Rund um St Blane’s Church liegt der Bereich eines frühmittelalterlichen Klosters. Warum die Ruinen heute einen Besuch wert sind, erklärt dieser Beitrag.
Auf der wenig besuchten Isle of Bute, beim Ort Kingarth, abgelegen und nur zu Fuß zu erreichen, liegen die Ruinen von St Blane’s Church. Seltsame Steinstufen, langgezogene Mauern, Gräber und Gräben, Wald und Weite – all das findet sich hier oben. Dazu meist eine gehörige Portion Ruhe und Besinnlichkeit. Doch das war nicht immer so.
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Zeitsprung: Zirka 1.400 Jahre zurück, um 600 nach Christus, bildete das Kloster von Kingarth das christliche Zentrum des Cenél Comgaill, einem Teil des alten irisch-schottischen Reichs Dál Riata. Es hatte somit eine ähnlich wichtige Bedeutung wie das Pendant auf Iona. Wo heute nur Mauerreste zu sehen sind, gab es klare Abgrenzungen zur Außenwelt.
Darin geschäftiges Treiben, das die Versorgung des Klosters und etwaiger Besucher sicherstellen sollte. Weniger idyllisch, weniger ruhig als heute.
Um als Besucher den kurzen Weg von Gegenwart in die Vergangenheit zu nehmen, bleibt zunächst das Auto zurück. Vom kleinen Parkplatz führt ein Weg den Hügel hinauf, vorbei an Kuhweiden und alten Bäumen.
Rund 500 Meter geht es auf dem Pfad hinauf, ehe erste Mauerreste des alten Walls zu sehen sind. Der trennte einst den Grund des Klosters vom Rest der Welt. Allerdings ist der Steinwall, der heute zu sehen ist, erst im 19. Jahrhundert erbaut worden – damals hatte der 3. Marquess of Bute die Anlage renovieren lassen. Allerdings sollen sich die Arbeiter an den alten Walllinien orientiert haben.
Dem 3. Marquess of Bute verdankt die Insel übrigens auch seine Hauptattraktion, das sehr sehenswerte Mount Stuart House.
Dahinter offenbart sich dann der erste Blick auf die Ruinen. Erhöht auf mehreren Terrassenstufen liegt die St Blane’s Church, umgeben von Gräbern und Mauern. Und auch die Überreste einer Kapelle sind zu erkennen.
Die Kirche im Mittelpunkt allerdings stammt nicht aus der Zeit um 600 nach Christus, sie ist zirka 600 Jahre älter und kümmerte sich um die Gemeinde von Kingarth, die immerhin die halbe Insel umfasste.
In ihrem Inneren finden sich weitere Grabsteine und -platten.
Am Ende des Hauptschiffes liegt der Übergang in den Altarraum. Das Portal zwischen den beiden Bereichen gehört zu den Highlights der Kirche. Denn der Bogen zeigt noch die verwaschenen Reste der reichen Verzierung. Zum Beispiel das gezackte Fries, auf Englisch „chevron“. Schon reichlich korrodiert ist das Hundszahn-Ornament, das als typisch für die frühgotische Zeit gilt. Es zieht sich waagrecht von unterhalb des Bogens weg. „Hundszahn“ ist an sich eine Pyramide aus der Teile herausgekratzt wurden.
Hinter dem Durchgang liegt der Altarraum, der um 1400 noch einmal erweitert wurde. Auch hier finden sich Grabplatten. Bis ins Jahr 1677 sollen hier Gottesdienste abgehalten worden sein, ehe weiter nördlich eine Kirche die Gemeinde übernahm.
Die beiden spitzen, gotischen Fenster werden einst Licht auf den Altar geworfen haben.
Verlässt der Besucher die Kirchenruine wieder, betritt er den oberen Friedhof. Hier wurden einst die Mönche und später die männlichen Gemeindemitglieder begraben.
Erwähnenswert ist noch der Hog-Back-Grabstein. Lange hielten ihn die Menschen für das Grab des Heiligen Cattan. Er markierte einst aber „nur“ die letzte Ruhe eines nordischen Siedlers (vulgo: Wikinger).
Zum unteren Friedhof führt eine Rampe, die tief ins Erdreich gegraben wurde – auch diese Konstruktion stammt aus dem 19. Jahrhundert, um besseren Zugang zu gewähren. Auf dem unteren Friedhof findet sich dann ein wunderschöner umschlossener Grabbereich.
Hier liegt unter anderem William MacEwan of Garrochty. Er machte sich Anfang des 20. Jahrhunderts einen Namen als innovativer Chirurg, dessen Methoden bis heute noch in der Medizin angewandt werden.
Verlässt der Besucher schließlich das ehemalige Kloster und steigt wieder hinab zu dem Parkplatz, breitet sich vor ihm eine Landschaft aus, die Ausblicke auf die Küste Butes, der Spitze Arrans und in der Ferne Kintyre vereint.
Wissen: St Blane, St Cattan und die St Blane’s Church
Grausame Geschichten verbreiten sich gerne. So auch diese: Weil der Heilige Cattan wütend über die Schwangerschaft seiner Schwester war, setzte er sie und ihr Neugeborenes auf ein Boot ohne Ruder aus. Das Kind sollte später als Heiliger Blane wieder zurückkehren.
Wie viel dran ist an der Geschichte ist nicht sicher. Sicherer hingegen ist: St Cattan war einer der ersten Mönche, die von Irland (das damals so als Reich nicht existierte, sondern teilweise zu Dál Riata gehörte) aus auf die Insel Bute kamen. Cattan soll das Kloster bei Kingarth gegründet und als Bischof geleitet haben. Und wahrscheinlich ist, dass er sich um die Ausbildung seines Neffen Blane in Irland kümmerte, bis dieser selbst Missionar wurde und Teile der Pikten bekehrte. Er soll sogar einen toten Jungen wiederbelebt haben. St Blane wurde auf Bute begraben, vermutlich beim Kloster.
Beide Heilige haben übrigens quer über das Land Eindrücke in den Ortsnamen hinterlassen. „Kilchattan“ – also die Kirche des Cattan – findet sich auf vielen Inseln. Und Orte wie „Dunblane“ – also: „Blane’s Burg“ – weisen auf sein Wirken bis tief in den Osten des Landes hin.
Was aber passierte nach den beiden mit dem Kloster? Es existierte bis Ende des 8. Jahrhunderts. Vermutlich wurde es dann auch überrannt von den Wikingern, wie die gesamte Westküste Schottlands damals. Die Nordmänner siedelten hier selbst und einige Jahrhunderte später waren sie selbst Christen. So entstand hier eben eine St Blane’s Church.
Anfahrt:
Mit Navigationsgerät: „PA20 9LX“ bringt einen nach Kilchattan.
Ohne Navi: Auf Bute verläuft die Rundstraße A844. Ganz im Süden dieser Runde, ehe sie wieder nach Norden dreht, geht eine kleinere Straße ab und führt weiter nach Süden. Sie ist markiert mit einem braunen Schild, das bereits auf St Blane’s Church hinweist. Dieser Straße folgen, bis sie schließlich vor einem Tor zu einem Wendeplatz wird und der asphaltierte Weg endet. Hier steht schon obiges Schild. Durch das Gatter gehen und den Hinweisschildern folgen, bis die Kirche erscheint.