Seit über 850 Jahren erinnert die Kathedrale in Kirkwall an den heiligen Magnus von Orkney. Sie ist zudem die nördlichste Großbritanniens – und eine ganz besondere noch dazu. Weist sie doch einige Eigenheiten auf.
Zwar ist St. Magnus eher eine kleine Kathedrale, gemessen an den anderen britischen Bauten dieser Art. Doch das Gebäude ist wunderschön mit Ornamenten und Bildhauerkunst geschmückt und der verwendete Sandstein in zwei Farben macht das Aussehen des Gemäuers einzigartig.
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Da die Fenster der Kirche klein sind, ist es im Innenraum recht düster. Daran ändert auch das 1987 von Königin Elisabeth enthüllte Buntglasfenster nur wenig. Das gab es übrigens zum 850. Geburtstag der St. Magnus Cathedral. Erbauen ließ sie der Neffe des Namensgebers im Jahr 1137.
Besonderheiten: Kerker in der Kathedrale
Bei der St. Magnus Kathedrale wurde die polychrome Bautechnik verwendet – das heißt, dass einige Schmuckelemente aus Steinen in zwei verschiedenen Farben gebaut wurden, etwa die Fenster- und Torbögen. Dazu nutzten die Bauherren zwei Sandsteinarten – einen gelben, der von der Insel Eday etwas weiter nördlich stammt, und einem roten, der in der Nähe Kirkwalls abgebaut wurde.
Dass es im Gebäude nicht immer nur um göttliche Vergebung ging, beweist eine Eigenheit: St. Magnus ist eine der wenigen Kathedralen, die ein eigenes Verlies hat – es heißt „Marwicks Hole“.
Die St. Magnus Cathedral ist übrigens Eigentum des Volkes: 1854 nahm die Verwaltung von Kirkwall die Kirche in Besitz.
Persönliche Anmerkungen: Deutsche Geschichte in Kirkwalls Kirche
Am meisten hat mich eine Gedenktafel in der Kirche berührt. Sie erinnert an die Opfer des U-Boot-Angriffs von Kapitän-Leutnant Günther Prien auf das Schlachtschiff Royal Oak, das im Hafen Scapa Flow bei Kirkwall vor Anker lag. Prien schickte am 14. Oktober 1939 über 800 Matrosen in den Tod, davon waren rund 120 gerade mal zwischen 14 und 18 Jahre alt.
Obwohl der Angriff damals wie heute als Husarenstück gilt, vergisst man oft die Konsequenzen: Menschen starben. Und das macht einem die Gedenktafel wieder bewusst. Ebenfalls in der Kirche findet sich die geborgene Schiffsglocke der Royal Oak.
Wissen: Die Geschichte vom Heiligen Magnus
St. Magnus ist der Heilige von Orkney. Er lebte um 1100 nach Christus. In der Zeit machte sich der Christ keine Freunde unter seinen Wikinger-Kumpanen, als er sich der Legende nach weigerte bei Kloster-Plünderungen mitzumachen.
Später wurde er einer von zwei Earls von Orkney. Der andere war sein Cousin Hakon. Fast zehn Jahre (etwa 1105 bis 1114) regierten die beiden harmonisch – wie es aber so kommen musste, endet die Geschichte in Verrat.
Nachdem es zu ersten Auseinandersetzungen zwischen den beiden gekommen war, einigte man sich auf Friedensverhandlungen, die zu Ostern auf der Insel Eglisay stattfinden sollten. Magnus erschien dort in gutem Glauben und schutzlos, was Hakon ausnutze und ihn gefangen nahm. Magnus wurde zum Tode verurteilt und hingerichtet, indem ihm der Schädel gespalten wurde.
Kurze Zeit später beobachteten die Orkney-Bewohner erste Wunder, die sie prompt dem christlichen Earl zusprachen. Sogar Bischof William the Old aus dem Bishops Palace wurde auf dem Grab von Magnus von seiner Blindheit befreit, die ihn kurz zuvor befallen hatte.
Heute feiern die Einwohner Orkneys den heiligen Magnus an seinem (vermutlichen) Todestag, den 16. April. Seine Überreste liegen in der nach ihm benannten Kathedrale, wobei sich Historiker noch über die Echtheit der Gebeine streiten.
Tipp: Hoch hinaus und unter die Erde
Mittlerweile gibt es auch Führungen in den oberen Teilen der Kirche und auf den Turm. Durchaus lohnenswerte Ein- und Ausblicke.
Lohnenswert ist zudem noch ein Spaziergang auf dem Friedhof um die Kirche.
Anfahrt:
Mit Navigationsgerät: „KW15 1PD“ bringt einen direkt ins Stadtzentrum. Aber besser außerhalb parken.
Ohne Navi: Von Stromness (Fähre) kommend folgt man mit dem Auto immer den Hinweisschildern nach Kirkwall auf der A965. Im Hafen von Kirkwall am Anfang der Albert Street parken und diese entlang laufen (Spaziergang an Geschäften vorbei von einigen Minuten). Sie kommt direkt zur St. Magnus Cathedral.