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Scalpay – von Fischern, Beton und feiner Küche

Zwei Naturhäfen und ein wunderschöner Leuchtturm machen die Insel Scalpay zu einem Paradies. Besucher finden hier schöne Natur und feines Essen.

Eilean Glas Leuchtturm auf Scalpay

Scalpay liegt im Osten der Isle of Harris als Teil der Äußeren Hebriden und war lange Zeit ein kleines, abgelegenes Eiland, das zwei wichtige Ankerplätze besitzt: An Acarsaid a Tuath und An Acarsaid a Deas – der Nordhafen und der Südhafen. Beide Buchten bieten einer Flotte von Fischern Schutz vor Wind und Wetter. Und so haben sich auf der Insel zwei Traditionen gebildet: Die Männer fuhren zu See, die Frauen strickten und webten Stoffe zum Beispiel für den „Scalpay Jersey“, der die Fischer warmhielt.

Mein Reiseführer Äußere Hebriden

Auf 304 Seiten beschreibe ich die Inseln Lewis, Harris, North und South Uist, Benbecula, Barra und Vatersay. Außerdem 7 Touren und 232 Fotos.

Mehr Info hier.

Scalpay hätte das Schicksal vieler kleiner Hebriden-Inseln teilen können: Die Jungen hätten sich einer anderen Zukunft zugewandt und die Bevölkerung hätte weiter abgenommen. Doch es passierte etwas, das Insel stark verändern würde.

Scalpay Bridge

im Jahr 1998 überquerte die damals 103 Jahre alte Einwohnerin Kirsty Morrison als erste Person die Auto­brücke, die seitdem Scalpay mit Harris verbindet.

Die Scalpay Bridge

Das hat neue Bewohner auf die Insel gelockt. Sie ist quasi nun zu einem „Vorort“ von ­Tarbert geworden und ein begehrtes Ausflugsziel für Touristen.

Noch ein einschneidendes Erlebnis veränderte Scalpay. Denn bis 2012 war die komplette Insel im Privatbesitz. Doch als der bisherige Eigner verstarb, entschloss sich sein Erbe, Scalpay an dessen Bewohner abzutreten – als Geschenk.

Durch die Brücke konnten nun auch Besucher leicht die Schönheit Scalpays erkunden: Sanfte grüne Hügel umrahmen die Buchten für die ankernden Fischerboote. Der Blick auf An Acarsaid a Deas im Sonnenlicht zeigt das eindrucksvoll.

An Acarsaid a Deas

Gerade für Naturliebhaber bietet die Insel etwas. Wer gut zu Fuß ist, begibt sich etwa auf den rund zehn Kilometer langen Rundweg um die Insel, der auch zum Eilean Glas Light­house führt (siehe weiter unten).

Das Harbour Bistro auf Scalpay

Nach der drei bis vier Stunden langen Wanderung bietet das North Harbour Bistro passende Stärkung an. Das Restaurant zeichnet eine Top-Küche des Kochs George Lavery aus, der ursprünglich aus Glasgow stammt. Das Essen ist großartig, kostet allerdings auch entsprechend viel. ­Sicherheitshalber sollten Besucher vorher Plätze zu reservieren.

Betonschiff Cretetree

Eine besondere Sehenswürdigkeit hält der Nordhafen bereit. Dort liegt das fast 55 Meter lange Wrack der Beton­barke „Cretetree“. Da während des Ersten Weltkriegs Stahl rar wurde, gab die britische Regierung 64 Schiffe mit Betonrumpf in Auftrag. Die meisten davon sind heute verloren.

Das Betonschiff Cretetree

Für einige Zeit wurde die Cretetree als Kohletransport eingesetzt. Doch bereits 1961 wurde sie zu ihrem jetzigen Liegeplatz gezogen und ausgemustert. Heute verrottet sie und wird von Fischern als Lager für Netze genutzt. Gut zu sehen ist sie von Abzweig direkt bei Ankunft von der Brücke. Dazu Abbiegen Richtung Aird an Aiseag und ein Stück fahren, bis sie in Sicht kommt.

Cretetree von vorne

Eilean Glas Leuchtturm

Auf einer malerischen Landzunge von Scalpay steht das Eilean Glas Lighthouse, ein wunderschöner Ort für einen Ausflug, der zu Fuß unternommen werden kann. Es sind zirka 3,5 Kilometer, der Pfad ist gut ausgebaut und insgesamt sollte man sich für den Ausflug um die zwei Stunden Zeit nehmen. Die Wanderung wird weiter unten genau erklärt.

Schon seit 1789 gab es auf der Eilean Glas ein Leuchtfeuer und 1824 machte sich Robert Stevenson daran, den heutigen Turm samt Gebäuden zu errichten. Die Häuser sind im ägyptischen Stil gehalten. In einem Gebäude hat sich ein kleines Café niedergelassen.

Gebäude am Eilean Glas Lighthouse im ägyptischen Stil

Der Leuchtturm auf der kleinen Insel sorgte allerdings für einen Skandal: Um das Anwesen zu renovieren, hatte in den 1990ern ein Ehepaar einem Alzheimer-Patienten mehr als 100.000 Pfund gestohlen. Erhaltenswert sind die Gebäude natürlich in jedem Fall, aber nicht auf Kosten der Schwachen.

Der Ausflug zum Leuchtturm ist das Highlight eines Besuchs auf Scalpay. Denn der Weg führt durch wunderbare Landschaft. Und die Halbinsel Eilean Glas gilt als einer der besten Orte auf den Äußeren Hebriden, um Wale und Delfine zu beobachten. Dazu fliegen hier viele Meeresvögel. Und selbst wenn all das nicht vorhanden sein sollte, bleibt doch noch der wunderbare Blick hinüber zur Isle of Skye.

Blick zu Rubha Hunish auf der Isle of Skye

Wanderung zum Eilean Glas Lighthouse

Fast am Ende der Hauptstraße von Scalpay liegt der Outend Car Park. Hier startet die kleine Wanderung. Zunächst einige Meter der Straße bergauf folgen, dann aber am Schild „Eilean Glas Lighthouse“ nach links abbiegen und durch das Viehgatter.

Kurz geht es noch auf einem geteerten Weg weiter, dann wird daraus ein Schotterpfad.

Der Weg zum Eilean Glas Lighthouse

Die Tour führt durch eine Moorlandschaft mit einigen Lochs. An einer Stelle geht es durch ein Tor in einer typischen Steinmauer. Dann kommt der Leuchtturm schon in Sicht.

Loch na Craoibhe

Vorsicht, es folgt ein Abstieg zur Bucht von Eilean Glas hinab. Der ist zwar nicht sehr steil, die Steine und das Gras können aber rutschig sein. Anschließend geht es zur Hütte mit den blauen Türen. Hier finden sich Erklärungen zu Flora und Faune am Leuchtturm.

Die Hütte beim Leuchtturm

Nach dem Besuch der Hütte richten sich die Schritte weiter in Richtung Leuchtturm durch ein weiteres Viehgatter. Auch hier finden sich Infotafeln, ehe es zwischen den altägyptisch anmutenden Gebäuden hindurchgeht.

Rechts in der Baracke serviert das Café heiße Getränke.

Eingang zum Café

Vor dem Leuchtturm links öffnet sich ein kleiner Durchgang auf eine Plattform. Von hier aus lassen sich Vögel, Wale und Delfine beobachten – mit etwas Glück jedenfalls.

Basstölpel über dem Meer gesehen vom Eilean Glas Lighthouse

Von der Plattform aus können der alte und der neue Turm umrundet werden. Der Weg zurück entspricht dann einfach wieder dem Weg, den man gekommen ist.

Hinter den Gebäuden des Leuchtturms

Anfahrt

Mit Navigationsgerät: Der Postcode „HS4 3YA“ bringt einen nach Ardinashaig, den Hauptort der Insel.

Ohne Navi: Am großen Kreisverkehr im Hauptort Tarbert auf Harris wird das Ziel „Scalpay“ bereits ausgeschildert. Dieser Straße einfach immer weiter folgen, vorbei am Loch Laxadale und über die Brücke nach Scalpay.

Um zum Parkplatz für die Wanderung zu gelangen, folgt man der Straße durch den Ort und schlägt die Richtung nach „An Ceann a Muigh (Outend)“ ein. Der Straße weiterfolgen, bis der Parkplatz erreicht wird.

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