn besiegte. Es heißt, auch Isabel habe sich verstecken müssen und sei einige Male am Loch Tummel vorbei gekommen.
Für eine Rast von der Reise eignet sich Queen’s View sicherlich. Der nahe Wald mit seinem Pflanzenreichtum bietet Schatten, die exponierte und erhöhte Lage über dem Loch Tummel lässt weit blicken und zur Not auch Feinde von Weitem erkennen.
Allerdings gibt es einiges, was gegen die Theorie spricht, dass Isabel die Namensgeberin sei. Sie heiratete Robert, da war sie 18 Jahre alt und trug ihm einen Sohn aus, doch bereits mit 19 Jahren starb sie. So waren die beiden also nur im Jahr 1296 ein Ehepaar. Zu dieser Zeit gab es für Robert the Bruce allerdings gar keinen Grund zur Flucht, da er da noch mit den Engländern verbündet war. Und er war auch noch zehn Jahre lang nicht König von Schottland, somit war Isabel auch keine „Queen“. Es scheint also zumindest zweifelhaft, ob Isabel von Mar die Namenspatronin war.
Doch der Volksmund schert sich nicht um Korrektheit, und so kann es schon sein, dass man die erste Frau Roberts postum zur Königin erhob.
Doch auch Queen Victoria hat man hier in guter Erinnerung behalten. Ein Konterfei der Königin ziert die Außenwand des neuen Visitor Centres und zeigt, wie sie gerade einen Brief einwirft.
Wissen: Über das Queen’s View Visitor Centre
Der Blick wurde so berühmt, dass man hier ein Visitor Centre errichtete. Bis Juni 2014 wurden Gebäude und Ausstellung neu gestaltet und so kann man sich jetzt also im Inneren über Bäume, Pflanzen und Tiere erkundigen. Nebenan wird dagegen Kaffee und Kuchen serviert.
(Anscheinend gibt es das Visitor Centre nicht mehr, aber das Parken ist nun kostenlos und der Blick noch vorhanden.)
Die Aussichtsplattform selbst ist nur etwa 200 Meter weit entfernt und über einen Teerweg zu erreichen, der auch Rollstuhlfahrern keine Probleme bereiten sollte, da man Steigungen als sanfte Serpentinen gestaltet hat.
Tipps: Blick auf die Pflanzen beim Weg
Die zweihundert Meter bis zur Aussichtsplattform verlaufen durch ein Stück Wald. Wer sich da ein bisschen länger aufhält und auch ein wenig tiefer hineingeht, wird zumindest im Sommer mit üppiger Vegetation belohnt. Überhaupt finden sich rund um das Visitor Centre einige schöne Pflanzen.
Wer ganz eintauchen möchte: Es gibt auch Wanderwege hier, zum Beispiel den Allean Forest Trail. Der führt auch zu einigen kleineren Sehenswürdigkeiten, wie einem Fort und einem alten Blackhouse. Hier gibt es mehr Infos dazu auf Englisch.
Persönliche Anmerkung: Kurz vor Eröffnung
Wir kamen hier einen Tag vor der feierlichen Wiedereröffnung des Besucherzentrums an – es war noch alles geschlossen, dafür war der Parkplatz gebührenfrei. Das Gelände und die Wege sind wirklich gelungen. Auch ohne Café und Ausstellung hatten wir also unseren Spaß, zumal das Wetter auch noch mit gemacht hat.
Anfahrt:
Mit Navigationsgerät: Den Postcode „PH16 5NR“ eingeben, dann kommt man ganz in die Nähe des Aussichtspunkts. Dort auf die Beschilderung achten.
Ohne Navi: Von Pitlochry kommend die Hauptstraße entlang Richtung Norden und unter der A9 durchfahren (kommt man die A9, dann Ausfahrt Killiecrankie nehmen und dann gleich rechts abbiegen – dort stehen auch schon Schilder zum Queen’s View). Rund 1,5 Kilometer weiter geht eine Straße rechts ab über eine Brücke, links sind bereits Hinweisschilder zum Queen’s View. Die Straße führt einige Zeit bergauf, dann kommen die Hinweisschilder zum Parkplatz.
Liebe Freunde!
Viele Jahre hindurch habe ich jeden Sommer meine Reisegruppen von Kneissl Touristik zum Queen’s View begleitet. Leider kam dann voriges Jahr die böse Überraschung: das Visitors‘ Centre gibt es nicht mehr. Die Cafeteria ist auch geschlossen, sogar die Toiletten sind gesperrt. Dafür ist der Parkplatz jetzt gratis. Nur die schöne Aussicht ist noch unverändert da!
Alles Gute und beste Grüße aus Wien.
Danke für den Hinweis, ich habe es im Text aufgenommen.