Aus dem grünen Tal direkt ins schottische Moor. Rannoch Moor ist Wildnis in Reinform. Schlecht fürs Wohnen, aber gut für die Augen.
Eben noch ragten felsige Giganten links und rechts von einem auf. Eben noch bewuchs saftiges Grün die felsigen Hänge. Eben noch passierte man eine Skistation am Fuß der Berge. Doch hier, am Ende des Tals Glen Coe, öffnet sich eine weite Ebene. Das Rannoch Moor.
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Das Moor zeichnet auf der Landkarte ein Dreieck. Seine Südspitze liegt am kleinen Loch Tulla, die Basis wird im Westen vom Ausgang des Glen Coe und im Osten vom Loch Rannoch gebildet. Dazwischen liegt eine Fläche größer als 18.000 Fußballfelder, auf der matschiger Boden von vielen kleinen Lochs unterbrochen wird.
Das Rannoch Moor ist eine der wenigen unberührten Landschaften. Hier wachsen keine Nutzpflanzen, selbst für Schafe ist es wenig attraktiv. Und so Leben kaum Menschen in dieser weiten Ödnis.
Gut so. Denn so bleibt die wilde Schönheit für Besucher erhalten. Und davon gibt es wiederum doch einige. Der berühmte Wanderweg „West Highland Way“, den jährlich rund 50.000 Menschen abwandern, tangiert das Moor im Westen, ehe er in das Glen Coe abschwenkt. Mitten hindurch fährt die Bahnstrecke der West Highland Line und hält mitten darin an der Rannoch Station und der Corrour Station. Beide haben keinen wirklichen Zweck mehr, außer dass sie Wanderern als Ausgangspunkt gelten und jeweils Hotels daneben haben, die mit ihrer Abgeschiedenheit werben.
Immerhin kann man das Moor auch von der Straße aus sehen: Die A82 schlängelt sich an der Westflanke entlang, ehe sie kurz vor Loch Tulla an Höhe verliert und in eine „normale“ Landschaft übergeht.
Wissen: Die Eisenbahn durch das Rannoch Moor
Mit einer Höhe von über 300 Metern über dem Meeresspiegel liegt das Rannoch Moor für schottische Verhältnisse schon recht hoch. Und die West Highland Line passiert dort den höchsten Punkt ihrer gesamten Reise bei 410 Meter nahe der Corrour Station, ehe sie sich wieder hinab zum Meer bei Fort William begibt.
Doch die Höhe war nicht das Problem beim Verlegen der Gleise durch das Rannoch Moor. Es war der Untergrund, der keiner Trasse so recht Halt bieten wollte – schließlich besteht dieser nur aus weichem Torf. Um das leisten zu können, brachten die Erbauer tonnenweise Erde hierher und legten das Gleisbett auf einen Mix aus Wurzelholz, Erde und Asche.
Die Eisenbahnlinie wurde als Anbindung zwischen Glasgow und dem Nordwesten des Landes gebaut. Man startete in Glasgow 1889 und endete in Mallaig 1901. Der letzte Abschnitt der Route ist durch den Jacobite Steam Train und die Harry Potter Filme bekannt geworden.
Der ursprünglich gälische Name lautet „Mòinteach Raineach“, wobei Rannoch etwa die englische Lautsprache von Raineach wiedergibt. „Raineach“ bedeutet „Farn“, „Mòinteach“ übersetzt man mit Moor – „Rannoch Moor“ ist also das „Farnmoor“.
Tipp: Loch Tulla Viewpoint
Im Süden verliert das Moor vor Loch Tulla deutlich an Höhe. Dadurch ergibt sich ein grandioser Blick vom Loch Tulla Viewpoint über die Ebene darunter. Leider habe ich es verpasst, von dort ein Foto zu schießen. Ich werde es beim nächsten Mal nachholen.
Natürlich lässt sich der Ausflug ins Rannoch Moor direkt mit dem ins Glen Coe verbinden.
Anfahrt:
Mit Navigationsgerät: Die Eingabe von „PA36 4AG“ führt einen direkt ins Moor.
Ohne Navi: Die Straße A82 führt sowohl durch das Rannoch Moor als auch durch das Glen Coe auf dem Weg nach Fort William. Von Süden kommend beginnt es ein Stück hinter dem Bridge of Orchy Hotel, wenn man dann Loch Tulla dahinter passiert hat. Aus dem Glen Coe kommend, also auf dem Weg Richtung Glasgow, beginnt es grob nach dem berühmten Blackrock Cottage.