Die schottische Insel Islay steht mit ihrem Namen vor allem für Whisky. Dabei hat sie viel mehr zu bieten: Kultur, Natur, Festivals. Hier der Überblick für die Islay-Reise.
Infos zu Islay:
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» Unterkünfte
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» Geschichte
Islay ist die südlichste Insel der Hebriden. Sie liegt etwa auf der Höhe der beiden Städte Edinburgh und Glasgow an der Westküste Schottlands.
Islay ist in etwa so groß wie Singapur in Asien. Allerdings wohnen dort auf den 620 Quadratkilometern 5,6 Millionen Menschen, wohingegen Islay gerade mal 3.228 Einwohner zählt.
Mein Reiseführer Islay, Jura, Colonsay & Gigha
Auf 214 Seiten beschreibe ich 38 Sehenswürdigkeiten auf den Inseln Islay, Jura, Colonsay und Gigha. Zusätzlich Infos zur Anreise, zum Klima, zur Geschichte, Festivals und mehr. Mit drei sechs Tagestouren.
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Islay ist bekannt und berühmt für Whisky. Immerhin acht Destillerien produzieren das Wasser des Lebens, weitere sind in Planung.
Doch daneben besticht die Insel mit einer wunderbaren Natur: grüne Hügel laufen zu weißen Sandstränden aus, Adler kreisen über Steilkippen, an denen sich das grünblaue Meerwasser bricht. Auf dem Farmland tummeln sich Rinder und Schafe auch ausgefallener Rassen.
Und dann sind da natürlich noch die Menschen und ihre Geschichte. Islay war einst Zentrum eines gälischen Inselreiches, regiert von den MacDonalds. Und auch heute ist die alte Sprache der Highlands und Islands auf der Insel präsent – bei Kulturveranstaltungen, Festen und schließlich auch in den Namen der Whiskys der Insel. Auf Gälisch heißt die Insel übrigens Ìle, was in etwa „Iehle“ ausgesprochen wird.
Islays Orte und Regionen: Eine Reise mit dem Hexeneinmaleins
Auf der Landkarte hat Islay mit etwas Fantasie die Form einer alten Hexe: Das langgezogene Gesicht mit dem Kinn und dem Hexenhut wird von der Halbinsel Rhinns of Islay eingenommen. Rhinns kommt vom gälischen „Roinn“ und heißt so viel wie „Teilstück“. Auf ihr befinden sich die beiden Destillerien Kilchoman und Bruichladdich. Im Süden enden die Rhinns of Islay nahe des Orts Portnahaven.
Im Westen des Rhinns ziehen sich einige der schönsten Strände Islays entlang, zum Beispiel Machir und Saligo Bay. Ein Auge hat die Hexe hier auch: Loch Gorm ist der größte Süßwassersee der Insel.
Die Meereslochs Indaal und Gruinart schneiden tief in Islay ein, so dass sich hier der Nacken der Hexe bildet. Loch Gruinart ist eines der beiden Vogelschutzgebiete Islays, in dem sich von September bis April Zehntausende Gänse aufhalten.
Östlich von Loch Gruinart beginnt die Hauptinsel von Islay, zugleich quasi der Buckel der Hexe. Hier liegt Loch Finlaggan, das Zentrum der Lords of the Isles. Weiter im Osten nähern wir uns der Meerenge zwischen Islay und Jura, die beiden auffälligen Gipfel der Berge der Nachbarinsel heißen Paps of Jura, sie sind nun ein dauernder Blickfang – kein Wunder, das englische „Paps“ lässt sich auch mit „weibliche Brüste“ übersetzen.
Nahe der Meerenge, der Caol Ìle (sprich etwa: „köhl Ihle“), haben sich drei weitere Whisky-Brennereien niedergelassen: der Neuling Ardnahoe und die beiden Urgesteine Bunnahabhain und Caol Ila. Im Osten schließt die Insel schließlich mit dem Hafen Port Askaig ab. Von hier verkehrt nicht nur die Fähre zum Festland sondern auch hinüber zur Insel Jura.
Folgt man der Straße wieder zurück nach Westen und biegt dann nach Süden ab, erscheint als nächstes der Ort Bowmore.
In Bowmore schlägt das Herz Islays. Hier reihen sich einige Gaststätten und Hotels aneinander, sogar eine Art Ladenzeile gibt es hier. Der kleine Hafen bietet auch noch einen grandiosen Ausblick auf die Bowmore Destillerie. Am Ortsausgang nach Süden hin liegt schließlich die berühmte runde Kirche. Rund, damit der Teufel sich in keiner Ecke verstecken kann.
Es geht nun ein langes Stück über die Hauptstraße der Insel vorbei am Flughafen bis im Süden schließlich die Islay Maltings, das große Malzhaus der Insel auftaucht.
Dahinter liegt schon der Ort Port Ellen, der zweite Fährhafen der Insel, in dem es auch große Hotels mit Restaurants gibt.
Von da aus geht die Straße weiter nach Osten – quasi zum Hinterteil der Hexe. Hier reihen sich die drei Destillerien Laphroaig, Lagavulin und Ardbeg an der felsigen Küste aneinander. Auf den Felsen in den Buchten des Südens liegen oft Seehunde und lassen es sich gutgehen.
Bleiben noch die Füße der Hexe: Das ist die Halbinsel Oa im Südwesten Islays. Hier befindet sich das zweite Vogelschutzgebiet und eine beeindruckende Klippenlandschaft.
Sehenswürdigkeiten
Im Folgenden die wichtigsten und auch fotogensten Sehenswürdigkeiten auf Islay. Die Destillerien stehen in einem extra Abschnitt, ebenso wie die Strände. Auf der Übersichtskarte sind die Punkte alle zusammengetragen:
Kildalton Cross
An der Ruine der Kildalton Kirche stehen verschiedene Grabsteine. Darunter aber sticht ein Stein-Kunstwerk heraus: das Kildalton Cross. Aus einem einzigen Stein herausgearbeitet ist das über tausend Jahre alte Kreuz ein Beispiel für die hohe Kultur, die unter den Lords of the Isles auf der Insel herrschte.
Mehr zum Kildalton Cross hier.
Dunyvaig Castle
Eine Ruine einer alten MacDonalds-Burg gelegen in der Bucht von Lagavulin, direkt gegenüber der Destillerie. Hier legten einst auch Schiffe aus Irland an. Die Burg gehörte den MacDonalds.
Mehr Infos zur Dunyvaig Castle hier.
Mull of Oa und das American Monument
Der Südwesten Islays wird von Besuchern oft ausgelassen. Dabei zeigt sich dort mit eine der schönsten und wildesten Seiten. Die Halbinsel heißt An Oa. Eines der beiden Vogelschutzgebiete Islays liegt hier. Zudem endet das Land hier mit einem Crescendo: der Mull of Oa bietet eine großartige Klippenszenerie gekrönt von einem Turm, dem American Monument. Es erinnert an Seeleute, die vor dem Mull of Oa gestorben sind.
Mehr Infos zum Mull of Oa hier.
Kilarrow Parish Church
Die auffällige Kirche in Bowmore heißt Kilarrow Parish Church. Auffällig ist sie deshalb, weil sie auf einer Anhöhe sitzt und die Hauptstraße der Ortes fast in sie hinein zu führen scheint. Zudem ist sie komplett rund gebaut. Die Legende dazu: Es sollte keine Ecken geben, damit sich der Teufel darin nicht verstecken könne. Tatsächlich aber ließ sich der Bauherr damals schlicht von einem Architekten-Entwurf inspirieren, den er anderswo gesehen hatte. Die Kilarrow Parish Church wurde übrigens schon 1769 eröffnet und steht ebenfalls auf der schottischen Denkmalliste. Auch heute finden darin Gottesdienste statt und der angeschlossene Friedhof ist ebenfalls sehr schön.
Finlaggan
Das einstige Herz des großen Insel-Reiches der Lord of the Isles, gelegen auf einer Insel in einem Süßwasserloch. Auch wenn nur noch Ruinen hier stehen, lebt der Platz von seiner Atmosphäre. Im Museum gibt es außerdem ein Café.
Mehr Infos zu Finlaggan hier.
Kilmeny Graveyard und Dun Guaidhre
Nur ein kleiner Abstecher von der Straße bringt einen zu einem schönen Friedhof mit Blick über die Felder Islays. Dabei ist schon die Abfahrt von der Straße ein wunderbarer Anblick. Kommend von Port Askaig biegt man links ab zum Kilmeny House. Der Feldweg führt dabei durch einen kleine Märchenwald.
Fährt man immer geradeaus, kommt man zu Kilmeny House, ein B&B. Für den Friedhof muss man die nächste Straße nach rechts abbiegen.
Vom Friedhof aus erkennt man einen Hügel, der nicht sehr natürlich aussieht. Das ist Dun Ghuaidhre, eine ehemaliges Eisenzeitfort. Danach fährt man auf dem selben Weg wieder zurück zur Straße.
Wollen Mill
Ein unscheinbares Steinhaus hat es in sich: Alte Webstühle und neue Kleidung. Die Islay Woolen Mill hat dabei auch Kostüme für Filme hergestellt, aber auch für den Hochadel des Königreichs. Ein Besuch dort lohnt wegen der Geschichten des Besitzers und der Führung durch die Technik.
Mehr Infos zur Islay Woolen Mill hier.
Cill Chiarain
Unterhalb der verstreuten Häuser des Orts Kilchiaran an der Westküste des Rhinns of Islay findet sich eine mittelalterliche Kirchenruine. An dieser Stelle soll einst der heilige Columba, Schottlands großer Missionar, Islay zum ersten Mal betreten haben. Im Inneren der Kirche findet sich unter anderem ein altes Taufbecken. Geht der Besucher von der Kirche weiter in die Bucht hinunter, findet er dort einen Strand hauptsächlich mit groben Steinen.
Tormisdale Croft Crafts
Mitten im Nichts des Rhinns findet sich der Tormisdale Croft Craft Shop. Hier findet sich handgesponnene Wolle und allerlei andere Naturprodukte aus dem Farmbetrieb. Auf jeden Fall ein sehr uriges kleines Farm-Geschäft.
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Strände auf Islay: Sand so weit das Auge reicht
Einige der schönsten Strände Schottlands liegen auf Islay. Zwar sieht man hier selten Menschen, die in der Sonne liegen oder Baden gehen. Denn es geht doch meist ein Wind und das Wasser ist recht kalt. Außerdem können gefährliche Strömungen im Meer auftreten. Jedoch sind die Strände hier relativ einsam und eignen sich zu ausgiebigen Spaziergängen.
Auf der Karte mit den Sehenswürdigkeiten oben sind die wichtigsten Strände verzeichnet. Außerdem liegt ein schöner Strand vor der Bowmore Destillerie und auch am Ortseingang von Port Ellen sowie in Port Ellen selbst.
Hier einige weitere schöne Strände auf Islay kurz vorgestellt.
Cruach Mhòr
Der größte Strand von Islay erstreckst sich westlich der Straße zwischen Bowmore und Port Ellen. Fast acht Kilometer feinster Sand immer wieder unterbrochen von einigen Felsen. Zugang ist allerdings gar nicht so einfach. Ein Feldweg führt im Norden der A846 zur Laggan Farm. In der Mitte direkt nördlich des Islay Airports gibt es ebenfalls einen löchrigen Feldweg, der zum Strand führt. Im Süden liegt der Zugang hingegen bei der Kintra Farm, die Straße ist hier wesentlich besser.
Kilchiaran Bay
Im Ort Port Charlotte geht eine Straße ab zur Westküste des Rhinns of Islay. Der Ort Kilchiaran mit der Kirchenruine liegt dort und passiert der Besucher die Ruine, landet er schließlich in der Bucht, in der es viele Steine aber auch etwas Sand gibt.
Saligo Bay
Einer der interessantesten und wildesten Strände der Insel liegt in der Saligo Bay. Sand wird unterbrochen durch interessante Felsformationen, An der Bruchkante zum Grasland finden sich Feuersteine. Die Brandung hier erscheint noch wilder als an anderen Stränden. Die Saligo Bay erreicht man über eine Straße vorbei an der Kilchoman Destillerie und dann rechts.
Machir Bay
Ein kleiner und feiner Strand liegt beim Ort Kilchoman nahe der Whisky-Destillerie. Hier ist außerdem ein Friedhof für Seeleute, die bei einem Schiffsunglück in der Nähe gestorben sind.
Mehr Infos zu Machir Bay hier.
Claggain Bay
Kein Sand und gerade deshalb so wunderschön. In der Claggain Bay hat die Brandung grobe Steine rundgeschliffen und dabei deren Farbspiel wunderbar herausgearbeitet. Die Straße dorthin führt vorbei an den drei Destillerien im Süden der Insel und dann immer weiter geradeaus.
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Islay Whisky: Eine Insel als Whisky-Region
Natürlich schwebt der Geist des Whiskys über der Insel. Überall begegnet der Reisende nicht nur Brennereien. Das Getreide-Silo am Hafen von Port Ellen, die Mälzerei am Ortseingang, das Geschäft in Bowmore und die vielen Lagerhäuser erinnern immer wieder daran, dass hier Whisky hergestellt wird und zwar en masse.
Alle Destillerien verfügen über einen Shop, bieten Führungen und Verkostungen an. Von der einfachen Tour bis hin zu Masterclasses, in denen edlere Tropfen mit fachkundigen Kommentaren angeboten werden. In den Läden gibt es meist eine Distillers-Edition, die es nur vor Ort zu kaufen gibt. In einigen Destillerien gibt es einen kostenlosen Probeschluck, in anderen kostet er hingegen etwas.
Die Destillerien tragen alle Namen, die aus dem Gälischen kommen, meist ist das simpel die Ortsbeschreibung. Dabei zeigt der Name oft die englische Form, die phonetisch das Gälische nachahmt. Das Gute: Bowmore, Lagavulin, Ardbeg werden daher einfach so ausgesprochen, wie sie geschrieben sind.
Bei der Aussprache gälischer Namen kursieren viele Varianten. So wird zum Beispiel bei Caol Ila häufig die Aussprache „kall Ila“ oder „kuuhl Eila“ herumgereicht. Ganz ehrlich: Mit Gälisch hat das nichts mehr zu tun. „Caol“ heißt Meeresenge und wird ungefähr „köhl“ ausgesprochen. Ila ist nach heutiger Sicht an sich gar kein „echtes“ Gälisch. Passend wäre Ìle als Name, dann wäre es ungefähr „köhl Ihle“ (langes Ö, langes I). Ich habe auch schon Einheimische diese Aussprache über die Meeresenge benutzen hören. Aber versuch mal einen Whisky auf einer deutschen Whiskymesse so zu bestellen …
Dennoch ist es sehr interessant die Herkunft der Namen jeweils zu erklären. Reisen wir also von Süd nach Nord auf Islay und besuchen die Destillerien dort.
Die Drei im Süden:
Alle drei Destillerien im Süden produzieren nicht für Weicheier. Sie schmecken rauchig und torfig, sogar medizinisch. Mutige laufen zu Fuß den Weg von Port Ellen und besuchen alle drei Destillerien unterwegs. Da das immer wieder auch zu Unfällen mit betrunkenen Fußgängern auf der Straße geführt hat, begleitet nun ein eigener geteerter Weg die Straße.
Laphroaig
Seit 1815 wird in der „Senke der breiten Bucht“ Whisky gebraut. Dabei verleihen Kresole dem Laphroaig einen ganz unverwechselbaren Geschmack. Die Gebäude der Destillerie stehen in der schottischen Denkmalliste. Laphroaig mälzt teilweise selbst, teilweise bezieht von der Port Ellen Mälzerei. Besitzer ist der amerikanisch-japanische Beam-Suntory Konzern. Der Name wird „Lafroig“ ausgesprochen.
Darum besuchen: Urige Destillerie mit sehr eigenem Flair und einem wirklich eigensinnigen Whisky. Unter dem Schriftzug am Lagerhaus kann man sich sehr gut fotografieren lassen.
Lagavulin
In der „Senke der Mühle“ steht diese Destillerie gegenüber der Burgruine Dunyvaig Caste – sie präsentiert sich dabei wunderbar fotogen. Auch sie produziert einen recht kräftigen Whisky. Gegründet wurde sie 1816. Lagavulin bezieht das Getreide komplett von den Port Ellen Maltings und gehört dem Großkonzern Diageo.
Darum besuchen: Schöne alte Räume im Besuchsbereich. Ansonsten ist die Bucht und der Blick auf die Burg eine Wucht. Mit Glück lassen sich Seehunde sehen.
Ardbeg
Das Ende der Reihe bildet Ardbeg, dessen Ursprünge auch schon zurück bis 1815 reichen. Ardbeg bedeutet „kleine Anhöhe“. Produziert werden hier nicht wenige unterschiedliche Abfüllungen, die aber alle recht torfig sind. Ardbeg gehört dem Konzern Moët Hennessy Louis Vuitton. Im Visitor-Center gibt es außerdem gutes Essen.
Darum besuchen: Gutes Lokal, riesiges Areal, eine fotogene Brennblase gleich am Parkplatz und das Lagerhaus mit dem Blechdach. Wunderbar.
Die drei im Westen:
Bowmore
Sie ist eine der ältesten Brennereien überhaupt, schon seit 1779 entsteht hier Whisky. Sehr häufig werden Bowmores in Sherry-Fässern gelagert. So mischen sich neben einer Spur Rauch und Torf auch süße Aromen hinzu. Bowmore – oder gälisch „Bogh Mór“ – heißt „große Biegung“. Die Brennerei gehört zum Beam-Suntory Konzern. Bowmore ist eine der wenigen Destillerien, die noch selbst mälzen.
Darum besuchen: Lässt sich gut mit einem Bummel im Ort Bowmore verbinden. Ansonsten sieht man bei der Führung vom Mälzboden bis zum Vault No 1 alles.
Bruichladdich
Einmal über Loch Indaal hupfen und man landet in der Bruichladdich Distillery. Der Name kommt vom Gälischen „Bruthach a‘ Chladaich“ und „Bruichladdich“ ist quasi wieder die englische Lautschrift dazu. Grob übersetzt: „Steilhang des Strandes“. Auch wenn die Gründung schon 1884 war, wird erst seit 2001 wieder gebrannt – höchst erfolgreich.
Herrschte zunächst die Idee, ungetorfte Whiskys unter der Marke Bruichladdich zu brennen, trat die Brennerei mit dem Port Charlotte den Beweis an, dass sie auch mit Torf und Rauch hantieren können. Mit dem Octomore setzen sie sogar den Maßstab in diesem Bereich. Und seit einiger Zeit machen sie noch mit dem Gin „The Botanist“ Furore. Sowohl für Gin als auch für Whisky gibt es hier Führungen und Verkostungen. Bruichalddich gehört mittlerweile dem Konzern Remy Cointreau.
Darum besuchen: Die teils noch erhaltene viktorianische Einrichtung und die Kombination mit Gin machen Bruichladdich besonders.
Kilchoman
Diese Brennerei ist recht klein und komplett unabhängig. Sie bringen sogar einen Whisky unter dem Label 100% Islay heraus – hier stammt sogar das Korn von der eigenen Farm und die Lagerung findet ebenfalls auf der Insel statt (was bei einigen anderen Herstellern nicht mehr der Fall ist).
Kilchomans Eigenart ist ein Hauch von Lakritz. Insgesamt bieten sie so viele unterschiedliche Abfüllungen an, dass sich der Besuch der Masterclass zu einem unvergesslichen Geschmackserlebnis steigert (ja, der Autor ist ein bisschen Kilchoman-Fan). Die Gebäude dieser jungen Destillerie sind im Gegensatz zu den alten Lagerhäusern der Konkurrenz hingegen kein Hingucker.
Das kleine Café im Gebäude der Brennerei ist übrigens auch sehr gut. Kilchoman ist die englische Umschreibung von „Cille Chomain“ und heißt „Kirche des Coman“.
Darum besuchen: Mit die herzlichste und familiärste Destillerie auf Islay mit einem netten Shop und gutem Essen. Mit eine der kompetentesten Führungen, die ich mitgemacht habe – allerdings bei der Masterclass. Im Anschluss an einen der Strände in der Nähe gehen.
Mehr zur Kilchoman Destillerie hier.
Die drei im Nordosten:
Caol Ila
Um es gleich zu sagen: Das Gebäude ist selten hässlich. Und dennoch hat Caol Ila seinen Reiz. Zum einen wegen der schieren Menge, die hier produziert wird. Zum anderen weil der Ausblick auf die Meerenge Caol Ìle mit ihrer starken Strömung und den Bergen Juras im Hintergrund einfach großartig ist. Über die Aussprache des Whisky-Namens, habe ich ja oben schon geschrieben.
Darum besuchen: Die Destillerie mit dem größten Ausstoß auf Islay – sechs Brennblasen sind zu bewundern. Ansonsten besticht der grandiose Blick.
Ardnahoe
Weder über den Whisky noch über die Brennerei lässt sich gerade viel sagen. Denn Ardnahoe war bei meinem letzten Besuch noch nicht fertig.
Bunnahabain
1881 wurde die Bunnahabhain Destillerie gegründet, die grauen Lagerhäuser stehen auch bereits auf der Denkmalliste Schottlands. Der Whisky ist relativ mild und nur wenig torfig. Zum Brennen wird gemälztes Getreide aus Port Ellen hergenommen.
Bunnahabhain schreibt sich gälisch „Bun na h-Abhainne“ und bedeutet vermutlich die „Mündung des Flusses“. Wikipedia sagt „Ursprung des Flusses“, da Bun auch „Ursprung“ bedeuten kann. Das halte ich in Anbetracht der Lage am Meer und auch der gegenteiligen Aussage des Herstellers für Unsinn. Besitzer der Destillerie ist der südafrikanische Distell-Konzern.
Darum besuchen: Die Lage der Brennerei in einer felsigen Bucht am Caol Ìle bietet großartige Ausblicke, die Gebäude selbst stehen immerhin auf der schottischen Denkmalsliste. Außerdem standen viele Fässer fotogen außen herum.
Islay Gin
In Schottland scheinen sie gerade überall zu eröffnen: Gin-Brennereien. Auch die Whisky-Insel Islay macht da keine Ausnahme, zumal der erfolgreichste Gin von einer Whiskybrennerei kommt.
Botanist Gin
Ugly Betty heißt die Brennblase bei Bruichladdich, in der der Botanist Gin hergestellt wird. Die Flaschen mit den aus dem Glas herausgearbeiteten enthaltenen Kräutern sind mittlerweile auch in Deutschland an vielen Orten zu haben. Botanist eignet sich hervorragend zum Mixen, und das können Besucher direkt bei Buichladdich auch lernen, wenn sie die Gin-Tour buchen.
Nerabus Islay Dry Gin
Noch relativ neu ist der Nerabus Gin. Deshalb sei er hier vorerst nur genannt. Charakteristisch ist die Beimischung von Heide, das in der Gegend wächst.
Beste Reisezeit für Islay
Die beste Reisezeit für Schottland ist auch die beste Reisezeit für Islay: der Mai. Hier fällt am wenigsten Regen und die Temperaturen sind bereits angenehm. Midges – die Highland-Stechfliegen – halten sich meist noch in Grenzen. Allerdings beim Mai nicht vergessen: die letzte Woche steht im Zeichen des Fèis Ìle – dann wird die Insel wirklich voll.
Islay ist auch wegen der Destillerien bei Touristen sehr beliebt, darum sind die B&B- und Hotel-Preise vergleichsweise hoch und es empfiehlt sich dringend vorzubuchen.
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Anreise: Fähre und Flugzeug nach Islay
Die meisten Reisenden nehmen die Fähre vom Anleger in Kennacraig, die im Sommer meist fünf Mal am Tag ablegt. Die noch recht neue „Finlaggan“ setzt sie dann in zirka zwei Stunden über. Dabei wechseln die Zielhäfen auf Islay – manchmal geht es nach Port Ellen, manchmal nach Port Askaig. Das hängt stark von den Gezeiten ab.
Ein Passagier hin und zurück kostet zirka 14 Pfund, ein Auto (Fahrer und Passagiere nicht mit eingeschlossen) liegt bei zirka 70 Pfund Hin und rück. Die Buchung der Fähre im voraus ist gerade während Frühling und Sommer ein Muss, sicher geht man aber auch im Winter, da Islay mittlerweile ganzjährig viel bereist wird. Dringend auch darauf achten, ob man nicht während des Fèis Ìle fahren will. In der Zeit sind Fähren noch einmal voller.
Mehr Infos bei Fährbetreiber Calmac.
Die zweite Möglichkeit auf die Insel zu kommen, bietet die Fluglinie Loganair. In nur 40 Minuten können Reisende von Glasgow nach Islay gelangen. Preise beginnen bei zirka 100 Pfund einfach. Am Flughafen kann ein Auto für die Insel gemietet werden.
Mehr Infos über die Flüge bei Loganair und über die Mietwägen bei Islaycarhires.
Unterkünfte auf Islay
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Mehr InformationenFèis Ìle: Und andere Islay Festivals und Aktionen
Immer in der letzten Mai-Woche findet auf Islay das Fèis Ìle statt – sprich: „feeesch Ihle“. Das lange E ist hier besonders wichtig, denn das Wort „feis“ gesprochen „fesch“ bedeutet „Sex“.
Das Fest wird mit Musik, Tanz, Essen und – natürlich – Trinken gefeiert. Die Destillerien wechseln sich jeweils mit einem offenen Tag ab. Außerdem bringen sie auch immer eine Fest-Edition ihres Getränks heraus.
Das Fèis bietet aber auch die Gelegenheit in die gälische Kultur einzusteigen, denn es gibt Sprach- und Gesangsunterricht in der Sprache der Highlands und Islands.
Mehr Info auf der Seite des Fèis Ìle.
Gegen Ende November treffen sich traditionelle Musiker zu den Islay Sessions. Bei dem dreitägigen Folkfestival gibt es viel schottische Musik und passend dazu ein paar Dram Whisky – natürlich.
Mehr Infos auf der Seite der Islay Sessions.
Ende April gibt es für Wanderfreunde noch den Walk Islay. Sechs Tage wandern geführte Gruppen gemeinsam über die Inseln Islay, Jura und Colonsay. Dabei lernen die Wanderer die Landschaft kennen und erfahren viel über die Natur. Teilnahme ist mit einer Gebühr von einigen Pfund verbunden.
Mehr Infos auf der Seite von Walk Islay.
Geschichte Islays: Von MacDonalds und Campbells
Erste Hinweise über Menschen auf Islay deuten auf Jäger und Sammler in der Zeit um 8000 vor Christus hin. Rundhäuser aus der Bronzezeit schreiben die Geschichte sesshafter Menschen fort. Überreste der typischen Brochs, wie sie aus der Eisenzeit in ganz Schottland zu finden sind (siehe zum Beispiel Dun Carloway), gibt es auf Islay hingegen nur wenige.
Mit der Missionierung der Insel durch die Christen aus Irland im 6. Jahrhundert, kam auch die Schrift und die Geschichtsschreibung. Der heilige Columba selbst soll nach Islay gekommen sein. In der Folge passierte, was fast überall auf dem Hebriden geschah. Es bildeten sich Mönchszellen – auf Lateinisch „cellulam“. Im Gälischen wurde daraus „Cill“. Dieser Wortbestandteil steckt heute in vielen Ortsnamen der Insel: Kil-choman, Kil-chiaran, Kil-dalton und so weiter.
Zentrum des gälischen Christentums war die Insel Iona und das Reich Dalriada erstreckte sich von Nordirland über die Inseln bis zum Festland. Islay lag mitten in diesem Reich.
Mit der Ankunft der Wikinger und Nordmänner um 900 nach Christus änderte sich die politische Lage dramatisch. Sie sollten für die nächsten Jahrhunderte der Insel ihren Stempel aufdrücken. Namen, die auf „-bus“ enden, deuten auf Gehöfte von Nordmännern hin, altnordisch: „bólstaðr“.
Aus den Wikingern und Gälen formte sich aber mit der Zeit eine neue Macht: die Lords of the Isles. Angeführt von den MacDonalds hielten die Clans der umliegenden Inseln Rat in Finlaggan und waren eine Macht, die das junge Königreich Schottland als ernste Gefahr ansah. Zurecht.
1493 hatten die Schotten das Reich endlich unter ihre Kontrolle bekommen und die Lords of the Isles zerfielen. Es blieben jedoch der Clan Donald auf der Insel – noch. Denn die Campbells waren ein ebenso gieriger wie erfolgreicher Clan, der bald in den Besitz der meisten Teile Islays kam.
Die neuen Herren versuchten dabei durchaus die Insel zu entwickeln. Im 18. und 19. Jahrhundert wurden neue Orte gegründet wie Bowmore, Port Charlotte, Port Ellen und Port Wemyss. In dieser Zeit erkannten die Campbells auch den Wert von Whisky-Brennereien, die nun legal operieren durften.
1848 traf Islay – wie ganz Schottland – die Kartoffel-Fäule. Eine Hungerkatastrophe, in deren Folge viele ihre Heimat nach Amerika verließen. Auch die Campbells verließ das Glück und so wurde Islay aufgeteilt und die einzelnen Ländereien verkauft.
Auch heute gehören die Grundstücke der Insel einigen wenigen – meist abwesenden („absentee“) Landlords. Doch dank des Whiskys und des Tourismus, sowie einiger größerer Farmen, gehört Islay zu den reicheren schottischen Inseln.
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