Wer große Sünden begeht, muss auch in großem Stil büßen. Alexander MacLeod tat das gleich mit einer ganzen Kirche – die St. Clement’s Church bei Rodel. Doch welcher Verbrechen hatte er sich nur schuldig gemacht?
Alasdair Crotach hatte viel zu bereuen. Das Massaker an 400 Männern, Frauen und Kindern lastete auf seinem Gewissen, und das war nur EIN Vorfall in einer ganzen Ära der Barbarei!
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Alasdair Crotach ist heute besser bekannt als Alexander MacLeod, er war der Häuptling des Clan MacLeod of Harris zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Eine Zeit der Anarchie, denn die einstigen Herrscher der westlichen Inseln, die Lords of the Isles, hatten ihre Macht verloren und der Arm der schottischen Krone reichte noch nicht weit genug, um hier für Recht und Ordnung zu sorgen.
So war die Zeit um 1500 nach Christus geprägt von der Fehde zwischen den MacDonalds und den MacLeods. Und diese Fehde wurde mit erbarmungsloser Härte geführt. So hart eben, dass Alexander auch das Ausräuchern und Hinschlachten von 400 Menschen in einer Höhle auf der kleinen Insel Eigg befohlen hatte. Er hatte seine Gründe …
Doch er hatte auch eine Religion: Das Christentum. Und predigte das nicht Erbarmen und Vergebung?
Alexander MacLeod wollte Buße tun. Er überließ seinen Titel, seine Länder und die Burg Dunvegan Castle seinem Sohn William und zog fort von der Isle of Skye. Sein Ziel war die Halbinsel Harris, ein Teil der Äußeren Hebriden. Hier errichtete er zusammen mit Mönchen die Kirche St Clement’s Church bei Rodel. Nun selbst ein Mönch, tat er hier Buße bis an sein Lebensende. Sein Grab ist noch heute in der Kirche zu sehen.
Wissen: Über die St Clement’s Church
Der gälische Name der Kirche lautet „Tur Chliamainn“ – zu deutsch etwa „Clemensturm“. Sie ist dem dritten Papst Roms geweiht, dem heiligen Clemens.
Man vermutet, dass die Kirche in neuer Form 1528 aufgebaut wurde, eben von jenem Clanchief Alexander MacLeod, der hier als Mönch seinen Lebensabend verbrachte. Alexander brach übrigens mit einer Tradition, denn die sieben vorhergehenden Führer der MacLeods ließen sich allesamt auf Iona bei Mull begraben.
Auch vor 1528 soll hier schon eine Kapelle gestanden haben, aber einen Beweis hat man dafür bisher nicht gefunden. Viel Glück war dem Gebäude seither nicht beschert. Es wurde mehrfach Opfer der Flammen, nur um danach wieder restauriert zu werden.
Seit 1913 steht St Clement’s Church aber nun unverändert inmitten eines kleinen Friedhofs. Der Bau wurde im ausgehenden gotischen Stil gehalten, mit einer einfachen Kreuzstruktur und einem imposanten viereckigen Turm.
Im Inneren findet man neben dem Grab Alexanders weitere Grabplatten aus dem Mittelalter und ein altes Steinkreuz.
Tipp: Auf in den Turm
Der Turm der Kirche ist geöffnet und kann bestiegen werden. Allerdings kommt oben nicht heraus, so dass man nur einen Blick durch die kleinen Fenster werfen kann – immerhin.
Ansehen sollte man sich auf jeden Fall im Inneren das Grab von Alexander MacLeod. Es hat wunderschöne Verzierungen an der Seite.
Persönliche Anmerkung:
Da wir die Fähre in Leverburgh erreichen mussten, hatte ich viel zu wenig Zeit, die Kirche in Ruhe zu bewundern und im Inneren bessere Fotos zu schießen. Schade.
Anfahrt:
Mit Navigationsgerät: „HS5 3TW“ eingeben, das ist die Adresse vom Rodel Hotel. Die Kirche liegt von hier aus etwas weniger als einen Kilometer entfernt.
Ohne Navi: Von Tarbert im Norden kommend geht der schnellste Weg über die A859 Richtung Leverburgh. Allerdings bleibt man auch bei Leverburgh auf der Straße und fährt weiter Richtung Süden, bis nach etwa vier Kilometern die Kirche auf der rechten Seite erscheint. Wer etwas zeit hat, kann die Anfahrt auch über die Singletrack-Route von Tarbert machen. Dazu folgt man kurz nach Tarbert den Schilder „The golden Route“, die einem an der wilden Ostküste der Insel entlang führt. Achtung: Nichts für ängstliche Fahrer.