Ein Künstler hätte diese Insel nicht besser erschaffen können. Staffa zeigt eine bizarre Säulenstruktur, in der sich die wunderbare Fingal’s Cave eröffnet. Wir unternehmen einen Ausflug dorthin.
Eine schmale Treppe führt aus dem Meer die Klippen hinauf, ihre unteren Stufen werden überspült von grünblauem Wasser. Das ist unser Anlegesteg. Routiniert springt unser Skipper vom Boot auf die Treppe und zurrt das Boot fest. Wir sind angekommen auf Staffa.
Schottland Wandkalender 2025 in A3
Zwölf wunderschöne Motive aus Schottland mit der Isle of Skye, Isle of Mull, Stirlingshire und vielen anderen Orten. Alle Seiten hier ansehen:
Die Insel Staffa gehört zu den Treshnish Isles, einer Inselgruppe, die sich westlich von Mull erstreckt. Staffa sticht dabei wegen ihrer ungewöhnlichen geologischen Struktur heraus. Nicht glatter Stein bestimmt ihr Aussehen, sondern meist sechseckige Basaltsäulen, die mal gerade, mal mit einem Schwung oder gar leicht verwoben nach oben wachsen.
Alleine das ist schon herrlich anzusehen. Doch erst die Kraft des Atlantiks hat daraus ein weiteres Wunder geschaffen. Die Fingal’s Cave, eine Grotte an der Stirnseite der Insel. Und zu ihr machen wir uns vom Boot aus auf. Es geht zunächst nicht die Treppe hinauf, sondern seitlich an der Küstenlinie entlang. Ein kleiner Handlauf wurde in den Stein gebohrt und gibt den Besuchern ein wenig Sicherheit beim Weg über die Basaltsäulen.
Neben uns: Das Meer und darin wiederum bizarre Inseln.
Dann endlich öffnet sich vor uns Fingals Grotte: Ein Dom mit einem geschwungenen Dach, getragen von vielen Säulen, der Boden das wogende Meer. Gigantisch!
Es geht nicht weit hinein in die Höhle und innen wird es eng. Nur einer nach dem anderen kann ganz innen stehen. Ich warte lieber eine Weile, denn interessanter ist für mich der Blick von etwas weiter weg. Vor der Höhle bilden die Steine eine Landzunge. Ein guter Ort, um Fotos zu schießen.
Doch Staffa nur auf seine berühmte Höhle zu reduzieren, würde der kleinen Insel Unrecht tun. Darum nehmen wir den Weg zurück zur Treppe und erklimmen sie. Staffas höchster Punkt liegt auf 42 Meter, fast über der Fingal’s Cave. Wie immer ist meine Frau wagemutig und blickt die Klippen als erste hinab. Auch ich wage dann ein Foto.
Oben ist die Insel fast flach, hauptsächlich grasbewachsen mit einigen schönen Blümchen dazwischen.
Als die Sonne herauskommt, legen wir uns einen Augenblick ins Gras und lassen die Umgebung auf uns wirken. Es ist friedlich hier, die Passagiere unseres Bootes haben sich verstreut und so kommt fast etwas wie Einsamkeit auf.
„Wenn Ihr zu spät seid, sehen wir uns morgen wieder“, hatte uns der Skipper mit auf den Weg gegeben. Und so müssen wir also wieder die Treppe hinabsteigen – von oben sieht sie dabei gruseliger aus als von unten.
Wir legen ab und die „Islander“ fährt aus dem sicheren kleinen Hafen zur Stirnseite. Von hier aus können wir noch einmal einen Blick auf die Fingal’s Cave werfen.
Dann nimmt der Skipper Kurs auf die anderen Tresnish Isles und Staffa verschwindet langsam am Horizont.
Wissen: Staffas Geologie und Geschichte
Wie kommt es nun zu diesen interessanten Stein-Strukturen? Dahinter steht etwas, was Geologen auf Englisch Columnar Jointing nennen, zu Deutsch etwa Säulenklüftung. Das passiert, wenn Lava aufsteigt und dann ungleichmäßig erkaltet. Wenn also oben die Masse kühler ist als unten, reißt sie oben auf und das meist um kleine Zentren herum in sechseckiger Form. Das setzt sich dann weiter nach unten fort und wenn alles erkaltet ist, sind es Säulen (genauer und besser, aber auf Englisch steht es hier).
Geologisch gesehen ist Staffa übrigens ein Sandwich: Unten Tuffstein, dann der säulenartige Basalt und schließlich eine weitere Basaltschicht, die aber keine besondere Struktur aufweist.
Staffas Geschichte ist relativ schnell erzählt, denn die Insel war nur selten bewohnt. Darum findet man auch keine Überreste von Häusern. Interessanter waren eher die Besucher, die ab dem 18. Jahrhundert hier eintrafen. Jules Verne war dabei, Walter Scott und Robert Louis Stevenson (Autor von „Die Schatzinsel“). Auch der Komponist Felix Mendelssohn Bartholdy landete hier, er soll während der ganzen Überfahrt nach Staffa seekrank gewesen sein, hat sich aber dennoch von der Höhle zu einer berühmten Overtüre inspirieren lassen:
Der Name der Grotte „Fingal’s Cave“ stammt auch aus dem 18. Jahrhundert. Damals hat der Dichter James MacPherson das Epos „Die Gesänge des Ossian“ verfasst. Ossians Vater heißt darin Fingal und nach ihm wurde die Höhle benannt.
Persönliche Bemerkung: Ein bisschen Geld da lassen
Staffa untersteht dem National Trust of Scotland, der es als Naturreservat betreibt. Dazu und für viele andere Projekte freut sich die Stiftung immer über Geld. Staffa kostet per se freilich keinen Eintritt, doch es gibt hier Spendenboxen. Ich habe gerne ein bisschen was da gelassen.
Anfahrt:
Es gibt mehrere Unternehmen, die Ausflüge dorthin organisieren. Zum einen fährt Staffatours von Tobermory, Fionnphort und Iona aus. Alternativ und etwas näher zum Ziel liegt Turus Mara, ein Familienunternehmen, das die Touren schon sehr lange organisiert und deren Chef Ian viel zu erzählen weiß.