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Royal Yacht Britannia – der schwimmende Palast der Queen

Einst diente die Royal Yacht Britannia Queen Elizabeth II. als Reise-Unterkunft. Heute liegt sie bei Edinburgh und kann besichtigt werden. Doch was gibt es zu sehen?

Die Royal Yacht Britannia in Leith
Die Royal Yacht Britannia in Leith

Die Royal Yacht liegt hier nicht vor Anker, sie hat festgemacht. Vermutlich für immer. Das wird sofort klar, wenn man sie in Leith am Pier sieht: Fast schon verwachsen mit dem Turm durch etliche Stege und Stahlseile gehalten.

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Doch trotz ihrer Gefangenschaft strahlt sie noch immer die königliche Eleganz und Größe aus, die ihre Passagiere ihr verliehen haben. Denn die Royal Yacht brachte für fast ein halbes Jahrhundert die königliche Familie zu verschiedenen Orten nah und fern. Sie fuhr der heutige König Charles III. und seine damalige Frau Diana in den Flitterwochen ins Mittelmeer und Queen Elizabeth II. regelmäßig zu den Äußeren Hebriden.

Diese Geschichte zieht heute Besucherscharen an. Was erwartet sie?

Zum einen eine professionell betriebene Touristen-Attraktion. Schon nach dem Bezahlen und noch bevor die Besucher das Schiff selbst betreten (Ticktes kann man übrigens hier kaufen), bekommen sie eine Ausstellung zu sehen, erfahren erste Informationen, bis sie an einer Person stehen bleiben, die geduldig die Gebrauchsanweisung für die Benutzung des elektrischen Tourguides geben. Ein Gerät, das an alte Nokia-Mobiltelefone aus den 1990ern erinnern.

Die elektrischen Tourguides der Royal Yacht Britannia

Danach geht es in das externe Treppenhaus des Schiffs und von dort aus zunächst auf die Brücke.

Die Brücke der Royal Yacht

Hier kommt der Tourguide zum ersten Mal zum Einsatz. Und er macht seine Arbeit gut, erklärt, welche Geräte zu sehen sind und wie die Besatzung damit gearbeitet hat. Diese Qualität setzt sich durch alle folgenden Besichtigungspunkte fort – eine wirklich gut gemachte Führung.

Blickt man über die Reling, kann man die Bloodhound sehen, Segelyacht aus den 1930ern, auf der Prince Charles das Segeln gelernt hatte.

Royal Bloodhound

Auf dem Schiff ist die Laufrichtung klar vorgegeben: Von der Brücke ganz oben, ein Deck tiefer zum Heck, wo sich die Royals in einem überdachten Bereich vor dem Wetter schützen konnten.

Veranda am Heck

Wieder eine Etage höher können Besucher bereits eine Pause einlegen. Dort gibt es ein Café auf dem nun überdachten Oberdeck.

Café im Oberdeck

Bisher sieht alles nach einem guten Leben an Bord aus. Doch mit der Zeit beschleicht einen auch eine leichte Beklemmung. Beklemmung, weil man begreift, wie die Royals auch hier in ihrer Monarchen-Rolle gefangen waren, der sie nur mit Humor entkommen konnten. Ein Beispiel ist der Befehl der Queen, sie möge nicht mehr gegrüßt werden. Denn das Reglement schreibe vor, dass sie dann zurück grüßen müsse. Beklemmend auch, weil sie eine Kabine hatte und ihr Ehemann eine andere. Lediglich Charles und Diana schienen ein Ehebett hier zu teilen.

Die Suite, in der Charles und Diana die Flitterwochen verbrachten

Die Formalität wird offensichtlich, wenn man den großen Saal der Yacht betritt, der für Bankette auch heute noch mietbar ist.

Der große Saal

An den Wänden des Saals finden sich viele Geschenke, die der Queen auf ihren Reisen gemacht wurden, wie dieser geschnitzte Hai.

Geschnitzter Hai

Gleich gegenüber liegt der Drawing Room, so etwa wie das Wohnzimmer der Royals.

Drawing Room, genutzt als Wohnzimmer

Der Prunk täuscht nicht darüber hinweg, hier ging es eher steif zur Sache. Für Privates war nicht viel Platz. Dennoch hatte die Queen beim Aussuchen der Möblierung immerhin eine gewisse Freiheit. Das Silber auf dem Schiff, wie das auf dem kleinen Beistelltisch, wird übrigens immer noch ständig poliert.

Die Tour führt über das Treppenhaus und die Laufstege immer weiter nach unten und irgendwann landet man im Bauch der Yacht. Mit jedem Deck, das es nach unten geht, wird der Klassenunterschied deutlicher. Hatte der Kapitän oben noch ein eigenes Luxuszimmer, sehen die einfachen Mannschaftsquartiere ganz anders aus.

Mannschaftsquartiere

Während oben alles prunkvoll war, herrscht hier Pragmatismus vor. Ob in der Krankenstation …

Krankenstation

… oder in der Wäscherei.

Wäscherei

Ganz unten schließlich erwartet die Besucher der Maschinenraum. Danach ist die Besichtigung beendet. Allerdings liegt am Ausgang noch die königliche Barkasse.

Königliche Barkasse

Sie ist sogar älter als die Britannia und stammt von 1938. Ihre Aufgabe war es, die Passagiere an Land zu bringen, wenn das Schiff nicht anlegen konnte.

Zudem steht vor der Yacht auch der Rolls Royce Phantom V, der früher noch unter Glas auf dem Schiff selbst untergebracht war. Diesen Gefährt kam zum Einsatz, wenn die Queen auf Land unterwegs sein wollte. Das Foto zeigt ihn noch auf dem alten Stellplatz an Bord der Britannia.

Rolls Royce Phantom V vor der Royal Yacht Britannia

Danach verlässt der Besucher das Areal wieder durch das externe Treppenhaus. Mit einem guten Gefühl, denn die Royal Yacht Britannia bietet einige Stunden gute Unterhaltung und interessante Einsichten.

Wissen: Über die Royal Yacht Britannia

Die Yacht ist eine Schottin. Sie stammt von den berühmten Clydebank Shipyards bei Glasgow, wo sie am 16. April 1953 vom Stapel lief. Sie war schon damals kein Rennboot, denn die Konstrukteure entschieden sich für einen Dampfturbinenantrieb, der weniger Leistung als ein Dieselantrieb erbringt. Dafür erzeugt er aber weniger Vibrationen und fühlt sich für Passagiere angenehmer an.

Die Dampfturbine im Maschinenraum

Die Yacht brachte die Königin immer wieder auf die schottischen Inseln. Daneben hatte sie auch 696 Auslandseinsätze. Auch heikle Missionen – natürlich ohne Royals an Bord. Ein Beispiel ist die Evakuierung von rund tausend Briten aus dem Bürgerkriegsgebiet im Jemen in den 1980ern. Solche Aufgaben waren durchaus einkalkuliert, denn die Britannia konnte in Krisenzeiten schnell zu einem Lazarettschiff umgebaut werden.

Problem war: Der Betrieb samt Mannschaft kam zuletzt jährlich auf umgerechnet 30 Millionen Euro. Zu viel, befand die konservative Regierung im Jahre 1997. So wurde das Schiff außer Dienst gestellt. Seitdem liegt sie an ihrem Platz in Leith.

Weitere Kleinigkeiten, die interessant sind: Sie ist eines der wenigen Schiffe, deren Namen nicht auf der Seite steht. Der goldene Streifen ist Blattgold und wird nach jedem blauen Anstrich komplett erneuert. Und als Kapitän hatte die Britannia stets einen Admiral – ein einzigartiger Umstand.

Tipps: Das Ocean-Terminal in Leith

Wenn man schon da ist, kann man sich durchaus auch noch etwas umsehen. Wer gerne einkauft, braucht das Gebäude gar nicht zu verlassen. Aber Technik- und Schiffsbegeisterte sehen an der frischen Luft besseres, denn tatsächlich ist das Ocean-Terminal immer noch ein aktiver Hafen.

Am Ocean-Terminal von Leith
Der Wellservicer in Hafen

Übrigens: Es ist schwer, die Royal Yacht halbwegs gut von Außen zu fotografieren. Das Foto oben entstand durch ein Loch im Zaun am Ende des Beckens, in dem die Yacht liegt. Eine andere Möglichkeit sind die Außenbereiche der Restaurants auf den Balkonen des Einkaufszentrums.

Royal Yacht vom Einkaufszentrum aus

Persönliche Anmerkung: Royal Yacht noch im Dienst gesehen

Als ich Anfang der 1990er mehrfach nach Schottland reiste, lag einmal im Hafen von Thurso ein Kriegsschiff vor Anker neben einem kleineren Schiff. Als Neffe eines Kapitänleutnants habe ich natürlich hauptsächlich versucht, die – ich vermute – Fregatte zu fotografieren. Nur nebenbei nahm ich das kleinere Schiff auf. Heute weiß ich, was es war: die Royal Yacht Britannia. Das Kriegsschiff war der Schutz. Das Foto habe ich vom Dia abfotografiert.

Royal Yacht Britannia in den 1990ern bei Thurso

Anfahrt:

Die Royal Yacht liegt in Leith am Ocean Drive. Tatsächlich kann man im Einkaufszentrum recht gut parken, dazu kann man seinem Navigationsgerät die Adresse eingeben: „EH6 6JJ“ und den „Ocean Dr“ als Straße. Braune Hinweisschilder zeigen zudem den Weg. Die Royal Yacht steht aber auch auf der Halteliste vieler Busrundfahrten von Edinburgh, wie zum Beispiel der Majestic Tour. Zudem ist sie mittlerweile durch die Tram zu erreichen, die 2024 bis hierhin verlängert wurde.

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