Das eigene Reihenhäuschen war auch in der Steinzeit schon heiß begehrt. In Skara Brae erfüllten sich die Bewohner diesen Traum. Die Einrichtung: Durchweg Standard der damaligen Zeit …
Wohlig seufzte sie, während sie noch einen prüfenden Blick auf die Fischköder im Vorratsbassin warf. Hier in Skara Brae war ihr Traum vom eigenen Haus in Erfüllung gegangen. Es hatte zwar nur Standardeinrichtung – wie bei allen Nachbarn gab es einen Steinherd, ein Steinbett und ein Steinregal – aber es war ein Zuhause. Ihr Zuhause! Und dazu eines, das kaum ein paar hundert Meter vom Strand entfernt lag. Was also könnte sie noch mehr wollen?
Mein Reiseführer Orkney
Auf 234 Seiten beschreibe ich 50 Sehenswürdigkeiten auf den Inseln Mainland, Hoy, North- & South-Ronaldsay, Westray und mehr. Zusätzlich Infos zur Anreise, zum Klima, zur Geschichte, Festivals und mehr. Mit drei Tagestouren.
Mehr Info hier.
Vielleicht ein anderes Regal?
Sie hatte mal eines aus Holz gesehen, es war filigran und nicht so sperrig wie das jetzige. Aber sie würde sich wohl nicht durchsetzen können: Ihr Mann hielt nichts von dem neumodischen Kram. Holz sei nun mal nur gut für Feuer, meinte er. Ein solides Haus sei aus Stein – und zwar durch und durch!
Nein, sie konnte auch wirklich nicht meckern. Es war ein schönes Haus. Und so legte sie zufrieden noch einen Scheit im Steinherd nach, ehe sie sich im Steinbett zur Ruhe legte.
Wissen: Siedlung der Jungsteinzeit
Skara Brae war kein kurzlebiges Dorf. Wissenschaftler gehen davon aus, dass es immerhin rund 600 Jahre bewohnt wurde irgendwann zwischen den Jahren 3200 und 2200 vor Christus. Dabei gibt es zwei Bauperioden, die zweite verdeckt Teile der ersten. Aber natürlich möchte kein Wissenschaftler die jüngere Schicht abtragen, es würde die jetzigen Häuser zerstören …
Tatsächlich sind fast alle Häuser gleichartig, sozusagen Standardreihenhaus: Ein Herd, ein oder zwei Betten, ein zentrales Steinregal. Nur ein Gebäude fällt aus dem Rahmen – man vermutet, dass Gebäude acht eine Werkstatt war.
Unklar ist, warum die Siedlung verlassen wurde und ob es schnell oder langsam geschah. Wann sie wieder entdeckt wurde, ist dafür genau festgehalten. Es war nach einen Sturm im Jahre 1850. Seit den 1970ern gibt es dort auch ein Besucherzentrum mit Cafe, Shop und einer lehrreichen Ausstellung. Am Ausgang der Ausstellung kann man dann in ein komplett nachgebautes Steinzeithaus eintreten und sich wie ein Bewohner fühlen.
Der Eintritt zu Skara Brae umfasst übrigens gleichzeitig die Besichtigung des naheliegenden Skaill House.
Skara Brae liegt heute direkt an der Skaill Bay, so nah, dass Wind und Gezeiten drohen, das Dorf zu vernichten. Durch Befestigungen versucht man das zu verhindern. Als Skara Brae gebaut und bewohnt wurde, war die Bucht hingegen noch Landmasse. Das Dorf lag damals also ein Stück landeinwärts und damit sicherer.
Tipp: Spaziergang an der Skaill Bay
Nach Skara Brae und Skaill House sollte man hier noch verweilen und bei schönem Wetter einen Spaziergang an der Bucht in Betracht ziehen. Rechts in der Ferne sieht man dabei eine Klippe mit Loch, links schwingt sich der Strand in einem schönen Bogen.
Persönliche Anmerkung: Tolle Idee! Ein Weg als Zeitmaschine
Die eigentliche Siedlung Skara Brae liegt einige hundert Meter vom Besucherzentrum entfernt. Der Besucher erreicht sie über einen Weg, für den sich die Betreiber des Zentrums etwas nettes haben einfallen lassen. Der Weg beginnt mit einer Steinzeittafel „erster Mensch auf dem Mond“ und geht dann anhand wichtiger Ereignisse Tafel für Tafel zurück bis nach Skara Brae.
Ich finde das klasse, so werde ich noch beim Gehen informiert und bekomme ein Gefühl dafür, wie lange das eigentlich her ist …
Anfahrt:
Mit Navigationsgerät: Einfach „KW16 3LR“ eingeben, das bringt einen bis fast an die Tür des Besucherzentrums.
Ohne Navi: Von Stromness zunächst die A965 nehmen, dann sehr bald links auf die A967 nach Sandwick abbiegen. Nach etwa fünf Kilometern links halten Richtung „Bay of Skaill“ und „Marwick“. Immer auf dieser Straße nach „Bay of Skaill“ bleiben, bis schließlich eine Art Toreinfahrt links erscheint. Hier weisen auch schon die braunen Schilder den Weg nach Skara Brae.
Von Kirkwall aus nimmt man zunächst die A965 nach Stromness. Kurz vor dem Ort dann rechts nach Sandwick abbiegen und auch hier den Schildern nach „Bay of Skaill“ und „Marwick“ folgen.
Hallo,
ich möchte gerne wissen, aus was die Dächer waren ?
LG Ute
Gute Frage. Hier kann ich im Augenblick nur sagen, was der Nachbau bei Skara Brae zeigt: Stoff oder Tierhaut, gespannt über ein spärliches Holzkonstrukt, das durch Seil verbunden ist. Außen bedeckt mit Gras-Soden. Wie akkurat das ist, kann ich allerdings nicht sagen. Ähnliches sagt Aber National Geographic in einem Artikel. Eine Variante könnte auf Orkney auch Schiefer gewesen sein.
SKARA BRAE muss man unbedingt gesehen haben auf Orkney. Der „Weg als Zeitmaschine“ ist in der Tat eine sehr schöne Idee. Man erschrickt allerdings, wenn man hier sieht, wie kurz die Zeitspanne der technischen Entwicklung eigentlich ist. Wenn man das in die Zukunft extrapoliert….
Wer allerdings kein eigenes Auto hat, tut sich schwer. Busverbindungen dorthin gibt es kaum. Wir lagen mit unserer Yacht in Stromness und sind mit dem Bus zum RING OF BRODGAR (Bus Stromness-Kirkwall) gefahren. Von dort kann man 4,5 Meilen nach SKARA BRAE wandern, was sich lohnt, da man einen guten Eindruck vom ländlichen Orkney bekommt. Zurück nach Stromness sind es dann nochmal 5,5 Meilen (also insgesamt ca. 16 km). Wenn man zur Hauptreisezeit unterwegs ist, unbedingt Karten vorbestellen. Vor Ort kann es schwierig bis unmöglich werden, Karrten zu bekommen.
Danke, über die Kombination Yacht und Anfahrt hatte ich noch gar nicht nachgedacht.