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Schlachtfeld von Culloden – Ende der mächtigen Clans

Hier war er zu Ende: Der Traum der Highlander, in dem ein schottischer König auf dem britischen Thron säße. Zerschmettert in nur einer Stunde. Ein Blutbad, an das noch heute die Gedenksteine von Culloden erinnern

Schlachtfeld von Culloden
Schlachtfeld Culloden

Wochenlang eilte er mit seiner Armee von Erfolg zu Erfolg, drang dabei immer tiefer in England ein, kam bis nach Derby, nur 200 Kilometer von der Hauptstadt London entfernt. Er, das war Charles Edward Stewart, genannt Bonnie Prince Charlie – der hübsche Prinz Karl.

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Er war der Enkel des vertriebenen britischen Königs James II. Mit einer Armee hauptsächlich bestehend aus Mitgliedern der Highland-Clans führte der Prinz den Jakobitenaufstand an.

Doch von Derby aus zog er sich wieder nach Schottland zurück, wollte die bis dato erfolgreichen Truppen neu aufbauen. Er wählte Inverness als Stützpunkt und wartete auf seine Feinde.

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Schließlich, am 16. April 1746, standen sich die beiden Armeen gegenüber – hier, auf dem Schlachtfeld bei Culloden. Der Kampf dauerte nur kurz, doch das Trauma „Culloden“ währt noch heute. Es war der Beginn des langen Leidens der Highlander.

Damals war Culloden noch ein Moor. Heute ist es eine große Wiese, auf der es viel zu sehen gibt. Wege und Fahnen in verschiedenen Farben zeigen der Verlauf der Fronten der beiden Streitmächte. Tafeln erklären, wo welcher Clan stand. Gedenksteine markieren die Gräber der Clans und ihrer Helden.

Culloden Gedenkstein

Eine alte Hütte mit Reetdach steht mitten im Feld. Das ist Leanach Cottage. Sie wurde vermutlich im frühen 18. Jahrhundert erbaut, was bedeutet, dass sie während der Schlacht schon hier gestanden haben könnte. Sie ist 2018 komplett renoviert worden und kann besichtigt werden.

Leanach Cottage

Culloden hat außerdem ein Besucherzentrum mit Ausstellung, die die Geschichte vor, während und nach der Schlacht vermittelt. Das moderne Gebäude steht direkt beim Parkplatz. Vom Schlachtfeld aus ist es dagegen kaum zu sehen. Es schmiegt sich flach und unauffällig in die Landschaft.

Culloden Visitor-Centre

Wissen: So verlief die Schlacht von Culloden

Bisher lautete die Erklärung so: Der Prinz hat das falsche Schlachtfeld gewählt gegen den Willen eines seiner Generäle Lord George Murray. Er wählte ein völlig ungeeignetes Sumpfgebiet, in dem der berüchtigte Highland Charge stecken blieb. Das reichte für die Niederlage.

Heute ist die Forschung etwas weiter und es ergibt sich ein differenzierteres Bild. Zum einen von der Armee der Jakobiten, zum anderen von der Wahl des Schlachtfeldes.

Ausführlichen Hintergrund zur Schlacht bei Culloden gebe ich auch Youtube und in meinem Podcast.

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Situation vor der Schlacht

Die Umstände waren allerdings von Anfang an schwierig für die Jakobiten: Sie zählten nur 6.000 Mann, während der gegnerische Duke of Cumberland 9.000 Soldaten zur Verfügung hatte.

Seit Tagen hatte jeder Jakobit auch nur die Ration von drei Zwieback pro Tag. Die Regierungstruppen hingegen waren gut versorgt – angeblich hatte es sogar Sonderrationen gegeben zur Feier des 25. Geburtstages des Duke of Cumberland am 15. April (Anm.: Mein Problem mit dieser Version: nach dem heute gültigen gregorianischen Kalender, der auch das Schlachtdatum beschreibt, ist der Duke am 26. April geboren, das julianische Datum ist der 15. April. Die Schlacht fand aber am gregorianischen 16. April statt). 

Die Regierungstruppen hatten in der Nacht zum 16. gut geruht – was ihnen aber auch fast zum Verhängnis geworden war. Denn 3.000 Jakobiten waren nachts 20 Meilen nach Nairn gewandert, um die gegnerischen Armee im Schlaf zu überrumpeln.

Vor Ort aber entschloss man sich, das Unterfangen abzubrechen und unverrichteter Dinge zurück zu marschieren. Die halbe Jakobiten-Armee war somit übermüdet, als sie gerade rechtzeitig in Culloden ankam, um Aufstellung zu nehmen.

Auf dem Schlachtfeld zeigen Informationstafeln die Linien der Armeen

Schlachtfeld und Aufstellung

Sowohl Murray, als auch sein Kollege John O’Sullivan hätten ein anderes Schlachtfeld gerne vorgezogen – beide lagen aber sowieso dauernd im Streit miteinander. Doch O’Sullivan entschied sich für diesen Ort. Denn – und das ist entscheidend – hier konnte er die Straße nach Inverness schützen. In der Stadt lagerten die Vorräte. Genau diese Straße sollte später aber ein Problem werden

Das Jakobiten-Heer stand mit Blick nach Osten. Im Norden grenzte es an das Grundstück von Culloden House, im Süden an ein gemauertes Tiergehege. So sollten die Flanken vor den gegnerischen Reitern geschützt sein. Der Nachteil aber war, dass der linke Flügel der Schlachtreihe 500 Meter weiter entfernt von den Regierungstruppen stand als der rechte. Auch das sollte ein Problem werden.

Der Schlachtverlauf

Zirka 12:30 Uhr begann der Kampf. Zunächst gab es acht bis zwölf Minuten Artilleriefeuer. Eventuell zwang die durch das Gehege rechts heranrückende Kavallerie der Regierungsarmee die Jakobiten dazu den Angriff zu beginnen. Die Soldaten des Bonnie Prince Charlie rannten direkt in die Kartuschen (Kartätschen) der Gegner. Eine Kartätsche ist eine Kanonenladung, die mit Schrot gefüllt ist.

Schlimmer allerdings war die ungleiche Geschwindigkeit beim Vorrücken. Einheiten auf der Straße waren schneller als die auf dem Gelände. Die Straße aber führte diese Einheiten zu sehr nach rechts, wo sie auf andere Einheiten trafen. So ballten sich die Mackintosh, Fraser und Appin Regimenter mit den Camerons und den Atholls rechts. Links hingegen mussten die Truppen 500 Meter mehr zurücklegen – sie hingen weit zurück.

Die Angriffe der Highlander war aufgrund ihres Sturmlaufs gefürchtet, dem sogenannten „Highland Charge“. Die Idee: Die mutigen Angreifer rannten so schnell auf die Gegner zu, dass diese nur eine Salve abgeben konnten. War diese verschossen, befanden sich die Highlander bereits mit ihren Schwertern mitten unter den Feinden und metzelten sie blutig dahin. Doch auf diese Taktik waren die Regierungssoldaten diesmal vorbereitet. Sie hatten Abwehrmaßnahmen geübt.

Normalerweise sollten die Jakobiten-Regimenter gleichzeitig mehrere Breschen schlagen. Es gelang ihnen aber nur kurzzeitig eine Stelle massiv zu attackieren. Doch die Linie der Regierungstruppen hielt stand – noch schlimmer, sie konnten ein Hufeisen um die Angreifer bilden und sie ins Kreuzfeuer der Musketen zu nehmen. In wenigen Minuten starben so 700 Mann.

Beim Angriff wurden zudem auch sehr viele Offiziere getötet, die Befehlskette war somit kaum noch vorhanden. Es gelang den Jakobiten dennoch ein halbwegs geordneter Rückzug, auch aufgrund irischer Kräfte und der eigenen Reiterei, die sie deckten. Am Ende blieb aber eine herbe Niederlage und der Prinz musste fliehen.

Um 1:40 Uhr war die Schlacht vorüber.

Culloden-Denkmal

Nach der Schlacht

Am Ende waren etwa 1.500 Jakobiten gefallen. Bisher ging man davon aus, dass nur 50 Regierungssoldaten gestorben waren. Auch das wird heute anders gesehen. Zwar sind während des Kampfes nur wenige gestorben, aber es gab 259 Verwundete. Davon sind im Nachgang der Schlacht mit Sicherheit ebenfalls viele gestorben.

Was sich nach der Schlacht aber zutrug, war eine Schande: Die Regierungssoldaten töteten die gegnerischen Verwundeten mit Bajonetten oder erschossen Fliehende. Sogar einige unbeteiligte Zivilisten wurden ihre Opfer. Auch wenn der gegnerische Feldherr Cumberland das nicht unbedingt direkt befohlen haben muss, so hat er es dennoch nicht verhindert. Das brachte ihm zurecht den Beinamen „Butcher“ also „Schlächter“ ein.

Prince Charles Edward Stuart irrte in den kommenden Monaten durch die Highlands, ehe er zurück nach Frankreich kam. Die Jakobiten formierten sich einen Tag nach der Schlacht noch einmal in den Ruthven Barracks. Doch der Prinz schickte sie mit einem Befehl per Brief nach Hause.

Der Aufstand war zu Ende.

Tipp: Gegen Abend besuchen

Dämmerung über Culloden

Die Atmosphäre des Schlachtfeldes fängt einen besonders ein, wenn man den Sonnenuntergang miterlebt – da sind dann auch weniger Besucher da. Am besten also am späten Nachmittag eintreffen. Aber noch so rechtzeitig, dass man sich rund eine Stunde Zeit für die Ausstellung im Haupthaus nehmen kann. Die sollte man zuerst besuchen, ehe man auf das Feld geht.

Nachteil: Man kann dann nicht das digitale Audiodevice mitnehmen, das einem auf dem Rundgang Erklärungen gibt.

Übrigens: Wenn man sich das Schlachtfeld ansieht, ist das eine gute Gelegenheit auch das nahe Fort George zu besuchen – es gilt als die in Stein gemeiselte Antwort der Regierung auf den letzten Jakobitenaufstand.

Anfahrt:

Mit Navigationsgerät: „IV2 5EU“ bringt einen bis zum Visitor Centre.

Ohne Navi: Von Inverness aus führt die B9006 direkt am Schlachtfeld vorbei – Fahrtzeit etwa ein viertel Stunde. Kommt man von Nairn aus, fährt man die A96, vorbei an den Hinweisen auf Fort George und Cawdor Castle, weiter vorbei am Inverness Airport und der Abzweigung zu Castle Stuart – bis man schließlich zum Hinweis Schild für „Balloch, Smithon, Culloden“ kommt. Hier ist auch schon ein braunes Schild für das Schlachtfeld angeschlagen. Hier links ab und dann die zweite Straße wieder nach links, Richtung Balloch und Culloden Battlefield. Die Straße trifft schließlich auf die B9006, auf die man rechts einbiegt und auf der sehr bald links der Parkplatz ausgeschildert ist.

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