Entlang der Nord- und Westküste ziehen sich die schottischen Inseln. Wie viele es sind, welche Eigenheiten sie haben und wo man Urlaub machen kann, finden wir in diesem Artikel heraus.
Inhalt:
Folgt mir auf einer kleinen Reise. Eine Reise entlang Schottlands Küste, beginnend im Norden bis hinunter in den Südwesten. Wir besuchen die vielen kleinen und großen Inseln, die zu Schottland gehören. Inseln, die jeweils einen eigenen Charakter haben. Inseln, mit eigener Kultur. Inseln, die in der Geschichte eine Rolle gespielt haben. Und Inseln, die unsere zukünftigen Reisen nach Schottland bereichern können – weil sie eine fantastische und besondere Natur bieten und Sehenswürdigkeiten, die es auf dem „Festland“ nicht gibt.
Einige dieser Inseln sind berühmt. Skye, Islay oder die Orkneys sind fast jedem Schottland-Touristen ein Begriff. Aber die „Highlands & Islands“ bieten mehr. Zum Beispiel Inseln, auf denen niemand mehr lebt und die man nur mit einer Tagesexpedition besuchen kann. Oder karge Felsen mitten im Meer, die früher als Gefängnis genutzt wurden.
Dabei widerspiegeln die Inseln die gesamte Bandbreite schottischer Kultureinflüsse: von den Wikingern auf den Nordinseln bis zu den Gälen im Südwesten. Und auch landschaftlich gleicht kaum eine Insel der anderen. Schroffe Berge auf den Inneren Hebriden, fruchtbare Landstriche auf den Orkneys und wunderbare Sandstrände auf den Äußeren Hebriden.
Wie viele Inseln hat Schottland?
Insgesamt zählen zu Schottland 790 Inseln, sofern man wirklich alle kleinen Eilande auch mitzählt. Nur etwa 130 schottische Inseln sind jedoch von Menschen bewohnt.
Keine Angst: Wir beschränken uns auf die wichtigsten davon.
Ach so: Unsere Tour findet natürlich nicht in der Wirklichkeit statt, es ist eine Gedankenreise. Von Norden bis in den Süden fahren wir auf der Landkarte die Inseln ab. Unterwegs werden wir einige altbekannte Inseln besuchen, aber auch viele weniger bekannte wie die Shiant Isles oder Rona. Dabei gebe ich jeweils einen kurzen Überblick über wichtige Sehenswürdigkeiten und Geschichten zur der Insel, nenne Größe, Lage und die Zahl der Bewohner. Am Ende unserer Reise habe ich hoffentlich die Vielfalt der schottischen Inseln vermittelt, ihre unterschiedlichen Charaktere herausgestellt und vielleicht etwas Lust auf einen Besuch gemacht.
Also: Auf geht’s ganz im Norden.
Nördliche Inseln: Von Shetland zur Faire Isle nach Orkney
In Schottlands Norden, oberhalb Sutherlands und des Pentland Firth streckt sich eine Inselkette Richtung Norwegen: Das sind die Northern Isles – geteilt in die Orkneys und die Shetlands. Zusammen grenzen sie die Nordsee im Osten vom Atlantik im Westen ab.
Zwei Dinge machen die Northern Isles – oder wie das in Old Norse genannt wurden: Norðreyjar – besonders: Erstens ihre vielen imposanten Bauten aus der prähistorischen Zeit, zweitens das Erbe der Wikinger und Norweger.
Überhaupt fühlen sich einige der Bewohner den Ländern im Norden näher als Schottland oder gar den Westhighlands. Schließlich gingen Shetland und Orkney erst 1471 an Schottland, davor gehörten sie zu Norwegen. Gälisch wird darum auf den Nordinseln überhaupt nicht gesprochen und hat auch keine Tradition dort, eher schon das Altnordische. Doch das ist mittlerweile komplett dem Englischen gewichen.
Wo die Wikinger noch feiern: Shetlands
Die Shetlands liegen bereits auf der Höhe von Norwegens Stadt Bergen, das bedeutet lange Nächte im Winter und lange Tage im Sommer. Die Shetlands zerfallen in drei größere Inseln: Yell oben im Norden, darunter Unst und schließlich Mainland, die Hauptinsel, auf der sich auch die Hauptstadt Lerwick befindet. Die Volkszählung von 2011 kommt insgesamt auf 23.200 Einwohner auf Shetland, wovon alleine 6.958 in Lerwick leben.
Wer nicht den langen Weg per Northlink-Fähre zum Beispiel von Aberdeen (über die ganze Nacht) oder von den Orkneys (zirka acht Stunden) kommend zurücklegen will, nimmt das Flugzeug. Flybe bietet direkte Verbindungen an nach Aberdeen, Edinburgh, Glasgow und Inverness – aber auch nach Bergen in Norwegen.
Zwei der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Shetlands sind der Jarlshof und das Mousa Broch. Letzteres ist mit über 13 Metern Höhe das am besten erhaltene Broch überhaupt. Es liegt südwestlich von Lerwick und ist nur per kleiner Fähre zu erreichen.
Der Jarlshof liegt auf Sumburgh, dem südlichen Zipfel von Mainland. Zwischen den sanften grünen Hügeln finden sich rund 4.000 Jahre Siedlungsgeschichte: von Häusern aus der Jungsteinzeit über Langhäusern der Wikinger bis hin zu einem Hof eines Adligen im 16. Jahrhundert.
Einmal im Jahr, immer am letzten Dienstag des Januars, gehört die Hauptstadt Lerwick wieder ganz den Wikingern. In Helm und Rüstung marschieren sie durch die Straßen, und am Ende des Tages verbrennen sie ein Wikinger-Boot. Das ist das Fest “Up Helly Aa”. So sehr es an die alten Nordmänner jedoch erinnert: die Tradition des Up Helly Aa stammt aus dem 19. Jahrhundert, nicht etwa aus dem neunten. Dennoch ein sehenswertes Ereignis – manche bezeichnen es als „Wikinger-Karneval“.
Zwischen Sumburgh Head im Süden von Shetland Mainland und Orkneys nördlichester Insel North Ronaldsay liegt zirka auf halber Strecke die Fair Isle. Sie ist berühmt für die hier hergestellten Strickpullover und für den Artenreichtum an Vögeln. Es gibt hier auch ein Vogelobservatorium mit Übernachtungsmöglichkeiten.
Die Insel ist nur etwa fünf Kilometer lang, halb so breit und gehört dem National Trust of Scotland, einer gemeinnützigen Organisation zum Erhalt von Natur und historischen Stätten. Besucher erreichen die Fair Isle dreimal in der Woche mit der Fähre Good Shepherd IV von Sumburgh aus für rund 30 Pfund inklusive Auto. Eine Fahrt dauert knapp drei Stunden. Alternativ geht viermal wöchentlich ein Flugzeug von Lerwick – Preis zirka 80 Pfund hin und zurück.
Nehmen wir die Fähre von Lerwick und fahren rund 6 Stunden weiter nach Süden, gelangen wir schließlich auf die Orkneys.
Erbe der Jungsteinzeit: Orkneys
Ihre prähistorische Vergangenheit prägt diese Inselgruppe, wie kaum sonst etwas. Auch heute noch gibt es immer wieder neue Entdeckungen und Archäologen arbeiten emsig daran, Siedlungen und Steinzeitbauten auszugraben.
Der Grabhügel von Maes Howe, der Steinkreis Ring of Brodgar und die Siedlung Skara Brae bilden zusammen das „Heart of neolithic Orkney“, das Herz des jungsteinzeitlichen Orkney. Zusammen zählen sie zum UNESCO Welterbe. Diese Monumente, von denen es noch viele weitere auf der Inselgruppe zu sehen gibt, sind äußerst besuchenswert. Daneben gibt es aber auch noch verfallene Paläste, eine Kathedrale und die beeindruckende Natur zu bestaunen.
Das Archipel von Orkney ist relativ groß, 62 Inseln zählt es, und wie bei Shetland heißt die größte schlicht Mainland. Auf ihr liegen die Hauptstadt Kirkwall mit 7.045 Einwohnern (Zensus 2011) und das deutlich kleinere Stromness mit 1.758 Menschen. Weitere interessante Inseln sind Hoy mit der berühmten Felsnadel Old Man of Hoy, sowie North Ronaldsay, das wegen seiner Tang-fressenden Schafe berühmt ist – das Fleisch soll ganz besonders schmecken.
Auf die Orkneys kommt man jeweils mit der Northlink Fähre von Aberdeen und Scrabster bei Thurso oder per Pentland-Fähre von Gills Bay aus. Flybe unterhält ebenfalls einige Flugrouten von Kirkwall in die großen Städte Schottlands oder nach Bergen in Norwegen sowie nach Sumburgh auf die Shetlands.
» Detaillierte Infos und Sehenswürdigkeiten zu den Orkneys
Doch verlassen wir nun die nördlichen Inseln, fahren wir an Schottlands Nordküste entlang, wo es zunächst nichts gibt außer den winzigen Eilanden Sule Skerry und Sule Stack, die gerade mal genug Platz für Vögel bieten – und im Falle von Sule Skerry einen Leuchtturm.
Wenn wir nun mit dem Finger auf der Landkarte diesen kleinen Inseln nach Westen folgen, stoßen wir auf die entlegensten Ausläufer der Äußeren Hebriden …
Äußere Hebriden: die Inselkette im Atlantik
Wie ein gigantisches Schutzschild gegen den rauen Atlantik ziehen sich die Western Isles oder Äußeren Hebriden vor der Westküste Schottlands entlang. Da hier das gälische Erbe Schottlands noch am lebendigsten ist, lautet ihr offizieller Name auch auf offiziellen Karten (O&S Maps) eigentlich „Na h-Eileanan Siar“ und die Verwaltung nennt sich offiziell „Comhairle nan Eilean Siar “ – also Rat oder Gremium der westlichen Inseln.
Die nördlichsten Ausläufer der Äußeren Hebriden liegen sogar auf Höhe der Orkneys, allerdings wohnt dort keiner mehr. Dennoch sind diese Inseln geschichtsträchtig.
Entlegene Satelliten: North Rona und Sula Sgeir
Etwa 70 Kilometer nordöstlich von Lewis liegt North Rona. Die Insel ist zwei Kilometer lang und eineinhalb Kilometer breit. Das aber hat genügt, dass dort einst eine vitale Gemeinde blühte. Es gab ein Dorf mit einer Kapelle und Blackhouses, das rund 30 Seelen zählte. Doch Ratten hatten im Jahre 1680 die Ernte vernichtet und so verhungerten alle Bewohner. Danach lebten hier noch einzelne Schäfer und ließen ihre Tiere weiden. Die mussten die Insel allerdings verlassen, nachdem North Rona 1844 den Besitzer wechselte. Danach wurden hier meist nur noch Schafe gehalten, ein Versuch zweier Schäfer dort 1884 wieder Fuß zu fassen, endete mit deren Tod 1885. Seitdem lebt dort niemand mehr für längere Zeit – abgesehen von einer Menge Seehunde und Vögel.
Heute steht auf North Rona ein automatisierter Leuchtturm und die Überreste einer alten Kapelle, die aus dem 8. Jahrhundert stammen könnte. Da es sehr schwer ist hier mit einem Boot zu landen, gibt es nach North Rona bisher nur Ausflugsmöglichkeiten im Rahmen eines längeren Ausflugs über mehrere Tage bei Northernlight.
16 Kilometer weiter westlich von North Rona liegt das unbewohnte Sula Sgeir. Wie beim östlicheren Sule Skerry (siehe oben) scheinen die Namen „Sgeir“ und „Skerry“ auf den Begriff der Schäreninsel aus dem Altnordischen hinzuweisen, während „Sula“ und „Sule“ sich auf den Basstölpel beziehen.
Und Basstölpel, das ist genau das, was der Sula Sgeir der Welt zu bieten hat. Auf dem Felsen, der 830 Meter lang und 300 Meter breit ist, gibt es rund 5.000 Basstölpelbrutpaare. Obwohl Sula Sgeir zusammen mit North Rona ein Naturschutzgebiet bildet, dürfen die sogenannten „Guga Hunter“ einmal pro Jahr rund 2.000 Basstölpel-Jungtiere erlegen und zum Festland bringen, wo der „Guga“ als Delikatesse gilt. Zur Guga-Jagd dürfen nur ausgewählte Personen fahren, denn es ist eine Ehre und auch sehr gefährlich. Auf dem Felsen werden die Tiere gejagt, getötet, abgeflammt und auf Holzrutschen zur Anlegestelle herunter gelassen.
Die Tradition der Guga-Jagd nahm Peter May in seinem Roman Blackhouse auf und machte sie so noch bekannter.
Die große Insel: Isle of Lewis
Begleiten wir die Guga-Hunter auf ihrem Rückweg von Sula Sgeir – das Schiff fährt schnurstracks in Richtung Süden und trifft auf seinen Heimathafen Port Nis (englisch: Ness) etwas unterhalb des Butt of Lewis. Hier beginnt die Isle of Lewis, die größte Insel der Äußeren Hebriden. Eigentlich ist Lewis keine eigene Insel, sondern hängt zusammen mit Harris im Süden zusammen, doch weil diese beiden Teile von recht hohen Bergen getrennt sind, haben sich zwei Gebiete gebildet mit unterschiedlichen Namen.
Lewis Hauptstadt Stornoway ist die größte Siedlung der Western Isles: 5.714 Menschen hat der Zensus von 2011 dort gezählt. Stornoway verfügt über einen Flughafen, der Flüge von und nach Edinburgh, Glasgow, Inverness und zur Nachbarinsel Benbecula anbietet. Im Hafen landet außerdem an einem neuen Pier die vergrößerte Autofähre, die Lewis mit der Stadt Ullapool auf dem Festland verbindet.
Landschaftlich dominieren im Norden die Torf-Moore, während der Südwesten immer bergiger wird. Die Küste ist meist felsig, doch zum Beispiel in Uig und Umgebung haben sich schöne Sandstrände gebildet – und nicht nur dort.
Rätselhafte Todesfälle im Leuchtturm: Flannan Isles
Machen wir einen kleinen Ausflug von Uig aus 33 Kilometer Luftlinie nach Westen in den Atlantik hinein. Hier gibt es eine weiteres kleine Archipel, die Flannan Isles. Acht kleine Inseln. Die größte davon heißt Eilean Mòr und hat einen – mittlerweile – automatisierten Leuchtturm. Seit 1971 ist die Inselgruppe unbewohnt, davor gab es hier immerhin noch Leuchtturmwärter.
Genau um diese Menschen rankt sich das große Geheimnis der Inseln. Denn drei Wärter verschwanden in ungeklärten Umständen spurlos von der Insel. Noch heute wird gerätselt, wie und wo die Männer verloren gingen. Man vermutet, dass sie einfach vom Meer fort gespült wurden.
Mitten im Minch: Shiant Isles
Springen wir nun auf die andere Seite von der Isle of Lewis. Etwa acht Kilometer östlich in der Meeresstraße zwischen Festland und der Insel Lewis gibt es noch weitere bemerkenswerte Inseln, die zu den Äußeren Hebriden zählen: die Shiant Isles, auf Gälisch „Na h-Eileanan Seunta“ – die verzauberten Inseln. Die drei Eilande befinden sich im Privatbesitz und sind heute nicht mehr bewohnt. Seevögel und Basaltklippen machen sie eigentlich zu lohnenswerten Zielen auch für Touristen.
Dennoch ermöglicht derzeit nur der Anbieter Seaharris Charterfahrten ab 500 Pfund zu den Shiant Isles.
Lewis kleiner Bruder: Isle of Harris
Zurück nach Lewis und Harris. Die Trennung der beiden verläuft am Loch Sìophort (Seaforth) im Osten und dem Loch Reasort im Westen.
Der Norden von Harris schwingt sich dann zunächst einmal in die Höhe: Bis zu 799 Meter reicht etwa der Berg An Cliseam, an dessen Flanke die Passstraße Richtung Hauptort Tarbert verläuft. Tarbert ist auch der Fährhafen der Isle of Harris Richtung Osten. Angesteuert wird Uig auf der Isle of Skye.
Nach der Ortschaft Tarbert zerfällt Harris in einen steinigen Osten mit vielen kleinen Buchten und einen sandigen Westen mit Traumstränden, die aus der Südsee stammen könnten – allerdings sind die Temperaturen des Atlantik hier deutlich weniger freundlich als zum Beispiel auf den Fidschis. Beide Seiten sind äußerst sehenswert – im Westen verläuft die Hauptstraße, doch über die Golden Road kann man auch den Osten erkunden.
Die Hauptstraße dagegen endet in Leverburgh an der Südspitze Harris. In Leverburgh legt nicht nur die Fähre nach Berneray und den Uists ab, hier starten auch die Expeditionen zu einer ganz besonderen Inselgruppe …
Vorposten im Atlantik: St Kilda und Rockall
Rund 90 Kilometer entfernt vor Harris liegt das Archipel St Kilda. Die Hauptinsel Hirta oder gälisch Hiort (gesprochen etwas “Hirscht”) bildet eine malerische Bucht , die dann zu einem hohen Berg ansteigt und an einigen Seiten wieder schroff abfällt. Hier finden sich die Überreste eines Dorfes, das in den 1930ern erst auf eigene Initiative verlassen wurde. Nun leben hier nur einige Forscher und Soldaten, zusammen mit Ziegen und diversen Vögeln. Es gibt dann noch die Nachbarinseln Boreray (gälisch Boraraigh) und Soay (gälisch Soaigh). Auf Boreray und den zwei Felsnadeln daneben finden sich riesige Kolonien verschiedener Seevögel-Arten. Hirta ist daher auch Weltnatur- und Weltkulturerbe.
Ein Ausflug nach St Kilda dauert für die meisten nur einen Tag mit dem Schnellboot und kostet immerhin rund 200 Pfund pro Nase. Aber diese Erlebnis wird man sicher nicht vergessen. Für Abenteurer absolut lohnenswert. Tipp noch: Achtung vor den Raubmöwen dort.
St Kilda ist aber nicht die westlichste Insel. Es geht von dort noch rund 310 Kilometer weiter, dann kommt man schließlich zum westlichsten Außenposten Schottlands: Rockall. Eine Insel, die ihrem Namen alle Ehre macht, denn sie ist tatsächlich nichts weiter als ein Fels in der Brandung. Die Vegetation besteht aus Algen, große Tiere finden sich nur in Form von Seevögeln hier. Obwohl hier niemand leben kann, besteht Großbritannien auf die Besitzrechte dieser Insel. Klar: Denn damit ergibt sich auch ein Anspruch auf das umgebende Gewässer im 200-Meilen-Radius samt Fischfang- und Ölbohrrechten. Mit Großbritannien zanken sich Island, Irland und Dänemark um den Besitz. Doch das Vereinigte Königreich hatte dort immerhin schon eine Besatzung stationiert gehabt und eine offizielle Plakette anbringen lassen.
Besuch hat Rockall dennoch: Von Amateurfunkern bis Greenpeace gab es immer wieder Menschen auf der Insel. zuletzt hatte sich der Abenteurer Nick Hancock in einer Überlebenskapsel auf das Eiland bringen lassen und harrte dort geschlagene 60 Tage lang aus – neuer Rekord!
Doch von diesem unwirtlichen Ort wieder zurück auf die schönen Inseln der Äußeren Hebriden: Die Uists.
Sandstrände und ein besonderer Boden: Berneray, North Uist, Benbecula, South Uist und Eriskay
Die Fähre von Leverburgh auf Harris braucht ungefähr eine Stunde durch das Labyrinth aus kleinen Felsen im Caolas na Hearadh, dem Sound of Harris. Dabei schlägt sie einen Haken nach Südwesten, wo sie auf die Insel Berneray (Beàrnaraigh) trifft und dort die Autos und Passagiere wieder an Land spuckt.
Alle folgenden Inseln von Berneray bis Eriskay sind durch Steindämme verbunden, auf denen die Hauptstraße entlang führt. Die Landschaft ist dabei von Moor geprägt, immer wieder zerfressen von großen und kleinen Süßwasser-Lochs und durch Meeres-Einschnitte im Osten. Während der Osten eher felsig ist, winden sich an der gesamten Westküste lange Sandstrände entlang und an ihnen das seltene Machair, ein besonderer Boden dieser Inseln, der Wildblumen direkt am Meer blühen lässt.
Auf North Uist (gälisch: Uibhist a Tuath) finden sich einige Belege aus Jungsteinzeit wie etwa das Hügelgrab Barpa Langais. Außerdem gibt es dort das Balranald Vogelschutzgebiet und den berühmten Teampall na Trianaid. Große Paläste oder Burgen dagegen wird man hier vergeblich suchen. Im Osten der Insel liegt der Hauptort Lochmaddy, der die Fährverbindung nach Uig auf Skye herstellt.
Man sollte meinen nach North Uist sollte folgerichtig South Uist kommen. Doch zwischen die beiden hat sich Benbecula (Beinn na Faoghla) geklemmt. Die Insel war ein Sitz des Clanranald, einem wichtigen und einst mächtigen Clan, aus dem auch die Heldin Flora MacDonald hervorgegangen ist. Obwohl immer wieder Milton auf South Uist als ihr Geburtsort angegeben wird, ist es doch wahrscheinlicher, dass sie in Balivanich (Baile a’Mhanaich) zur Welt kam und dort auch aufwuchs. In eben jenem Ort liegt übrigens auch ein Flughafen, der die Uists mit Glasgow, Inverness oder Stornoway verbindet.
Schließlich kommen wir auf South Uist (Uibhist a Deas) an. Die Insel hat mit dem Beinn Mhòr sogar einen richtigen Berg von 620 Metern Höhe. Ansonsten finden sich hier Siedlungen aus der Bronzezeit mit Cladh Hallan und Überreste alter Kirchenanlagen bei Tobha Mòr. South Uists „Hauptstadt“ ist Lochboisdale, von wo eine Fähre nach Oban ablegt. Die braucht schon fast sechs Stunden für eine Überfahrt über den sogenannten Minch.
Doch uns zieht es erst noch weiter in den Süden, nach Eriskay. Die kleine Insel ist weltberühmt für ihre Pony-Rasse. Und natürlich dafür, dass Bonnie Prince Charlie hier am Strand zum ersten mal schottischen Boden betrat. Schließlich wurde die Inseln noch berühmt durch den Schiffbruch der „SS Politician“, die Whisky geladen hatte. Das inspirierte Autor Compton Mackenzie zum Roman Whisky Galore und einer gleichnamigen Verfilmung. Auch wir Deutschen haben eine Verbindung nach Eriskay: Die Glocke vor der Kirche stammt von einem kaiserlichen Schlachtkreuzer des ersten Weltkrieges.
Bevor wir nun die Uists verlassen und die Fähre nach Barra nehmen, machen wir noch einen kurzen Ausflug wieder hoch nach North Uist. Westlich davon gibt es im Atlantik nämlich noch kleinere Satelliten.
Das Gefängnis der Lady: Monach Islands
Die Monach Islands werden auch Heisker genannt. Es handelt sich um zwei große und mehrere kleine Inseln, die 13 Kilometer vor der Insel Baleshare (Baile Sear) bei North Uist liegen. Früher konnte der Weg bei Ebbe wohl zu Fuß zwischen Baleshare und den Monach Islands zurückgelegt werden, doch im 17. Jahrhundert soll eine große Welle die Landverbindung bei Ebbe zerstört haben. Immerhin funktioniert das noch zwischen den vier Inseln.
Berühmtheit erlangten die Monachs als Gefängnis von Lady Grange, die 1732 erst hier und später auf St Kilda von ihrem Mann gefangen gehalten wurde, aus Angst, sie würde ihn als Verräter und Anhänger der Jakobiten denunzieren.
Bis 1942 waren die Inseln auch bewohnt, im 19. Jahrhundert lebten hier wohl zeitweise hundert Menschen. Heute gibt es dort noch eine alte und wieder renovierte Schule, die als Besucherzentrum gilt. Die Flora und Fauna soll bemerkenswert sein.
Die südlichen Ausläufer: Barra, Vatersay und viele kleine Inseln
Zurück nach Eriskay und dort gleich auf die Autofähre nach Barra. Die Insel mit ihren 1.174 Einwohnern (Stand 2011) bietet eine Ringstraße von zirka 21 Kilometern Länge, was sie ideal macht für einen Halbmarathon – der dort auch jährlich stattfindet. Er wird Barrathon genannt.
Natürlich gibt es hier noch mehr zu sehen: Im großen Ort Castlebay gibt es die Kisimul Castle, die auf einem Fels in der Bucht thront. Im Ort selbst gibt es ein kleines Museum und im Westen der Insel einige sehr schöne Sandstrände.
Mit dem Festland verbunden ist Barra auf zwei Wege: Einmal mit der Fähre von Castlebay nach Oban und zweitens per Flugzeug nach Glasgow. Landeplatz: Der große Strand im Norden – ein sehenswertes Erlebnis, dort eine Maschine landen zu sehen.
Ein Steindamm verbindet Barra mit der südlichsten Insel der äußeren Hebriden, die noch bewohnt ist: Vatersay. Hier leben heute noch zirka 90 Personen. Sie kommen in den Genuss zweier wunderschöner Sandstrände, die sich in der Mitte fast berühren.
Mit den unbewohnten Inseln Sandray, Pabbay, Mingulay und schließlich und endlich Berneray schwingen die Äußeren Hebriden endgültig aus. 160 Kilometer weiter südlich liegt dann schon Nordirland.
» Detaillierte Infos und Sehenswürdigkeiten zu den Äußeren Hebriden
Wir aber verlassen nun die Äußeren Hebriden und wenden uns dem Osten zu.
Das Reich der Inselherren: Innere Hebriden
Die Inneren Hebriden trennt im Norden der sogenannte Little Minch von den Äußeren Hebriden. Wir beginnen bei der größten Insel dieser Inselgruppe.
Over the sea to …: Skye, Raasay, Rona und Scalpay
Über die Isle of Skye mit ihren grandiosen Bergen und dem wunderbaren Wildleben, erzähle ich hier bereits sehr viel. Die Insel gehört aus meiner Sicht zu den sehenswertesten Landschaften Schottlands. Doch um sie herum gibt es noch weitere, weniger bekannte Inseln.
Da streckt sich im Osten, getrennt durch eine viertelstündige Fährüberfahrt von Sconser auf Skye aus, die Insel Raasay über 20 Kilometer in die Länge. Breit ist sie nur zirka vier Kilometer. 164 Menschen leben hier. Die Insel war Bonnie Prince Charlie 1746 als Versteck zu klein, darum verließ er sie bald wieder. Im zweiten Weltkrieg wurden hier Kriegsgefangene gehalten, die in den dortigen Erzminen arbeiten mussten. Heute bemüht sich das Raasay House Hotel verstärkt um Touristen, die man mit dem Outdoor Aktivitäten anlocken möchte.
Über Raasay liegt noch Rona, eine Insel, auf der man sich in ein Cottage zurückziehen kann – prima für alle Stressgeplagten dieser Welt. Und unterhalb von Raasay gibt es noch Scalpay, eine Insel in Privathand, die von vier Personen bewohnt wird.
Um Skye herum gibt es natürlich noch weitere Inseln, wie Soay oder Wiay, beide unbewohnt. Doch die spielen auf unserer Reise entlang der schottischen Inseln nur eine untergeordnete Rolle.
Die „Small Isles“: Canna, Rùm, Eigg und Muck
Legen wir dort ab, wo auch einst Bonnie Prince Charlie die Isle of Skye verlassen hat: Von Elgol. Gut 25 Kilometer fahren wir nach Westen mit einem kleinen Schwenk nach Süden. Dann treffen wir auf Canna, die westlichste Insel der „Small Isles“. Und klein ist Canna tatsächlich: etwa 7,5 Kilometer lang und ein Kilometer breit. Höchster „Berg“ bei 211 Meter. Canna hat noch einen kleinen Nachbarn namens Sanday, eigentlich eine eigene Insel, jedoch mit einer Fuß-Brücke verbunden – wenn diese nicht, wie kürzlich, von einer Welle weggerissen wurde. Knapp 15 Einwohner soll Canna derzeit haben – vor einigen Jahrhunderten waren es noch um die 300. Canna gilt als der „Garten der Hebriden“ und bietet vielen Seevögeln einen Nistplatz. Die Insel wird vom National Trust of Scotland gepflegt.
Von der Ostspitze Cannas aus liegt die Westküste der Nachabrinsel Rùm – sprich „Ruum“ und nicht „Ramm“ – keine vier Kilometer entfernt. Sie ist die größte der Small Isles und fast kreisförmig mit einem Durchmesser von bis zu elf Kilometern. Und ja: Auf Rùm gibt es Berge, die Rùm Cuillins. Der Berg Askival steigt immerhin bis auf 812 Meter an, sein Nachbar Ainshval noch auf 778 Meter. An den Flanken dieser Berge kann man vor allem eines sehen: Rotwild. Die Insel ist bekannt und auch geschützt wegen ihrer Tierwelt. Es gibt Seeadler, Otter, Ziegen und Seehunde dort. Nur eine Spezies ist selten geworden: Der Mensch. Wie so oft gleicht die Geschichte der größten der „Small Isles“ derjenigen, die in ganz Schottland stattgefunden hat. Die einst 450 Bewohner von Rùm wurden 1827 im Zuge der Highland Clearances vertrieben, der Platz wurde für Schafzucht benötigt. Heute leben hier vielleicht noch zwanzig Personen dauerhaft.
Immerhin hat Rùm auch eine Castle, also ein Herrenhaus. Es stammt von 1900, als der damalige Besitzer roten Sandstein hierher bringen ließ und einen Herrschaftssitz bauen ließ mit Ballsaal, Weinkeller und vielem mehr. 1957 verließen die Erben des Gutes die Insel und übergaben sie dem Scottish Natural Heritage. Heute kann man auf Rùm sehr gut Wanderungen unternehmen und Tiere beobachten. Mehr Infos zu Rùm.
Schottische Insel mit vier Buchstaben? Taucht oft in Kreuzworträtseln auf. Die Lösung ist meist entweder Eigg oder Muck. Eigg liegt zirka sieben Kilometer südöstlich von Rùm und ist sieben Kilometer lang und 5,5 Kilometer breit. Der Sgurr, ein nackter fast 400 Meter aufragender Felskegel, dominiert die Insel. An seinem Fuß befindet sich eine Höhle, in der sich das grausamste Kapitel der Insel abgespielt hat: Eine Gruppe von MacLeods landete hier an und wollte sich an der Bevölkerung rächen, für ein vorheriges Vergehen. Die Menschen von Eigg zogen sich daraufhin in die Höhle am An Sgurr zurück und versteckten sich erfolgreich. Dennoch kamen die MacLeods bald auf das Versteck und legten davor kurzerhand ein Feuer, bis alle in der Höhle tot waren.
Heute geht es auf Eigg zivilisierter zu, die Insel gehört dem Eigg Heritage Trust, an dem die Einwohner, die Highland-Verwaltung und der Scottish Wildlife Trust beteiligt sind. Mehr Info zu Eigg auf der offiziellen Webseite.
Und schließlich noch die kleinste und südlichste der Small Isles: die kleine Muck. Sie gilt aber gleichzeitig als die fruchtbarste Insel der Gruppe und hier leben immerhin rund 40 Menschen. Muck misst etwa 4 x 2 Kilometer und steigt maximal auf 138 Meter an. Sehenswert dort sollen der Strand „Shell Bay“, die Überreste einer prähistorischen Festung und ein renoviertes Crofter-Haus sein. Die Webseite von Muck gibt es hier.
Alle vier der Small Isles können per Caledonian MacBrayne-Fähre vom Küstenort Mallaig aus angesteuert werden, oder von Arisaig aus mit der MV Sheerwater.
Die Sonnenseite der Inseln: Coll und Tiree
Im Süden heißt das Meer zwischen Festland nicht mehr The Minch, sondern Sea of the Hebrides. Hier begegnen uns im Westen zunächst die Inseln Coll und Tiree. Coll ist zirka 20 Kilometer lang und etwa 5,5, Kilometer breit. Auf diesem Platz leben 195 Menschen – das sind mehr als auf den Small Isles zusammen (laut Volkszählung sind es auf den Small Isles nur 153 Personen).
Auf Coll gibt es endlich wieder eine richtige Burg mit der Breachacha Castle, die bereits seit dem 14. Jahrhundert, also seit der Lords of the Isles, hier steht. Auch vorher gab es schon Befestigungen hier, wie Dùn Amhlaidh beweist, das einem Wikinger-Führer zugesprochen wird. Fuhren hier früher die Drachenschiffe zur See, sind es heute eher die Windsurfer, die Dank der schönen Strände und des rauen Windes ideale Bedingungen vorfinden. Mehr zu Coll auf der offiziellen Website.
Denkt man das schmale Coll einfach mit einer kurzen Unterbrechung weiter, hat man Tiree. 17 Kilometer zieht sich die flache Insel hin, ehe sie am Ende einen dickeren Klumpen mit einer Breite von sieben Kilometern bildet. Erstaunlich ist die Bevölkerungszahl auf diesem kleinen Fleck: Die Erhebung von 2011 zählte 653 Einwohner. Und sogar einen Flughafen hat Tiree, der die Insel mit Glasgow verbindet.
Tiree ist die westlichste Insel der Inneren Hebriden. Sie ist berühmt für die Sandstrände, ihre Natur und für die wenigen gut erhaltenen strohgedeckten Häuser alter Bauweise. So viele auf so engem Raum gibt es sonst nirgends mehr. Zumal sie auch noch eine besondere Bauweise haben: Das Dach schließt nicht mit dem äußeren Mauerwerk ab, sondern ist nach innen versetzt, so dass sich ein breiter Sims am Haus ergibt. Die Häuser sind alle weiß getüncht.
Mehr Infos gibt es auf der Tiree-Seite.
Übrigens: Coll und Tiree haben beide ein sehr mildes Klima und sind die Orte mit den meisten Sonnenstunden in Großbritannien. Kein Wunder: Sie sind so flach, dass der Regen meist über sie hinweg zieht und sich erst am Festland verfängt. Beide Inseln werden regelmäßig durch Calmac-Fähren von der Stadt Oban am Festland angesteuert.
Mull, Ulva, Iona und die Treshnish Isles
Nun aber weiter nach Mull, der zweitgrößten Insel der Inneren Hebriden hinter Skye. Der Hauptort Tobermory mit seinen bunten Häuserfassaden beherbergt 954 der 2.819 Inselbewohner. Mull hat etwas, was vielen anderen Inseln abgeht: Wälder. Und das hilft wiederum, dass sich hier viele Tiere wohlfühlen. Mull ist zum Beispiel bekannt für seine Stein- und Seeadler. Im Herbst kann man abends auch das Röhren der brünftigen Hirsche durch die Glens schallen hören.
Im Westen von Mull liegen einige weitere kleine Inseln, die Treshnish Isles: Lunga ist sehr bekannt für seine Papageientaucher, die man dort besuchen kann. Die Tiere haben nichts gegen die Nähe des Menschen, denn sie wissen, dass die Besucher ihnen nichts tun wollen – ganz im Gegenteil: die Menschen halten ihre Feinde fern. Meist wird ein Besuch der Treshnishs gleich noch mit der Insel Staffa verknüpft. Sie ist bekannt wegen ihrer Basaltsäulen und der Höhle, die Felix Mendelssohn Bartholdy zu seiner Overtüre „Die Hebriden“ inspiriert hat. Besuchen kann man die Inseln zum Beispiel mit Staffatours oder Turus Mara von Tobermory aus.
Zwischen den Treshnish Isles und Mull liegen noch zwei größere Eilande: Gometra und Ulva. Letztere ist ein beliebtes Ausflugsziel zum Wandern, anschließend kann sich der Besucher im „Boathouse“ etwas Verpflegung gönnen. Die rund 200 Meter rüber nach Mull legt eine kleine Personen-Fähre zurück. Mehr Infos zu Ulva hier.
Wesentlich kleiner, aber ungleichsam wichtiger ist eine weitere Insel am Südwestzipfel Mulls: Iona. Sie ist zwar nur knapp fünf Kilomter lang und etwa zwei Kilometer breit, doch von ihr aus hat der heilige Columba einst ganz Schottland christianisiert. Es ist also eine heilige Insel. Sie kann mit einer Calmac-Fähre besucht werden, die auch die 177 Einwohner mit dem Nötigsten versorgt.
Mull ist mit dem Festland ebenfalls per Caledonian MacBrayne-Fähren verbunden. Entweder über die kurze Überfahrt von Ardnamurchan von Kilchoan nach Tobermory, oder aber über die Verbindung Oban nach Craignure auf Mull, die aber schon zirka eineinhalb Stunden dauert. Außerdem gibt es noch eine kurze Überfahrt von Lochaline in Morvern aus nach Fishnish auf Mull.
Von Oban aus können wir übrigens gleich die Fähre zu unserer nächsten Insel nehmen.
Colonsay, Oronsay, Islay & Jura, Gigha
In Scalasaig verlassen wir die Fähre von Oban wieder und setzen unseren Fuß auf Colonsay. Die Insel mit ihren 132 menschlichen Einwohnern beherbergt hier auch noch besonders fleißige Geschöpfe: Bienen. Die Apis mellifera mellifera, die dunkle europäische Biene, hat hier eine geschützte Heimat gefunden, keine andere Bienenart darf eingeführt werden. Natürlich produzieren sie auch fleißig Honig, den sie von Blüten des Machair gewinnen. Neben Bienen werden auf Colonsay auch Austern gezüchtet und Blumen gehütet. Letztere in den Colonsay House Gardens.
Direkt unterhalb von Colonsay liegt Oronsay. Es kann bei Ebbe zu Fuß erreicht werden. Oronsay ist ein Vogelschutzgebiet der RSPB (Royal Society for the Protection of Birds), entsprechend kann man hier auch allerhand Federvieh beobachten. Außerdem gibt es hier die Überreste eines kleinen Klosters aus dem 14. Jahrhundert mit einem wunderschönen Steinkreuz. Infos zu einer Tour hat Armin Grewe auf seiner Webseite zusammengetragen. Man muss darauf achten, rechtzeitig bei Ebbe wieder über den Strand zurück nach Colonsay zu gelangen.
Von Colonsay aus wechseln wir nun hinüber auf den großen Nachbarn Islay. Das könnten wir entweder per Caledonian MacBryane Fähre von Scalasaig aus, die nach Port Askaig im Osten Islays fährt. Geistig nehmen wir allerdings das Flugzeug von Hebridean Air zum Islay Airport nahe Glenegedale an der Westküste.
Islay (gälisch „Ìle“) war einst das Zentrum der westlichen Inseln. Denn von Finlaggan aus herrschten die Lords of the Isles, die zwar eigentlich der schottischen Krone unterstanden, deren Macht jedoch mindestens ebenso groß war. Wendige Schiffe brachten sie von hier aus schnell in jeden Winkel des Reiches, wohingegen die Festlandschotten es mit hohen Bergen zu tun hatten.
Natürlich ist von der einstigen Macht heute nicht mehr viel übrig. Dafür ist Islay heute für etwas anderes berühmt: Für das Wasser des Lebens – Uisge beatha. Whisky. Derzeit gibt es auf der Insel acht aktive Destillerien: Ardbeg, Bowmore, Bruichladdich, Bunnahabhainn, Caol Ila, Kilchoman, Lagavulin und Laphroig. Eine weitere – Gartbreck – befindet sich im Bau. Islays Whisky-Sorten stehen meist für relativ rauchig-torfige Noten mit Ausnahme von Bruichladdich vielleicht.
Islay ist relativ groß, zirka 40 x 23 Kilometer misst die Landmasse. Zwar gibt es einige Berge im Osten – der höchste ist Beinn Bheigier mit 491 Metern – doch insgesamt bleibt Islay eher flach. 3.228 Menschen leben auf Islay, wovon sich der Großteil auf die Orte Bowmore (784) und Port Ellen (846) verteilt. Von Port Ellen aus kann man die Insel per Fähre zum Festland hin verlassen, sie legt dort in Kennacraig an. Eine weitere Möglichkeit bietet im Osten der Insel Port Askaig. Auch hier legt die Fähre von Kennagraig aus an. Zudem geht von Port Askaig ein Boot hinüber auf die Nachbarinsel Jura. Es sind nur einige hundert Meter auf die andere Seite, doch die Überfahrt im Sound of Islay gestaltet sich oft sehr rau.
Mehr zu Islay, seinen Sehenswürdigkeiten und natürlich zu den Destillerien, steht hier.
Jura – oder auf Gälisch Diùra – hat drei bekannte Vorzüge: Erstens die Paps of Jura, die Berge in der Mitte der Insel, die sich auf immerhin auf 785 Höhenmeter erschwingen. Zweitens den Whisky „Jura“ und drittens im Norden den Corryvreckan, einen großen Malstrohm.
Der Name Jura kommt vermutlich aus dem altnordichen und weist auf den Rotwildbestand der Insel hin – also „Hirschinsel“ sozusagen. Jura ist nur gering besiedelt, 196 Einwohner teilen sich die 44 x 12 Kilometer große Insel, ein Großteil lebt im Osten, wo sich auch die einzige Straße entlangtzieht.
Um von Jura wieder herunter zu kommen, müssen wir erst zurück auf die Fähre nach Port Askaig. Da nehmen wir das Calmac-Schiff und erreichen in etwas weniger als zwei Stunden Kennacraig. Von dort aus fahren wir Richtung Süden und Mull of Kintyre, bis der Ort Tayinloan kommt. Hier besteigen wir die Fähre zur letzten und südlichsten der inneren Hebriden.
Knapp 20 Minuten, dann legt die Fähre wieder an. Gigha heißt das kleine Eiland, oder gälisch geschrieben Giogha. Knapp 9,5 Kilometer lang und zirka 2,5 Kilometer breit ist Gigha mit seinen 163 Einwohnern. Das ist eine gute Zahl! Zwar gab es hier im 18. Jahrhundert bis zu 600 Einwohner, doch wie üblich haben die Highland-Clearances und Landflucht ganze Arbeit geleistet. Zeitweise blieben weniger als hundert übrig. Die Wende kam erst, als 2002 die Gemeinde die Insel dem Besitzer abkaufte und sie seitdem gemeinschaftlich verwaltet.
Gigha hat ein mildes Klima und viele Sonnenstunden. Darum ist eine der großen Sehenswürdigkeiten hier das Achamore House mit seinen Gärten, in denen unter anderem über 600 Orchideen 50 verschiedener Gattungen gepflanzt sind.
Verlassen wir mit Gigha nun endgültig die Inneren Hebriden und fahren den kurzen Weg über die Kintyre Halbinsel nach Claonaig, denn dort wartet die nächste Fähre.
Firth of Clyde Inseln: Arran, Bute und Great Cumbrae
Östlich des langen Ausläufers von Kintyre liegt der Firth of Clyde, eine Meeresbucht, in die sich der River Clyde ergießt. Hier liegen noch einmal einige Inseln.
Wallfahrtsort der Geologen: Arran
Von Claonaig setzen wir innerhalb einer knappen halben Stunde über nach Lochranza auf die Isle of Arran. 32 Kilometer lang und halb so breit hat es sich Arran zwischen der Halbinsel Kintyre im Westen und dem Festland mit Glasgow im Osten bequem gemacht.
Abgesehen davon, dass Arran eine wunderschöne Insel ist, die viele typisch schottische Landschaften in sich vereint, liegt hier auch die Wiege der modernen Geologie. Denn James Hutton hat in Lochranza 1787 Gesteinsschichten untersucht und kam zu dem revolutionären (und damals gefährlichen Schluss), dass die Erde deutlich älter sein müsse, als die Bibel es angibt. Zudem verläuft durch Arran auch der Ausläufer der Highland Boundary Fault, der geologischen Grenzlinie zwischen Highlands und Lowlands.
Arran bietet seinen 4.660 Einwohnern also täglich eine erstaunliche Landschaft mit Bergen, wie dem Goatfell, der 874 Meter hoch ist. Ein beliebtes Ziel für geübte Wanderer, die oben einen herrlichen Ausblick genießen können – sofern nicht gerade Wolken am Gipfel hängen.
Die Insel ist mit einer Ringstraße umgeben, die in der Mitte durch eine weitere Straße abgekürzt wird. Oben im Norden findet sich die schöne Lochranza Castle, die aus dem 13. Jahrhundert stammt. Im Osten der Insel hat sich mit Brodick die größte Siedlung gebildet. Und von hier aus kann man die Insel per Fähre auch wieder verlassen. Gut eine Stunde dauert die Fahrt nach Ardrossan, das nur rund 40 Kilometer Luftlinie von Glasgow entfernt ist.
Insel der Curling-Steine: Ailsa Craig
Rund 20 Kilometer südlich von der Isle of Arran und 16 Kilometer östlich vom schottischen Festland liegt Ailsa Craig. Die Insel ist etwa 1.200 Meter lang, 1.100 Meter breit und steigt bis auf 338 Meter an. Niemand lebt dort außer einer großen Kolonie an Seevögeln, der Leuchtturm auf der Insel ist seit den 1970ern auf Automatik umgestellt. Davor gab es im Sommer jeweils um die 30 Personen, die hier Granit abbauten oder den Leuchtturm instand hielten.
Ailsa Craig sieht aus wie ein schwimmender Sektkorken, im Prinzip ist sie auch so etwas ähnliches. Nämlich der Pfropfen eines ehemaligen Vulkans. Ailsa Craig ist vor allem für den Granit namens Ailsite bekannt, aus dem Curling Steine hergestellt wurden. Mindestens die Hälfte dieser Eissportgeräte kommen von der kleinen Insel. Die anderen kommen aus einem Steinbruch in Wales.
Ailsa Craig steht schon seit 2012 zum Verkauf, zuletzt waren Summen von um die 1,5 Millionen Pfund im Gespräch – die will aber auch derzeit keiner bezahlen.
Kleine, große Insel: Great Cumbrae
Doch wir fahren erst noch die Westküste ein Stück Richtung Norden. In Largs setzt uns in wenigen Minuten eine Fähre hinüber auf die Great Cumbrae Island. Sie ist gerade einmal sechs Kilomter lang und 2,7 Kilometer breit. Auf der kleinen Fläche drängen sich aber immerhin 1.376 Bewohner. Auf Cumbrae steht die kleineste Kathedrale Europas. Unterhalb von Great Cumbrae liegt noch die Schwesterinsel Little Cumbrae, die allerdings unbewohnt ist.
Die kultivierte: Isle of Bute
Fahren wir wieder zurück auf das Festland für unser letztes Ziel. Ein Stück weiter die Westküste Richtung Norden liegt Wemyss Bay. Von hier aus setzt uns eine Fähre in einer halben Stunde etwa hinüber nach Rothesay, der größten Niederlassung der Isle of Bute. Dank seiner Nähe zu Glasgow zählt die 24 Kilometer lange und 8 Kilometer breite Insel 6.498 Einwohner.
Bute hat eine Burg mit der Rothesay Castle, ein wunderschönes Herrenhaus mit dem Mount Stuart House und die Überreste einer Kapelle aus dem 12. Jahrhundert. Hinzu kommt der Strand vom Ettrick Bay.
Die Fähre von Rhubodach nach Colintraive bringt uns in wenigen Minuten nun auch von unserer letzten Insel herunter.
Alle Infos zur Isle of Bute gibt es hier.
Wobei? Es gibt noch einige Nennungen von Inseln „ehrenhalber“ …
Inseln mit besonderer Geschichte: Gruinard und Bass Rock
Es gibt einige Inseln, die zwar klein sind, aber Berühmtheit erlangt haben. Die besuchen wir jetzt auch noch.
Die Milzbrand-Insel: Gruinard Island
An der schottischen Westküste, etwas unterhalb Ullapools liegt die Gruinard Bay und darin die gleichnamige Insel. Sie wäre an sich nichts besonderes, hätte das britische Militär sie nicht während des zweiten Weltkriegs dazu auserkoren, als Austragungsort für Tests mit Milzbranderregern herzuhalten, dem sogenannten Anthrax. 80 Schafe wurden durch die Bio-Bomben „erfolgreich“ getötet. Dummerweise stellte man erst nach dem Test fest, dass das Anthrax in den Boden eingedrungen war und ihn dauerhaft verseuchte. Und so wurde Gruinard Island eine Sperrzone.
Erst 1986 hatte man erkannt, dass sich das Problem nicht von selbst lösen würde, und so begann man damit die Insel mit einer Mischung aus Formaldehyd und Meerwasser zu entseuchen.
Seit 1990 gilt Gruinard nicht mehr als versucht – leben mag auf der ein Kilometer breiten und 2 Kilometer langen Insel trotzdem niemand.
Die Insel der Vögel im Osten: Bass Rock
Der Anblick schon aus der Ferne „erhebend“ – denn mitten aus dem Meer vor der Ostküste Schottlands erhebt sich ein 107 Meter hoher nackter Fels. Der berühmte Bass Rock – oder manchmal auch einfach „the Bass“ genannt.
Berühmt ist er zum einen wegen seiner Masse an Basstölpeln, die darauf nisten. 150.000 sollen es sein, rund zehn Prozent des Bestands im Nordatlantik. Früher galten die Jungvögel – wie auch im falle von Sula Sgeir – als Delikatesse. Sie wurden gejagt und an Land verkauft.
Zum anderen ist der Bass Rock dafür bekannt, dass eine ehemalige Burg dort zu einem Gefängnis umfunktioniert wurde. Die Burg gab es schon im 14. Jahrhundert. Und schon im 16. Jahrhundert wurden dort gerne politische Feinde „gelagert“. Im 17. Jahrhundert – nach der Invasion von Chromwells New Model Army – wurde aus the Bass tatsächlich ein berüchtigtes Gefangenenlager.
Heute ist er ein Refugium für Vögel und ein Magnet für Touristen, die zum Beispiel vom Scottish Seabird Centre hinüber gefahren werden.
Hier, nahe der Hauptstadt Edinburgh endet unsere kleine Reise zu den vielen Inseln Schottlands. Habe ich dabei eine wichtige Insel vergessen? Kein problem: Die Kommentare zum Artikel sind offen. Schreibt mir einfach, was Euch auf dem Herzen liegt.
Fiktive Inseln
Da ich in Suchanfragen immer wieder sehe, das seltsame Inselnamen auftauchen, nehme ich hier fiktive Inseln auf. Also Inseln, die in Filmen oder Büchern auftauchen aber nicht real existieren.
Island of Mure: Die Insel von Summer Seaside Kitchen
Diese Insel gibt es nicht – oder nur im Kopf. Autorin Jenny Colgan beschreibt in ihrem humorvollen Roman „The Summer Seaside Kitchen“ das Leben von Flora, die ihrer Heimat den Rücken gekehrt hat und nach London gezogen ist. Diese Heimat ist die Isle of Mure. Allerdings muss sie aus Business-Gründen doch wieder auf die Insel zurückkehren. Dort holt sie ihr vergangenes Leben wieder ein. Das Buch hat den Romantic Comedy Novel Award 2018 gewonnen.
Ich freue mich immer über diese Website. Sie war Anregung für unseren Besuch auf Lewis. Für mich ist erwähnenswert, dass wir immer die Gottesdienste auf den Inseln und dem Festland besuchten. Die Besucher sind sehr offen, freundlich und wir haben manch Interessantes erfahren, den einen oder anderen Tipp erhalten. Dies war nicht der Grund des Godibesuchs, aber bei der anschließenden Tasse Tee waren immer die Gespäche usw. einfach nur gut.
Herausragender Artikel! Vielen Dank hierfür.
Grüße
Oh ganz lieben Dank :) Ich freu mich :)
Für eine Wissensdurstige für mich der perfekte Einstieg! Toll wie sie eine kurzweilige aber dennoch detaillierte Übersicht geschaffen haben. Ich hatte viel Spaß beim recherchieren nach Brochs und co. Und jetzt richtig Lust auf Urlaub! Danke!
Wow, Top Seite! Respekt für all die Mühe, sehr informativ. Das einzig wünschenswerte wäre noch gewesen, wie das Wetter zu allen Jahreszeiten auf den betreffenden Inseln ist.
Danke für das Lob, die Klimadaten habe ich bei den Inselbeschreibungen unter Regionen oft hinterlegt.
Moin,
waren bereits letztes Jahr in den Highlands und werden dieses Jahr Mitte Mai nochmal fliegen. Leider konnten wir aufgrund diverser Umstände erst jetzt planen (kein Flug, …). Wir haben in Tain (45 min nördlich von INV) ein Ferienhaus, das der Verwandtschaft gehört. Da nur 8-10 Tage Zeit, würden wir gerne etwa 3 (…) Inseltouren machen. Skye sollte dabei sein. Mietwagen wäre vorhanden. Kann jemand ein paar Tipps geben, wie man die knappe Zeit diesbezüglich gut nutzt ? Auf den/der Insel(n) wäre eine Übernachtung planbar. Von unserem Ferienhaus nach Skye sind es ca. 2,5 Stunden mit dem Auto.
Danke & Gruss,
Marcus
Ich empfehle für Skye auf jeden Fall mindestens eine, besser zwei Übernachtungen. Der Norden der Insel ist grandios und verdient Zeit. Gerne auch mit ein oder zwei Wanderungen. (Ich sage mal vosichtig: In meinem Buch findet hr auch Tagestouren: https://www.myhighlands.de/shop/reisefuhrer-myhighlands-isle-of-skye/)
Von Tain aus sied Ihr ja auch in zwei Stunden oben an der Fähre nach Orkney. Auch hier würde sich ein Ausflug mit mindestens einer Übernachtung doch lohnen.
Summa summarum: Ich würde Skye und Orkney vorschlagen. Auf Orkney könnt Ihr dann eine Tagesrundfahrt mit dem Auto machen. Siehe hier dazu: https://www.myhighlands.de/regionen/orkney/
Hilft das?
Danke – das hilft schon mal.
Gruss
O, warum bin ich nun mit 83 nur zu alt, mir so etwas Schönes anzusehen, Fern- und Heimweh zugleich beim Lesen dieses ausführlichen, „mitnehmenden“ Berichtes. Danke!
Es freut mich, dass ich zumindest bei einer Reise im Kopf helfen durfte.
Hallo Stephan,
bei der fiktiven Insel ist Flora übrigens nicht nach Edinburgh gezogen sondern nach London;-)
Ah, danke, das ändere ich.
Nach einer Wanderstudienreise in diese traumhafte Region Europas vor 20 Jahren bin ich nun durch die Lektüre „Alte Wege“ von Robert Macfarlane zurück in dieser Landschaft. Auf der Suche nach der Grenzziehung zwischen den Inseln Lewis und Harris bin ich bei Google auf diesen schönen Reisebericht gestoßen – eine wunderbare Beschreibung dieser traumhaften Landschaft!
Top und war mir sehr nützlich. WEITERSO
Wunderbare & informative Seite, vielen Dank für die ganze Mühe! :-)