Gut geschützt liegt die Isle of Arran im Firth of Clyde, nicht weit von Glasgow. Das macht die Insel zu einem beliebten Ausflugsziel, gilt sie doch als Miniatur-Schottland. Und tatsächlich ist sie von ganz eigener Schönheit.
Infos zu Arran:
» Bevölkerung
» Geschichte
» Flora & Fauna
» Geologie
» Sehenswürdigkeiten
32 Kilometer lang, etwa 16 Kilometer breit und der Form einer Kartoffel ähnlich liegt die Isle Arran eingebettet in den Forth of Clyde zwischen der Halbinsel Kintyre und dem schottischen Festland. Miniatur-Schottland nennt man sie. Doch wie soll auf so einer kleinen Insel gleich ganz Schottland Platz haben?
Das Geheimnis liegt in der Zweiteilung der Insel: Mitten hindurch verläuft die sogenannte Highland Boundary Fault, die Hochland-Verwerfung, eine geologische Grenze. Und so gehört der Norden Arrans geologisch zu den Highlands aber der Süden zu den Lowlands.
Das macht sich in der Landschaft bemerkbar. Der Süden mit üppigem Grasland und sanften Hügeln ist bei den Farmern sehr beliebt. Der Norden dagegen wird dominiert vom schroffen Gebirge rund um den größten Berg, dem Goatfell mit 874 Metern.
Auch mit den für die Highlands typischen Glens spart die Insel nicht. Im Norden liegt das herrlich wilde Glen Sannox, das zum Wandern einlädt:
In der Mitte durchschneidet „the String Road“ die Insel, sie führt durch das Tal zwischen dem Ort Brodick im Osten und Blackwaterfoot im Westen.
Umrandet wird diese herrliche Natur durch eine aufregende Küstenlandschaft mit einigen schönen Buchten wie zum Beispiel die von Lamlash.
All das macht Arran eben zu einem Mini-Schottland. Nur die aufregenden Sandstrände der Äußeren Hebriden fehlen hier.
Bevölkerung: Die Menschen von Arran
Obwohl die Insel relativ klein ist, macht sie die Nähe zu Zentral-Schottland zu einem angenehmen Wohnort. Zwar nahm die Bevölkerung von Arran auch in den letzten Jahren noch ab, von 5.045 in 2001 auf 4.629 Personen in 2011, doch verzeichnet Arran damit immer noch die sechsthöchste Einwohneranzahl der schottischen Inseln.
Die Bevölkerung ballt sich dabei an der Ostküste. Zum einem leben in Brodick, dem Hauptort der Insel, 848 Menschen. Größer aber ist die Gemeinde Lamlash ein Stück südlicher. Sie zählt 957 Einwohner. Der Rest verteilt sich auf die Siedlungen entlang den Straßen, wie zum Beispiel Corrie oder Lochranza.
Alle sprechen Englisch. Der letzte Eingeborene, der das einst hier weit verbreitete Gälisch sprach, starb in den 1990ern. Dabei hatte die „Eilean Arainn“ einst einen ganz eigenen Dialekt.
Einige Einblicke in gälische Ortsnamen und woher sie kommen, gibt vor allem die zweite Hälfte des Beitrags hier:
Der Hauptarbeitgeber auf der Insel ist heute der Tourismus. Die vielen Sehenswürdigkeiten, die wunderbare Natur, die Nähe zu den schottischen Großstädten und nicht zuletzt auch die Golfplätze machen die Insel beliebt.
Doch daneben gibt es auch noch eine interessante Lebensmittelindustrie. Da wäre natürlich die Whisky-Produktion zu nennen. Die Arran Distillery brennt seit 1995 in Lochranza an der Westküste das „Wasser des Lebens“.
Etwas weniger hochprozentig ist das Bier der Arran Brewery. Das helle „Arran blonde“ findet man fast in jedem gut sortierten Supermarkt Schottlands.
Auch für Kinder geeignet sind die Produkte der Arran Dairies – ganz vorne vorweg die Eiscreme. Aber auch Käse und andere Milchprodukte kommen aus dieser Fabrik, die zum Zusammenschluss von Taste of Arran gehört. Unter dessen Dach befinden sich dann noch Lachsräuchereien oder Hersteller von Haferkeksen.
Übrigens: Einige dieser Firmen kann man als Tourist besuchen, um einen Einblick in die Produktion zu erhaschen – und natürlich um zu probieren.
Geschichte: Die Herrscher der Isle of Arran
Jäger und Sammler zogen bereits vor über 7.000 Jahren über die Insel, im sogenannten Mesolithikum. Um das Meer zu überwinden, nutzten sie vermutlich Baumstämme oder korbähnliche Konstrukte, die mit Tierhaut bespannt waren – sogenannte Coracles. An einigen Orten der Insel hinterließen sie Überbleibsel von Steinwerkzeugen, Kohlereste von Lagerfeuern und Haselnuss-Schalen, mit deren Hilfe die Wissenschaftler ein ungefähres Datum bestimmen konnten. Die deuten diese ersten Zeichen von Besiedlung in eine Zeit zwischen 6.100 und 5.300 vor Christus.
Auch in der Steinzeit gab es schon einschneidenden Revolutionen, und die wohl wichtigste war der Übergang zum Ackerbau. Ab dann spricht man von der Jungsteinzeit. Zeichen von Rodungen, die auf Landwirtschaft hindeuten, sind auf zirka 3.750 vor Christus datiert – und ab da entwickelte sich auch auf der Isle of Arran eine Kultur, wie sie in ganz Schottland zu sehen ist. Erste Steingräber wurden gebaut und schließlich entstanden Steinkreise, wie sie auch auf den Orkneys zu finden sind oder auf den Äußeren Hebriden.
Auf Arran gibt es einen Platz, der eindrucksvolle Monumente zu zeigen hat: Im Machrie Moor wurden insgesamt sechs Steinkreise gezählt. Vom größten sieht man nur noch drei Steine, doch die sind riesig und lassen erahnen, was einst hier erbaut worden war.
Zwischen 3.000 und 1.500 vor Christus wurde dieser heilige Ort genutzt. Und damit fällt das Monument auch schon in die Anfänge der Bronzezeit ab 2.000 vor Christus, in der auch die Menschen von Arran lernten, wie Metall verarbeitet wurde. Aus dieser Epoche finden sich dann bereits Hausfundamente auf der Insel.
Als Claudius Ptolemäus um das Jahr 150 n. Chr. herum von fünf Inseln nördlich der Küste Irlands schrieb, könnte er damit auch Arran gemeint haben. Denn tatsächlich liegt Arran genauso nahe an der Nordküste Irlands, wie es von Glasgow entfernt ist – zirka 60 Kilometer. Bewohner des Archipels in und um Argyll war laut dem griechischen Geschichtssschreiber ein Stamm namens Epidii, also die Gefolgschaft des Epidios, des „Pferde-Herren“, vermutlich war Arran Teil dieses Stammesgebietes. Vermutlich. Sicher sagen kann es keiner.
Selbst zur Zeit des Reiches Dalriada gab es keine direkte Erwähnung Arrans. Doch könnte der Name vom selben Stamm sein, wie das Wort „Irland“. Denn Ptolemäus schrieb auch über die „Ivernie“, die Iren. Später sprach man von der Gruppe der Érainn. Die Lautverschiebung von E nach A – so schlägt Historiker Thorbjørn Campbell vor – sei nicht ungewöhnlich. Andere Theorien sagen, es würde spitzer Berg bedeuten oder dem gälischen Wort für „Niere“ entstammen: „àra“. Die Form der Insel könnte dazu passen. Allerdings hatten die damaligen Menschen vermutlich keine Ahnung von eben jener Form – Karten oder gar Luftaufnahmen gab es ja nicht.
Mit großer Wahrscheinlichkeit hatte zu Zeit Dalriadas der Cenél nGabráin – das Geschlecht Gabrans – das Sagen über und auf Arran, so wie es auch auf den umliegenden Landmassen Kintyre, Cowal und Bute der Fall war. Dieses Geschlecht hatte über einige Jahrzehnte die Oberherrschaft über ganz Dalriada. Seltsam jedoch: In der berühmten Volkszählung „Senchus fer nAlban“ taucht keine Insel auf, die Arran sein könnte.
Arran lag also unter einer Art Nebelschleier der Zeit verborgen. Das passt gut zu der Theorie, dass das mythische Avalon, auf das der Sagenkönig Artus gebracht wurde, in Wahrheit die Isle of Arran sei. Nicht nur, dass Avalon „Ort der Äpfel“ bedeutet und Arran vermutlich die in irischer Mythologie häufig genannte Emhain Abhlach („Ebene der Äpfel“) ist. Es soll zudem auch eine Heilquelle auf der Insel gegeben haben.
Ein anderes Heil suchte um 600 nach Christus ein Zeitgenosse hier, nämlich sein Seelenheil. Der Heilige Laise ließ sich auf der kleinen Insel in der Bucht von Lamlash nieder. Die wurde prompt später zur „Holy Isle“, zur „heiligen Insel“. Der Heilige Laise ging später als St Molaise in die Geschichte Arrans ein. Die Silbe „Mo“ bedeutet im Gälischen „Mein“.
Molaise lebte zur Zeit des Heiligen Columba und brachte von seinem Refugium aus das Christentum auf die Insel Arran.
Es folgten harte Zeiten für Schottland: Die Wikinger fielen über die Inseln und Küsten her und zwangen sie nach und nach unter ihre Herrschaft. Dass auch Arran davon betroffen war, zeigen heutige Namen. Brodick etwa stammt vom nordischen „Breidavik“ für breite Bucht. Oder Sannox, das ursprünglich über das gälisch Sannaig von Sandvik für Sandbucht herrührt. Von solchen Beispielen gibt es viele auf Arran.
Dieser Ära hat sich heute die Viking Longboat Society verschrieben, deren Drachenschiff heute in Lamlash Bay vor Anker liegt. (Wer die Serie Vikings verfolgt, hat es bereits gesehen, denn das Boot spielt darin mit.)
Dass das Boot auch heute noch in Lamlash liegt, hat einen Grund. Schon damals war die durch die vorgelagtere Holy Isle geschützet Bucht ein strategisch wichtiger Punkt. Und von Arran aus konnte der gesamte Firth of Clyde kontrolliert werden.
Am Südende der Lamlash Bay, bei Kingscross Point wurde auch ein Wikingergrab entdeckt, das endlich das erste klare Datum in Arrans Geschichte erbrachte. In den Beigaben fand man eine Münze von Wigmund, Erzbischoff von York. Er war erst ab dem Jahr 837 im Amt.
Doch dann hört es schon wieder auf mit dem Wissen. Denn während der Zeit, in der Somerled das Volk der Gall Gaidhil zu einer Macht an der Westküste wachsen ließ, und während Schottland sich unter König David I. entwickelte, wird Arran nicht erwähnt. Erst als Somerleds Sohn Angus als Lord von Bute and Arran bezeichnet wurde, erfahren wir wieder etwas über die Insel. Angus lebte bis 1210 nach Christus – und noch immer waren die Norweger eine starke Macht an der schottischen Westküste.
Das änderte sich 1263 mit der Schlacht bei Largs. Largs ist eine Stadt an der Osteküste Schottlands, etwa auf Höhe Glasgows. König Haakon Haakonsson von Norwegen führte seine Flotte in den Firth of Clyde und ließ sie bei Arran in der geschützten Lamlash Bay ankern. Von hier aus sind es gerade mal 33 Kilometer bis Largs über das Meer.
Haakon wollte die Westküste und die Inseln wieder unter norwegische Kontrolle bringen und seine Streitmacht war erschreckend. Zuerst verhandelte er mit den Schotten, doch die wollten wenigstens Arran und Bute behalten dürfen. Haakon verneinte das, brach die Verhandlungen ab und segelte nach Largs, von wo aus er in das Landesinnere vorstoßen wollte.
Doch in der Nacht des 30. Septembers 1263 kamen heftige Winde auf, die einige der Schiffe der Flotte an den Strand trieben. Dort kam es zu einem Treffen der beiden Streitmächte. Die endete zwar mit keinem klaren Sieger, doch die Norweger zogen am nächsten Tag demoralisiert von dannen – wieder in die Bucht von Lamlash. Auf der Heimfahrt nach Norden starb Haakon im Bishop’s Palace auf Orkney. Drei Jahre später gaben die Norweger beim Vertrag von Perth auch formal die Inseln auf – so wanderte auch Arran in die Hand des schottischen Königs.
Robert the Bruce auf Arran
Nur welcher schottische König sollte da herrschen, es gab mehrere Anwärter? Um 1300 herum versuchte dann noch der englische König Edward das Reich im Norden unter seine Kotrolle zu zwingen. Nach einer Schlacht bei Perth 1306 musste der eben frisch gekrönte König Robert the Bruce fliehen. Wo genau er zunächst hin flüchtete ist nicht ganz klar. Sein Weg zurück aber wurde zur Legende und führte über die Isle of Arran.
Genau genommen hat Robert Arran als Trittstein für einen ersten wichtigen Angriff genutzt. Kommend von der Insel Rathlin, die heute zu Irland gehört, schickte er zwei Getreue mit einer Mannschaft los. Über die Halbinsel von Kintyre setzten sie über zur Westküste Arrans, marschierten über Nacht zu Ostseite und attackierten die Besatzung von Brodick Castle. Ob sie diese Burg einnehmen konnten, ist nicht ganz klar, doch sie konnten sich mit Bruce bei Lamlash vereinen.
Ziel der Aktion war nämlich Turnberry Castle, die auf der anderen Seite des Firth of Clyde liegt und einst der Sitz von Robert the Bruce war. Auch hier setzte erst eine Vorhut von Arran über. Vereinbart war, dass die Männer ein Feuer entfachen, wenn Bruce nachrücken sollte. Drüben jedoch sahen die Kundschafter, dass die Burg zu stark besetzt war und wollten kein Feuer anzünden. Das tat zufälligerweise ein Fischer und so rückte auch Bruce mit seinen Leuten nach. Nun blieb nichts mehr anderes übrig, als anzugreifen. Das taten sie erfolgreich.
Der erste kleine Sieg in einer Kette von Scharmützeln, die schließlich auf die Schlacht am Bannockburn hinführte, aber das ist eine Geschichte weit weg von Arran.
Arran war in Hand des Clan Stewart seit etwa 1160, doch auch die Lords of the Isles erhoben seit dieser Zeit immer wieder Anspruch auf die kleine Insel. 1453 auch mit Waffengewalt, als John MacDonald, der letzte Lord of the Isles, Brodick Castle belagern ließ – geholfen hat es ihm nichts, im Gegenteil, das Reich der Lords of the Isles ging bald darauf endgültig an die schottische Krone.
Auf Arran wechselten in den nächsten Jahrhunderten die Besitzer von den Stewarts of Menteith zu den Boyds und bald zu den Hamiltons.
Dann kam die Zeit des Bürgerkriegs, in der Horror auf Horror folgte. Auch für Arran. Der Grund: Religion. Zwar waren alle Christen, doch gerade in Schottland hatte sich der reformierte Presbyterianismus ausgebreitet. Als der pro-katholische König Großbritanniens Charles I. und sein Erzbischoff William Laud versuchten neue Gebetsbücher einzuführen, organisierte sich Widerstand als sogenannter National Covenant im Jahre 1638. Die Bischfoffskriege brachen aus.
Für Arran hieß das: Bereits 1639 wurde Brodick durch den Archibald Campbell, 1st Marquis of Argyll besetzt, der das Covenant unterstützte. Er vertrieb die Hamiltons, die wiederum königstreu waren. 1646 versuchten die Bewohner Arrans die Campbell-Anhänger aus der Burg zu vertreiben, doch die verwüsteten das Land darauhin derart, dass die Folgen noch über viele Jahre zu spüren waren.
1652 schließlich übernahmen die Truppen Oliver Cromwells die Herrschaft sowohl auf Brodick Castle als auch auf Lochranza Castle im Westen der Insel.
Auch sie waren nicht immer freundlich zur Bevölkerung Arrans: sie stohlen Vieh und belästigten Frauen. Der Zorn darüber entlud sich – laut Sage – an einer Bande englischer Plünderer. Mit Mistgabeln und Hacken stellten einige Insulaner die Plünderer samt Beute und rächten sich. Ortsnamen wie Allt a’Chlaidheimh „Schwertbach“, der am Chlach a’Chath „Fels der Schlacht“ (heute Cat Stone) endet, weisen noch auf den Vorfall hin.
Die Isle of Arran war nach diesen Kriegswirren arm und auch die neue Herrin über das Land, Herzogin Anne, litt unter Strafzahlungen, die sie für die Rolle ihres Vaters im Bürgerkrieg zahlen musste. Dennoch schaffte Anne es, zum Beispiel Reparationen für die vorhergehenden Plünderungen zu erwirken. Sie wirtschaftete klug und vergrößerte den Besitz Hamiltons auf Arran.
So gebeutelt die Insel im 17. Jahrhundert war, die Wirren der Jakobiten-Aufstände bis 1745 gingen dafür spurlos an ihr vorüber. Man hatte sich schlicht rausgehalten.
Doch dem Zwang der Ökomisierung konnte sich auch Arran nicht widersetzen. Im Zuge der Highland Clearances ließ Alexander, der zehnte Herzog von Hamilton im 19. Jahrhundert das Land reformieren.
Die Folge: Bauern verloren ihre Scholle. Sie zogen entweder an die Küste und bildeten dort die heutigen Siedlungen wie Brodick, Lamlash oder Whiting Bay, oder wanderten gleich nach Übersee aus, zum Beispiel nach Quebec.
In den 60 Jahren zwischen 1821 und 1881 sank die Bevölkerung daher um 1.870 Menschen – das entspricht fast einem Viertel der damaligen Bevölkerung Arrans. Die Hungersnot durch die Kartoffelfäule von 1846 traf Arran zwar nicht so hart wie zum Beispiel ganz Irland, dennoch verstärkte sie die Auswanderung von der Insel zusätzlich.
Mit dem Crofter’s Act und einigen politischen Reformen, beschnitt das britische Parlament jedoch Ende des 19. Jahrhunderts die Macht der Großgrundbesitzer, und damit auch die Macht der Hamiltons auf Arran. Und so wurde die Insel Teil des Verwaltungsbezirks von Bute. Der kümmerte sich künftig um die Infrastruktur, die wiederum den Tourismus begünstigte.
Ein Teil dieses Tourismus war begünstigt von der in Glasgow aufblühenden Dampschifffahrt, die sich damit auch im Firth of Clyde ausbreitete. Noch heute steuert der letzte funktionierende hochseetaugliche Raddampfer, die Waverley, den Hafen von Brodick an.
Es folgten die zwei fürchterlichen Weltkriege. Und noch einmal kam die strategische Lage von Lamlash mit seiner geschützten Bucht zur Geltung: Geleitzüge trafen sich hier, um dann gemeinsam über den Atlantik zu fahren – diese Taktik sollte vor Angriffen durch deutsche U-Boote schützen.
Neben der Marine gab es aber auch weitere interessante Kriegsaktivitäten auf Arran. Die Spezialeinheit „11 Commando“ trainierte hier für ihre Einsätze, hauptsächlich das Töten mit und ohne Waffe.
Doch war Arran nicht nur hilfreich im Krieg. Die vergleichweise hohen Berge stellten eine Barriere für Flugzeuge auf ihrem Weg nach Glasgow dar. Am 10 August 1941 bezahlten das 22 Passagiere einer Maschine der Royal Airforce mit dem Leben. Das Flugzeug krachte in den Berg Mullach Buidhe im Norden Arrans.
Nach den Kriegen wurde es stiller um Arran, auch weil die Beherrschung des Meeres an Wichtigkeit verlor und dadurch die strategisch wichtige Position Arrans hinfällig wurde. Die Bevölkerung sank bis 1981 um weitere 900 Menschen auf den niedrigsten Stand seit dem 18. Jahrhundert. Erst danach begann eine Erholung der Einwohnerzahl.
Natur: Tiere und Pflanzen auf Arran
Ich habe selten so viel Rotwild so nah am Menschen gesehen wie auf der Isle of Arran. Bei Sonnenuntergang kamen sie während unseres Besuchs in Lochranza von den Bergen herab und aalten sich im Seetang der Bucht, ehe sie den Golfplatz in Beschlag nahmen – während dort noch gespielt wurde.
Hinter unserer Unterkunft in Arran konnten wir zudem noch rote Eichhörnchen flitzen sehen, leider zu schnell für die Kameras.
Wer den Blick nach oben richtet, wird an guten Tagen mit etwas Glück einen der Steinadler („Golden Eagle“) entdecken können, die im Norden der Insel beheimatet sind – gute Gebiete sind hinter der Arran Destillerie und auf dem Pass der String-Road. Uns war dieses Glück allerdings wieder nicht gegönnt, dafür hatten wir viele der sogenannten „Tourists Eagles“ – Touristenadler. Sie heißen so, weil viele Besucher sie für Steinadler halten, obwohl es sich um Bussarde handelt.
Daneben gibt es auf Arran noch Falken, Hühnerhabichte und viele kleinere Vögel.
In den Gewässern um Arran herum schwimmen Otter, Seehunde, Delphine und bisweilen auch Riesenhaie („Basking Sharks“).
Arrans Vegetation ist besonders zur Heideblüte beeindruckend. Dann färben sich ganze Berghänge mit einem kräftigen Rot.
Dazwischen gibt es weite Flächen mit Farn. Auch Ginster ist zu sehen, wenn er gelb blüht. Weitere Blumen finden sich in den feuchten Gebieten oder an den Küsten, darunter Rhododendren, Schwertlilien, Wildrosen und viele mehr.
An der Ostküste und im Norden gibt es zudem ausgeprägte Wälder, die teils auch wirtschaftlich genutzt werden.
Geologie: James Huttons wegweisende Entdeckung
1787 setzte ein Wissenschaftler den Fuß auf die Insel, der mit einer kleinen Entdeckung das damalige Verständnis der Erde über den Haufen werfen würde: James Hutton. Er gilt als einer der Begründer der Geologie und inspirierte später – neben anderen – auch Charles Darwin zu seiner Evolutionstheorie.
Nördlich von Lochranza fand er eine Gesteinformation, bei der eine Schicht in einem unterschiedlichen Winkel zum Rest stand. Heute nennt sich das „Hutton’s unconformity“, im Deutschen spricht man von einer „Winkelsdiskordanz“.
Hutton folgerte daraus, dass die untere Schicht über eine lange Zeit erodiert und verändert wurde, während die darüber liegende gerade Schicht deutlich jünger sei. Alles im allem musste die Erde daher wesentlich älter sein, als die aus der Bibel errechneten 6.000 Jahre.
Die Isle of Arran wurde in jetziger Form vor ungefähr 600 Millionen Jahren gebildet. Die Kontinentaldrift brachte die beiden Hälften zusammen. Der Norden der Insel gehörte vorher zu der Landmasse, die heute Kanada bildet.
Wenn man Arran per Schiff von Osten ansteuert, kann man von der Seite gut den unterschiedlichen Aufbau erkennen. Im Norden das Gebirge der Highlands, im Süden die fruchtbaren Hügel der Lowlands. Das ist der Grund, warum man oft vom Minitatur-Schottland spricht.
Die Eiszeiten haben die Oberfläche der Insel natürlich noch verändert, so wie es in ganz Schottland der Fall war. Dabei trugen die fließenden Gletscher auch riesige Brocken mit sich, wie zum Beispiel den Findling Clach a’Chath, der heute fälschlicherweise Cat Stone „Katzenstein“ genannt wird. (Zwar heißt das gälische „cat“ auch Katze, doch stammt der zweite Teil des Wortes vom gälischen „Cath“ ab. Das bedeutet „Kampf“.)
Auch heute gilt die Isle of Arran noch als ein Paradies für Geologen. Dem trägt die Seite des Arranmuseum Rechnung.
Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten
Zunächst: Detaillierte und augefeilte Routen braucht es auf Arran nicht. Es gibt eine Ringstraße an der Küste, die ungefähr 92 Kilometer oder 56 Meilen lang ist. Dazwischen führt nur „The String Road“ als Abkürzung durch die Mitte und ein weiterer Shortcut von Glenkiln nach Sliddery im Süden.
The String und die Küstenstraße bringen einen aber zu den meisten Zielen. Beide Straßen sind meist zweispurig und bequem zu fahren.
Brodick Castle
Die größte Attraktion der Insel ist Brodick Castle mit ihren Gärten. Hier lohnt sich wirklich ein ausgiebiger Spaziergang – einplanen sollte man einen halben Tag.
Goatfell
Ebenfalls von Brodick aus kann man die Wanderung auf den Goatfell unternehmen. Beschreibungen gibt es bei Walkhighlands.
Lamlash
Abgesehen vom wunderbaren Blick auf die Holy Isle, kann man in Lamlash das Wikinger Boot vor Anker liegen sehen. Interessant ist es auch die Einheimischen am Pier beim Krabbenfischen zu beobachten. Wir durften sogar eine in die Hand nehmen.
Die Tiere wandern übrigens meist wieder zurück ins Meer statt in den Kochtopf.
Die Inseln: Holy Isle, Pladda, Ailsa Craig
Von Lamlash aus erheischt man einen schönen Blick auf die nahe Holy Isle. Besser noch, man besucht sie. Zum Beispiel mit Lamlash Cruises. Auf der Insel gibt es die Höhle des Heiligen Molaise zu sehen. Die Insel wird heute von einem buddhistischen Kloster genutzt. Mehr Info hier.
Alternativ nimmt man gleich eine längere Tour in Angriff, wie zum Beispiel auf Ailsa Craig, der Insel im Süden Arrans, von der die meisten Curlingsteine dieser Welt stammen.
Westküste und King’s Cave
An der Westküste kann man sich prinzipiell an den schönen Steinküsten erfreuen – Sandstrand ist auf der Isle of Arran eher Mangelware. Dafür findet sich nahe dem Ort Blackwaterfoot die King’s Cave, eine Höhle, in der Robert the Bruce genächtigt haben soll. Dass es wirklich so war, ist unwahrscheinlich, dennoch ist die Wanderung zu der Höhle empfehlenswert. Details gibt es auf der Seite von Walkhighlands.
Machrie Moor Stone Circles
Und natürlich ist der etwas längere Spaziergang zu den Steinen im Machrie Moor ein echtes Highlight. Ungefähr eine Stunde sollte man hier einplanen, der Weg ist gut ausgebaut und bleibt flach. Mehr über den Weg und die Steine hier.
Old Byre
Im Old Byre Showroom lassen sich Strickwaren, Schafffelle und mehr ansehen und kaufen. Fast wichtiger aber ist das exzellente Café und Speiselokal „thyme“, in dem man auch gut zu abend essen kann. Man hat einen schönen Blick auf das Meer und die Kintyre-Halbinsel im Westen. Für Kinder gibt es einen großen Spielplatz.
Twelve Apostles
Wenn man von dort aus weiter Richtung Norden fährt, trifft man auf ein eindrucksvolles Reihenhaus. Es wird die Twelve Apostels genannt und liegt bei Catacol, etwas südlich von Lochranza.
Diese Reihenhäuser sollten während der Clearances ehemalige Bauern aus dem Landesinneren der Insel beherbergen. Die Idee war, dass sie sich dann künftig als Fischer betätigen würden. Wer sich die Häuser genau ansieht, erkennt, dass jedes der oberen Fenster eine leicht andere Form hat. Grund: So konnten die Fischer auf See zuordnen, von welchem Haus Lichtzeichen gegeben wurden.
Aber Achtung: Die Häuser werden heute noch bewohnt. Bitte Privatsphäre beachten.
Lochranza & Arran Destillerie
Lochranza liegt im Nord-Westen der Insel. Dort gibt es die sehenswerte Burgruine, die als Vorbild für die Zeichnungen im Comic „Tim und Struppi – Die schwarze Insel“ diente.
Nach der Ruine lässt sich eine Tour in der nahen Whisky-Destillerie anschließen.
Glen Chalmadale & North Glen Sannox
Um von Lochranza wieder zur Ostküste zu kommen, durchquert man das Glen Chalmadale. Am North Glen Sannox, das ist etwa die Passhöhe der Straße, gibt es einen Parkplatz, von dem man aus eine Wanderung entlang kleinerer Wasserfälle unternehmen kann. Dazu gibt es eine Beschreibung auf Walkhighlands.
The String Road
Auf jeden Fall lohnt es sich, die Tour durch die Mitte der Insel mit dem Auto zu machen. Zum einen ist der Blick in das Tal wunderschön, zum anderen hat man hier nochmal beste Gelegenheit, Adler und Bussarde zu sehen.