Mit wunderschöner moderner Architektur und spannenden Ausstellungsstücken lockt das Riverside Museum Besucher an. Und auf der Rückseite hat es noch eine besondere Attraktion: das Tall Ship.
Die perfekte Welle, in einem Gebäude verewigt – so ungefähr fühle ich mich beim ersten Anblick des Riverside Museum in Glasgow. Wieder einmal hat diese Stadt es geschafft, mich zu beeindrucken. Denn was die Architektin Zaha Hadid da direkt neben den Clyde-Fluss bauen hat lassen, wirkt einerseits modern, andererseits aber nicht kalt, sondern organisch, fließend und faszinierend.
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Ob es innen wohl so faszinierend weiter geht? Wie in Glasgow so üblich, kostet der Eintritt kein Geld. Die Welt, die sich hier eröffnet, ist gleichermaßen überwältigend wie gespenstisch. Gespenstisch, weil statt weißen Wänden und weißem Licht dominieren in dem nachgebauten Straßenzug im Inneren Grün und Lila, während schwarze Pferde einen Bestatterwagen ziehen. Surreal.
Überwältigend aber ist nicht dieser gelungene Straßennachbau, vielmehr ist es die Masse an Fahrzeugen, die einen fast zu erdrücken droht.
Sogar über dem Kopf sind noch Fahrräder an der Beleuchtung angebracht. Und die Wand … eine einzige Auto-Galerie.
Wenn der Schock der schieren Masse nachlässt, kommt der Spaß an den vielen Ausstellungsstücken. Fast überall kann man reinschauen, in vieles sogar reingehen. Es gibt thematische Räume zu allem möglichen – von Fahrrädern bis Kinderwägen.
Mehrere Generationen öffentlicher Verkehrsmittel von Trams über Doppeldeckerbusse bis hin zu einer U-Bahn laden zum Begehen ein, mit Original Holz- oder Ledersitzen darin.
Wenn man an Verkehr und den nahen Fluss denkt, dann gehören natürlich auch große Schiffe dazu, von denen viele früher in Glasgow gebaut wurden. Sie sind in Vitrinen als Modell zu sehen …
… oder – viel besser – als Original auf dem Fluss Clyde auf der anderen Seite des Riverside Museums. Dort liegt nämlich die Glenlee. Ein Segelschiff, das die Welt zu seiner aktiven Zeit mehrfach umrundete. Heute liegt der Dreimaster festgezurrt am Kai hinter dem Museum. Und auch bei der Glenlee gilt: Eintritt frei.
Das Tolle: man kann fast alles im Schiff ansehen. Die Kajüte des Kapitäns, die Offiziersmesse, Kombüse oder Mannschaftsquartiere.
Eine Treppe führt unter Deck. Hier ist der große Frachtraum, in dem gerade für Kinder einige schöne Ablenkungen eingerichtet wurden: Kleine Förderbänder auf denen kleine Säckchen über ein Stockwerk transportiert werden können, Spielecken und lehrreiche Spielzeuge. Für die großen Kinder wird es weiter hinten interessant, im Maschinenraum: Der Glenlee wurden nämlich 1922 zwei Dieselmotoren verpasst.
Taucht der Besucher schließlich wieder aus dem Bauch der Glenlee auf, kann er sich noch ganz vorne den Ausblick auf die nahen Gebäude am River Clyde genehmigen.
Wissen: Die Architektur des Riverside Museum
Architektin Zaha Hadid symbolisiert mit dem Museumsbau eine fließende Verbindung zwischen Stadt und Museum. Sowohl von vorne, als auch aus der Luft betrachtet ergeben sich Wellenformen.
Das Gebäude ist vorne und hinten mit einer Glasfront versehen, öffnet sich also einerseits zur Innenstadt und andererseits zum Clyde hin. Die Verbindung ist ein Tunnel auf Irrweg, denn statt eben gerade zu verlaufen, knickt der Tunnel in Wellenform ab.
Das Riverside Museum wurde zwischen 2004 und 2011 erbaut. 2013 erhielt es prompt den Preis Europäisches Museum des Jahres 2013. Die Kosten betrugen 74 Millionen Pfund, das sind über 100 Millionen Euro.
Übrigens: Mitverantwortlich für die Planung war auch ein Deutscher. Johannes Hoffmann hat zuerst an der Technischen Universität München studiert. In einem Interview äußert er sich über den Bau und erzählt, dass das Museum aus Stahlträgern mit einer Verschalung von glasfaserverstärktem Gips zusammengesetzt ist. Der erlaubt dünne und gebogene Flächen und ist gleichzeitig feuerbeständiger.
Persönliche Anmerkung: Freiwillige Guides im Museum
Mich begeistert an Glasgow immer wieder, wie viel man geboten bekommt, ohne dafür etwas zu bezahlen. Nicht mal auf Guides wird dabei verzichtet. Im Riverside Museum stand ein älterer Herr in Uniform, der uns viel über die Commonwealth Games in Glasgow erzählte und auch sonst manchen Hintergrund preisgab.
Ehrensache, dass wir danach etwas in einen der Spendenbehälter geworfen haben. Denn wenn man auch nur kurz nachdenkt, was der Erhalt all der Fahrzeuge und auch noch eines Segelschiffes dieser Größe kostet, dann zahlt man gerne freiwillig für dieses tolle Erlebnis.
Tipp: Ein Besuch bei der Clyde-Architektur oder den Govan Stones
Hydro SECC, the Armadillo, the Needle, die Milleniumsbridge, das Clyde Arc und das Science Centre – ein Stück weiter hinauf den River Clyde gruppiert sich eindrucksvolle neue Architektur. Entlang des River Clyde lässt sich dort gut bummeln, zum Beispiel als Rundgang zwischen dem Clyde Arc und der Milleniumsbrücke – auf der einen Uferseite hin, auf der anderen zurück.
Der Fußweg führt aber zunächst nicht am Fluss entlang, man muss ein Stück Richtung Straße gehen. Einige hundert Meter später kann man dann rechts wieder zum Ufer abbiegen.
Eine Alternative bietet ein Spaziergang über den Fluss. Direkt beim Museum überspannt die Govan-Partick Bridge seit 2024 den Clyde. Govan ist ein sehr alter Ort, dessen Kirche wunderbare, behauene Steine aus dem Mittelalter ausstellt – die Govan Stones. Der Fairfield Heritage Centre zeigt außerdem, welch gigantische Schiffswerft hier früher zu finden war.
Anfahrt:
Per Auto mit Navigationsgerät: Der Postcode „G3 8RS“ bringt einen ganz in die Nähe, die Straßenanschrift lautet 100 Pointhouse Rd.
Ohne Navi: Auf dem M8 durch Glasgow, bis die Ausfahrt „Clydebank S.E.C.C. A814“ angezeigt wird. Hier abfahren und auf der großen Straße A 814 in Richtung Dumbarton folgen. Wenig später die Ausfahrt „Partick – Glasgow Harbour“ nehmen und oben einfach geradeaus über die Kreuzung zum großen Parkplatz vor dem Riverside Museum.
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Für Touristen bietet sich auch hier der Stadtrundbus an, der alle wichtigen Sehenswürdigkeiten ansteuert – unter anderem auch das Riverside Museum.