Colonsay bietet all das, was die Highlands von Schottland schön macht: weiße Strände, grüne Hügel, wohltuende Einsamkeit. Doch kaum jemand weiß das.
Infos zu Colonsay:
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Colonsay ist eine der inneren Hebriden-Inseln vor Schottlands Westküste, gelegen zwischen den größeren Nachbarn Islay im Süden, Jura im Osten und Mull im Norden. Nur zirka 13 Kilometer in der Länge und fünf Kilometer in der Breite misst das Eiland.
Die Landschaft? Steile Klippen unterbrochen von Buchten, in denen wunderbare Sandstrände liegen, in der Mitte erheben sich größere Hügel, die hier fast schon wie Berge wirken. Ein Tal zieht sich von Norden nach Süden mit einem langen See.
Im Frühjahr blüht der selten gewordene Machair und umrahmt die Strände mit einer bunten Wiesenlandschaft. Im Sommer wächst der dunkelgrüne Farn teils so hoch, dass er manch einen Menschen überragt. Gleichzeitig kontrastiert die Heideblühte das Grau der Felsen mit einem zarten Lila.
Die kulinarische Landschaft Colonsays blüht ebenfalls: Mittlerweile berühmte Bienen produzieren leckeren Honig. Austern, Hummer und Lachs aus heimischer Produktion liefern den Köchen der beiden Restaurants schmackhafte Grundlagen für ihre Gerichte. Auch wenn (noch?) kein Whisky gebrannt wird, gibt es doch gleich zwei Gin-Destillerien und eine Bierbrauerei.
Weniger als hundert Menschen leben auf Colonsay. Denn auch wenn die letzte Volkszählung 130 Bewohner angibt, so sind viele doch nicht wirklich auf der Insel, sondern studieren auf dem Festland oder kommen nur im Sommer zu ihrem Haus.
Wichtigster und einzigster größerer Ort der Insel ist Scalasaig. Um ihn gruppieren sich die Shops, Restaurants und öffentliche Stellen. Hinter Scalasaig erwartet den Besucher dann wohltuende Einsamkeit.
Doch spätestens abends lohnt es sich die Gesellschaft zu suchen. Im Pub des Hotels oder im Gemeindehaus treffen sich Touristen und Bewohner zu einem Schwatz. In der Gemeindehalle finden ab und an Ceilidhs statt – Feste mit Musik und Tanz.
Doch warum kommen bei all der Schönheit so wenige Besucher auf diese Insel? Hauptgrund dürfte die Fähre sein. Die verkehrt nur einmal am Tag und benötigt zwei Stunden von Oban aus. Es gibt auch eine Verbindung von Islay aus, zweimal die Woche. Ein anderer Grund: Es wissen noch nicht viele um die Schönheit dieser Insel, da sie wenig vermarktet wurde. Dabei wünschen sich einige Inselbewohner durchaus mehr Besucher – vor allem von der Sorte, die regelmäßig wiederkommen.
Mein Reiseführer Islay, Jura, Colonsay & Gigha
Auf 214 Seiten beschreibe ich 38 Sehenswürdigkeiten auf den Inseln Islay, Jura, Colonsay und Gigha. Zusätzlich Infos zur Anreise, zum Klima, zur Geschichte, Festivals und mehr. Mit drei sechs Tagestouren.
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Colonsays Sehenswürdigkeiten
Die Sehenswürdigkeiten als Übersicht auf der Karte:
Hier die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Colonsays.
Kiloran Bay und Tràigh Bàn
Das Logo von Visitcolonsay zeigt diese Bucht als Abbildung. Kein Wunder, denn Kiloran Bay mit seinem riesigen Strand ist der malerischste Fleck der Insel. Der türkisblaue Atlantik rollt hier an beige-weißem Sand aus, umrahmt wird dieses Gemälde von grünen Hügeln, auf denen in der richtigen Jahreszeit die Heide blüht. Hinter den Dünen beginnt der Machair, eine empfindlich dünne Wiesenschicht, auf der im Frühsommer ein bunter Blumenteppich entsteht. Ein wichtiges Brutgebiet für seltene Vogelarten.
Oberhalb der Kiloran Bay gibt es einen kleinen Parkplatz, der einen wunderbaren Blick erlaubt. Von hier aus lässt sich der Strand zu einem ausgiebigen Spaziergang nutzen.
Colonsay House und Gärten
In diesem Haus residieren die Besitzer der Insel, die Strathconas. Das Gebäude steht auf dem Gelände einer alten Abtei, die im Zuge der Reformation aufgegeben wurde.
Um das Herrenhaus erstrecken sich weitläufige und gut gepflegte Gärten, in denen exotische Pflanzen gedeihen. Im ummauerten Garten steht als Gartenhäuschen die große Linse eines alten Leuchtturms. Unbedingt sehenswert ist auch der Stein Dealbh na leisg an einer Quelle. Er soll um 700 nach Christus gemeißelt worden sein.
Zutritt zu den Gärten gibt es nur dreimal die Woche: Mittwoch und Freitag von 12:00 bis 17:00 Uhr, Samstag 14:00 bis 17:00 Uhr. Der Eintritt kostet 2,50 Pfund und wird im Café kassiert, auf dessen Terrasse es sich herrlich unter Sonnenschirmen sitzen lässt.
Oronsay Priory und Keltenkreuz
Die kleinere Nachbarinsel von Colonsay ist bei Ebbe zu Fuß zu erreichen. Auf ihr steht das Kloster, dessen Macht über diese und andere Inseln reichte. In und um die Ruinen lassen sich bestaunen: Ein großes und ein kleines, reich verziertes Steinkreuz, die Überreste eines Kreuzgangs und eine Sammlung alter Grabsteine mit kunstvoller Ornamentik. Gleich neben dem Kloster beginnt außerdem ein großer Sandstrand. Oronsay ist zudem Vogelschutzgebiet.
Die Gezeitentabellen für eine sichere Überquerung hängen sowohl außen an der Waiting Room Gallery als auch im Eingangsbereich des Hotels.
Mehr Info zu Oronsay Priory hier.
Heritage Centre Kilchattan
Gerade an einem Regentag lädt das kleine Museum Geschichtsinteressierte zu einem kurzen Besuch ein. Zu sehen gibt es einige Artefakte wie Wahlbarten oder dem alten Telefonschaltkasten der Insel. Wichtiger aber sind die Geschichtstafeln, Texte und Fotografien. Eine deutsche Verbindung existiert über die Tragödie des Schiffes Arandora Star, die im Detail erzählt wird.
Das Museum ist immer geöffnet, Eintritt ist frei – eine Spende allerdings ist angemessen, um die Arbeit und den Erhalt des Gebäudes zu unterstützen.
Dùn Eibhinn
Sogenannte Duns, also Burgen aus der Eisenzeit, sind in ganz Schottland weit verbreitet. Auch Colonsay verfügt über viele dieser Festungen, die heute meist als Hügel mit flacher Spitze zu erkennen sind. Dùn Eibhinn (gesprochen „Dun Evin“) war zu Zeiten Dalriadas und der Wikinger ein wichtiger Anlaufpunkt. Unter den Lords of the Isles kümmerte sich der Clan MacPhee im Namen der MacDonalds um die Burg. Mit dem Verfall des Clansystems ging auch Dùn Eibhinn nieder.
Dùn Eibhinn lässt sich gut von der Hauptstraße nahe dem Hotel sehen. Eine kleine Parkbucht und eine Infotafel reichen für einen Blick aus der Ferne.
Riasg Buidhe verlassenes Fischerdorf
Ein Stück hinter der Recycling-Anlage Colonsays erheben sich die Ruinen des Fischerdorfs Riasg Buidhe. Die acht zusammenhängenden Häuser wurden in jetziger Form zu Beginn des 19. Jahrhunderts errichtet. Nach dem ersten Weltkrieg allerdings verließen die letzten Bewohner die Siedlung. Nicht weit entfernt liegt die einstige Kapelle des Dorfes und einige Gräber.
Lord Colonsay Monument
Den weit sichtbaren Obelisk oberhalb von Scalasaig errichteten die Bewohner der Insel in Gedenken an Duncan McNeill, Lord Colonsay im Jahre 1876. Er besteht aus rotem Stein der Insel Mull. Der Aufstieg dorthin kann von der Kirche oder vom Pier aus (vorbei am Pantry Restaurant) unternommen werden und lohnt sich für den Blick über Scalasaig. Geht man von da noch etwas weiter nach Süden, sieht man hinab in die Nachbarbucht.
Minor Light Leuchtturm
Es ist winzig und hat eher die Form einer Babymilchflasche – und dennoch ist der kleine Leuchtturm von den selben Ingenieuren erdacht worden, wie die großen: die Familie Stephenson hat das Scalasaig Minor Light entworfen – befeuert mit Pottwal-Öl. Es spricht für die Sorgfältigkeit der Inselbewohner, dass sie sich auch um dieses kleine Juwel bemüht haben. Auf das Feuer durch Walöl verzichten sie aber Gottseidank.
Steinkreise und Standing Stones
Verstreut über die Insel stehen einige Monolithen, die einst Steinkreise geformt haben könnten. Die größten davon ragen sichtbar in einem Feld am Westende von Loch Fada heraus. Das sind die Fingal’s Limpet Hammers. Sie stammen aus der Bronzezeit. Man kann von der Straße durch ein altes Türchen über das Feld zu ihnen hingehen.
Gleich hinter dem Hotel die alte Straße den Berg hinauf erscheint rechter Hand der kleine Steinkreis „Buaile Riabhach“. Es ist nicht ganz klar, was diese Ansammlung eigentlich ist, da es eine Mischung aus Steinkreis und Cairn zu sein scheint. Sie stammen von etwa 100 vor Christus.
Buchladen, Brennereien, Brauerei und Galerien
In Scalasaig kaum zu übersehen ist der Buchladen – dank der großen Lettern auf dem Gebäude. Er ist wirklich ein Juwel für Menschen, die sich für die Kultur und Geschichte des gälischen Schottlands interessieren. Geöffnet täglich zwischen 15 und 17:30 Uhr.
Hochgeistig geht es gleich durch die Tür nebenan zu: Dahinter verbirgt sich die Wild Island Gin Brennerei. Im Laden gibt es auch Wodka und Bier zu kaufen, die nach Rezept des Besitzers auf dem Festland hergestellt werden. Wenn Zeit ist und man höflich fragt, kann man sich die Apparate für den Gin ansehen.
Eine weitere Gin-Destillerie liegt weiter in der Insel: Die Wild Thyme Spirits. Gruppen können hier Führungen und Tastings vereinbaren.
Wer sich selbst etwas verpflegen will, besucht den General Store, den „Supermarkt“ Colonsays. Im selben Gebäude befindet sich auch die Postfiliale.
Weitere Shopping-Möglichkeiten: In Scalasaig die Straße hinter dem Supermarkt und Postoffice hinauf, liegt das kleine Kunsthandwerks-Geschäft Christine’s Den. Und die schon erwähnte Waiting Room Gallery verkauft neben Bildern und Schmuck auch selbstgefärbte Häkelwolle und mehr. Zudem ist Besitzerin Sarah auch eine Tourismus-Beauftragte für die Insel.
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Die Natur Colonsays
Die Flora und Fauna der Insel gehört ebenfalls zu den Sehenswürdigkeiten. Denn es gibt einige besondere Arten hier.
Die Colonsay Biene ist an sich die dunkle europäische Biene Apis mellifera mellifera, die auf der Insel fast schon ausgestorben war. Doch ab 1960 kümmerte sich ein Imker auf Colonsay intensiv um diese Insekten und heute schwirren sie auf der ganzen Insel umher. Zu ihrem Schutz ist es verboten, andere Arten auf die Insel zu bringen. Freilich fliegen hier weitere interessante Insekten wie etwa Libellen umher.
206 verschiedene Vogelarten sind auf Oronsay und Colonsay beheimatet, darunter auch der seltene Wachtelkönig „Crex Crex“ (englisch „Cornkrake“).
An vielen Stellen haben sich alte schottische Pflanzen und Bäume gehalten. Haselnuss, Birke, Eiche und andere gehören dazu. Echtes Mädesüß wächst an einigen Stellen, Meerfenchel, Langblättriges Waldvöglein, Gagelstrauch, die seltene Orchideenart Spiranthes romanzoffiana und sechs Arten von Johanniskraut sind nur einige weitere der 500 unterschiedlichen Pflanzenarten auf der Insel.
Manche Dinge sind hingegen wichtig, weil sie eben nicht da sind. So wurde etwa der Rhododendrom ponticum auf Colonsay erfolgreich ausgerottet. Diese auf Großbritannien ursprünglich nicht beheimatete Art verbreitet sich wie eine Seuche. Obwohl schön anzusehen, verdrängt sie andere Arten und ist für Bienen giftig. Auch Igel haben auf der Insel noch keinen Halt gefunden – sie gelten als Plage auf einigen der Äußeren Hebriden.
Allerdings hört hier auch niemand das Röhren von Rotwild. An der Ostküste kann es dagegen passieren, dass Wanderer von den neugierigen Augen der wilden Ziegen verfolgt werden, die – so sagt der Volksmund – nach der Irrfahrt der geschlagenen spanischen Armada hier zurückblieben.
Aktivitäten
Wanderungen
Es lohnt sich in die Natur der Insel vorzudringen, einige Sehenswürdigkeiten erschließen sich erst dadurch. Einige auf gut ausgebauten Wegen, andere durch die Landschaft. Besonders im Spätsommer kann der Farn abseits der Wege allerdings zu einem echten Hindernis werden. Und nach Regenfällen sind selbst gut ausgebaute Wege oft äußerst matschig.
Radfahren
Die Ringstraße auf der Insel bietet sich Radfahrern geradezu an. Der Belag ist für die meisten Räder angemessen. Alle größeren Sehenswürdigkeiten lassen sich damit erreichen – außer vielleicht Oronsay.
Räder können bei Colonsay Bikes and Boards ausgeliehen werden. Bei Vorbestellung bringt der Vermieter die Räder an einen vereinbarten Ort und holt sie wieder ab. Oft zur Waiting Room Gallery direkt am Pier.
Insel-Tour mit Kevin Byrne
Für 40 bis 60 Pfund fährt der ehemalige Hotelmanager und heutige Insel-Historiker ein oder mehrere Personen im eigenen Wagen über die Insel. Dabei erzählt er sowohl über die Geschichte als auch über die Pflanzenwelt Wissenswertes. Kaum eine Frage bringt ihn in Verlegenheit und danach sieht der Besucher die Insel mit ganz anderen Augen.
Aussteigen ist allerdings nur selten möglich, darum sollte die Tour eher als Informationsgrundlage gesehen werden vor weiteren Erkundungen. Außerdem bietet Kevin verschiedene geführte Wanderungen an. Zum Beispiel den „Fern Appriciation Walk“.
Weitere Infos hier.
Golf spielen auf altem Platz
Volle 18 Löcher umfasst der recht ungewöhnliche Golfplatz auf Colonsay. Ungewöhnlich deshalb, weil kein Clubhaus zu sehen ist, nur eine Bank markiert den Start. Zudem ist der Golfcourse auch noch rund 200 Jahre alt. Vom Ambiente zwischen schroffen Hügeln und wunderschönen Buchten ganz zu schweigen.
Eine Spielerlaubnis kann im Hotel oder im Colonsay House erstanden werden.
Festivals auf Colonsay
Für eine kleine Insel bietet Colonsay immerhin einige Feste an. Neben den regelmäßigen Ceilidhs (schottischer Tanz und Musik) in der Village Hall von Scalasaig gibt es da noch:
Colonsay Book Festival – Das letzte Aprilwochende gehört den Leseratten. Zwei intensive Tage, bei denen auch bekannte Autoren zu Gast sind. Programm und Infos hier.
Colonsay Festival of Spring – Läuft drei Wochen im Mai. In der Zeit finden Wanderungen in die Natur und Geschichte der Insel statt und die Teilnehmer können sich an verschiedenen alten und neuen Kunstfertigkeiten probieren, wie das Mauern von Steinmauern, Häkeln, Färben von Stoffen, Glasmalerei und vieles mehr. Programm und Infos hier.
Ceòl Cholasa Folk Festival – Vier Tage jeweils Mitte September treten hier bekannte und neue Musiker auf, die sich der schottischen Musik verschrieben haben. Programm und Infos hier.
Autumn Food and Drink Festival – Zwei Wochen Mitte Oktober dreht sich alles um Essen und Trinken. Sowohl um das Produzieren und Erhalten von Nahrung als auch um das Genießen. Mehr Infos hier.
Anreise, Fortbewegung und Aufenthaltsdauer
Die wichtigste Verbindung zur Insel stellt die Fähre von Oban aus her. Die Überfahrt dauert zirka zwei Stunden und führt dabei an der Isle of Mull vorbei. Sie legt im Hauptort Scalasaig an. Kosten mit Auto liegen bei zirka 82 Pfund.
Colonsay kann Mittwoch und Samstag im Sommer mit der Fähre von Islay aus auch als Tagesausflug angesteuert werden. Doch richtig gerecht wird der Besucher der Insel nur, wenn er zwei oder drei Tage bleibt. Allerdings bietet einem die Weiterfahrt nach Islay die Möglichkeit des Inselhoppings.
Die Zeiten und aktuellen Kosten finden sich bei Betreiber Caledonian MacBrayne auf der Webseite.
Zur ersten Orientierung lohnt es sich, in der Waiting Room Gallery vorbeizuschauen, die direkt am Pier liegt und immer offen hat, wenn Fähren anlegen. Hier gibt es Infos und Broschüren.
Einmal die Woche landet ein Flugzeug der Hebridean Air Services auf dem Flugfeld hinter dem Golfplatz. Mehr Info dazu hier.
Auf Colonsay verkehren keine Linienbusse oder Taxis. Fortbewegung auf der Insel erfolgt also mit dem eigenen Auto, einem Fahrrad oder zu Fuß auf der einspurigen Ringstraße der Insel, die insgesamt 12,5 Kilometer lang ist.
Kommt der Besucher im Auto mit vollem Tank, wird das Benzin bei den kurzen Strecken kaum zur Neige gehen. Doch zur Not gibt es gegenüber dem Insel-Supermarkt eine Zapfsäule.
ACHTUNG: Einige Navigationsgeräte glauben, dass die alte Hauptstraße noch existiert und will einen nach dem Hotel oder bei Loch Turaman diesen Weg entlangschicken. Diese alte Straße ist unpassierbar. Als Faustregel gilt: Man verlässt eigentlich so gut wie nie geteerte Straße auf Colonsay.
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Unterkünfte auf Colonsay
Es gibt einige wenige Cottages und vielleicht zwei Bed & Breakfasts auf der Insel, darum sind das Hotel und die Lodges dahinter die häufigste Unterkunft. Die Backpackers Lodge liegt in der Mitte der Insel – was für rein zu Fuß Reisende ein Problem darstellen könnte, da die Fähre oft spät anlegt und der Weg danach noch einige Kilometer lang ist. Öffentlichen Transport gibt es nicht.
Es gibt keinen Campingplatz. Zelten darf jeder überall, wenn er sich an den Scottish Outdoor Access Code hält. Man sollte aber im Interesse der Einwohner und anderer Besucher einen dezenten Ort aussuchen.
Wohnmobile sind auf Colonsay nicht zu sehen. Der Grund: Es gibt für sie keinerlei Infrastruktur. Keine Stellplätze, keine Hygiene-Einrichtungen, etc. Die Rundstraße ist komplett einspurig mit engen Ausweichplätzen. Zwei Wohnmobile in entgegengesetzter Richtung würden vermutlich den gesamten Verkehr auf der Insel lahmlegen. Möchte man auf der Wohnmobiltour dennoch Colonsay besuchen, wäre die beste Lösung sich im Hotel einzuquartieren, das Fahrzeug auf dessen Parkplatz abzustellen und die Insel mit dem Rad oder zu Fuß zu erkunden. Ohne Nachweis für eine Unterkunft sind Wohnmobile auf der Insel nicht erlaubt:
Colonsay Community Council does not permit campervans on Colonsay unless you have booked accommodation in advance.
Beste Reisezeit für Colonsay
Für Besucher beginnt die Inselsaison ab Ostern. Der Mai zeigt sich wie überall in Schottland als ein Wonnemonat, in dem kaum Regen fällt und die lang am Himmel stehende Sonne schon für angenehme Temperaturen sorgt. Auch für Colonsay ist das einer der besten Reisemonate. Da das Klima aber verglichen mit anderen schottischen Orten mild und etwas trockener ist, lohnt sich ein Besuch durchaus während des gesamten Sommers.
Zwischen Oktober und Ostern machen die meisten Unterkünfte Pause – auch das Hotel. Da zu der Zeit auch das Wetter den Fährservice häufiger beeinträchtigt, „schließt“ die Insel mehr oder weniger in dieser Zeit für Besucher. Was nicht heißt, dass man es nicht dennoch probieren kann.
Geschichte
Keine Burg auf Colonsay zu sehen, kein großes Kloster. Es scheint so, als habe die Insel gar keine Rolle gespielt in der großen Geschichte der Highlands & Islands Schottlands. Doch der Anschein trügt. Wer um die Geschehnisse auf der Insel weiß, der wird plötzlich die sumpfige Landschaft mit anderen Augen sehen.
Denn schon zu Zeiten der Jäger und Sammler in der Steinzeit war Colonsay ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Das beweisen ausgerechnet Müllhalden. Die berühmten Colonsay Middens sind wahre Fundgruben für Archäologen und zeigen, dass vor 8.700 Jahren Jäger und Sammler hier für eine längere Zeit lebten – vor allem von Haselnüssen, aber auch von Meeresfrüchten. Eine echte Besiedlung fand am Ende der Jungsteinzeit statt, also der Zeit, in der die Steinkreise auf Orkney entstanden sind.
Im gälischen Reich Dalriada, mit dem sich auch das Christentum etablierte, war Colonsay eine wichtige Insel auf den Schifffahrtsrouten. St Columba landete im Süden der Insel im Jahre 563. Seitdem gab es auch Mönche hier. Die Insel Iona kann von Teilen der Westküste gut gesehen werden – die Verbindung dieser beiden Inseln zeigt sich durchaus auch in der Steinmetzkunst. Das Kreuzbildnis dealbh na leisg im Colonsay House stammt von zirka 700 nach Christus.
Wie auf allen Hebrideninseln bereiteten die Wikinger ab Ende des 8. Jahrhunderts dieser Kultur ein jähes Ende. Auch für sie hatte Colonsay eine wichtige Bedeutung auf ihren Handels- und Schifffahrtsrouten nach Irland. Der Fund des Grabes eines hochstehenden Wikingers in einem Langboot unterstreicht, dass die Insel dabei nicht nur Trittstein sondern durchaus begehrtes Siedlungsgebiet und taktischer Stützpunkt war. Zum einen war das Land fruchtbar, zum anderen lässt sich fast jede wichtige andere Insel von hier aus sehen und die Gewässer dazwischen kontrollieren.
Der berühmte Somerled fuhr seinen Angriff gegen seinen nordischen Widersacher 1156 ebenfalls von Colonsay aus und erhielt dadurch Islay Jura und Mull. So wurde in der Folge die Insel auch Teil des Inselreiches, aus dem später die Lords of the Isles hervorgingen. Die MacDonalds waren in Folge die Herrscher der Insel. Ihre Statthalter auf der Insel war der Clan MacPhee.
Unter ihnen führten die Klöster der Insel ihre Arbeit fort. Sowohl die Abbey von Kiloran – hier steht heute das Colonsay House – als auch die Nunnery von Balnahard weiter oben im Norden. Und natürlich Oronsay Priory, in der noch heute mittelalterliche Grabplatten höchster Schönheit ausgestellt sind.
Einen berühmten Sohn brachte die Insel während des Bürgerkriegs Mitte des 17. Jahrhunderts hervor: Alasdair MacColla war ein begabter Stratege und Feldherr, der den damaligen König bis zuletzt verteidigen konnte. Er wurde dafür freilich in Dunstaffnage Castle hingerichtet – natürlich von einem Campbell.
Danach übernahmen die MacNeill of Barra hier die Herrschaft. Und etliche Inselbewohner können noch heute ihre Linie bis zu den ersten MacNeills zurückverfolgen, genauer gesagt auf Iain a‘ Chuaich – John vom Ozean. Er soll auf der Fahrt von Barra während eines Sturmes an Bord des Bootes zur Welt gekommen sein. Damit er nicht erfrieren würde, schlachteten die Seeleute eine Kuh und legten das Kind in deren Bauch, um es warmzuhalten.
Die Niederlage der Jakobiten beschleunigte aber eine Entwicklung, die schon davor eingesetzt hatte: das Clansystem mit seiner Art der Boden-Bewirtschaftung hatte ausgedient. Viele Bewohner mussten weichen. Die berüchtigten Highland-Clearances hatten auch Colonsay erreicht. In mehreren Wellen wanderten Einwohner von der Insel aus – teils nach South Carolina, teils nach Prince Edward Island bei Nova Scotia.
Colonsay gehörte ab dann dem Landlord, dem Großgrundbesitzer. Das hat sich bis heute nicht geändert, auch wenn sich die Namen der Landlords einige Male wechselten.
Trotz der Auswanderung sank die Zahl der Bewohner nicht so drastisch über die Jahrzehnte. Die Kindersterblichkeit sank aufgrund besserer Hygienemaßnahmen. Kartoffelanbau ernährte die Bevölkerung eine Weile gut.
Doch als die Kartoffelfäule Mitte des 19. Jahrhunderts zuschlug, ging es bergab mit Colonsay. Nicht nur Hunger, auch mehrere Epidemien setzten den Bewohnern zu. Männer, die in den Kriegen in den Kolonien starben, das Verschwinden des Herings, die Abwanderung in Großstädte … zwei Drittel der Bevölkerung Colonsays verschwanden bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Da macht es keinen Unterschied, dass der Erste Weltkrieg die Inselbevölkerung gar nicht so dezimierte, wie es etwa auf der Isle of Skye der Fall war.
1904 starb der letzte MacNeill-Landlord. Die Strathconas, die heute noch Landlords sind, kauften die Insel. Selbst reiche Ruheständler können hier höchstens ein Haus bauen, der Grund darunter bleibt in Händen der Familie Strathcona.
Aus der lebhaften Insel war nun eine menschenleere Wüste geworden. Ein Gefühl der Einsamkeit breitete sich aus. Und auch das trägt bis heute dazu bei, dass Menschen ihr Arbeitsleben lieber an einem anderen Ort gestalten. Doch nicht alle fühlen so. Und so trifft der Besucher heute auf eine kleine, aber liebenswerte und durchaus moderne Inselgemeinde.
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