Es sind nur drei, aber sie flößen Respekt ein. Denn die Standing Stones of Stenness ragen bis zu sechs Meter weit in den Himmel. Sie sind scharfkantig geschnitten und weit über das flache Land von Orkney sichtbar.
Wenn man vor den drei Riesen steht, kann man die Augen kurz schließen und sich vorstellen: Zwölf Steine, in einer Ellipse angeordnet, umgeben von einem über zwei Meter tiefen Graben, der einen Durchmesser von 44 Meter aufwies. In der Mitte eine große Feuerstelle. Nur in Richtung Norden konnte man den Steinkreis verlassen. Dort lag auch die Steinzeitsiedlung, mit der der Steinkreis wohl in Verbindung stand.
Mein Reiseführer Orkney
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Eine der beeindruckendsten Kultstätten in den schottischen Highlands. Doch was wurde hier verehrt, wozu wurde sie genutzt? Kein Wissenschaftler kann es sicher sagen.
Aber der Volksmund weiß viel über die Steine. Eine Sage erzählt, dass man sich hüten solle, in den Nächten um Neujahr bei den Standing Stones unterwegs zu sein. Denn die Steine seien versteinerte Riesen, die dann zum Leben erwachen und auf Wanderschaft gehen, um aus dem nahen Loch zu trinken. Sie dabei zu beobachten, bringe Unglück.
Doch es sind nicht die Riesen, die bisher Zerstörung angerichtet haben, es war der Mensch. Genauer gesagt ein Bauer namens McKay, der sich über die vielen Besucher des Monuments ärgerte. Also versuchte er kurzerhand die Steine zu demolieren. Und er hatte teilweise Erfolg, konnte zwei Steine umwerfen. Das war 1814 und McKay war nicht einmal ein Einheimischer, sondern „zugereist“. Ein Gericht stoppte den Vandalismus des Bauern schließlich, und man stellte die Steine wieder auf.
Nur einen Stein hatte er für immer zerstört: Den Odin’s Stone, der in der Nähe es Hauptkreises stand: Ein Stein, der ein rundes Loch in der Mitte hatte. Aus ihm wurde später ein Mühlstein. Das traurige Ende eines Monuments …
Ein Stück hinter den Steinen liegen die Überreste der alten Siedlung – nach ihrer Entdeckung 1984 haben die Archäologen sie Barnhouse Village getauft. Auch diese Häuser stammen aus der Zeit vor rund 5.000 Jahren.
Barnhouse Village bestand einst aus 15 Häusern, zumindest vier sind für den Besucher gut zu erkennen. Das Baumuster folgt dem von Skara Brae, das aber jünger ist.
Die Nähe der Häuser zum Ness of Brodgar mit seinen immer neuen Ausgrabungen und seiner Religiösen Bedeutung mit den Steinkreisen, legt nahe, dass die Häuser hier auch für zeremonielle Zwecke genutzt wurden.
Dazu passt, dass auch diese Häuser abgerissen wurden, nachdem die Kultstätten rund um den Ness von Brodgar verlassen wurden – hier gehen Archäologen sogar davon aus, dass das mit einem letzten großen Fest getan wurde. Darauf weisen zum Beispiel die Funde hunderter Knochen von Vieh hin, die zur gleichen Zeit hinterlassen wurden.
Persönliche Anmerkung: Staunen vor der Größe
Die schiere Größe der Steine machte auf mich Eindruck genug. Was mich aber erstaunte, war, wie dünn die Monolithen bei ihrer Höhe sind. Nur zirka 30 Zentimeter dick. Damit sind sie die flachsten, die ich in Schottland bisher gesehen habe.
Wissen: Ein unvollendeter Steinkreis
Die Anlage stammt aus der Zeit um 3.100 v. Chr. Damit ist es einer der frühsten Steinkreise Großbritanniens. Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Kreis jedoch nie ganz vollendet wurde. Mindestens ein Stein, wenn nicht gar zwei haben die Erbauer wohl nicht mehr aufgestellt.
„Stenness“ kommt übrigens vom altnordischen „Stein – nes“. Das heißt so viel wie „Steinort“.
Tipp: Verwandte Steine in der Nähe
Ganz in der Nähe, etwas die Straße entlang nach Norden, gibt es noch einen einzelnen Stein, der direkt an der Straße steht und rund fünfeinhalb Meter hoch ist. Er heißt Watch Stone. Bei ihm hat man eine Idee, wozu er diente. Denn genau von dort aus sieht man, wie die Sonne zwischen den Bergen der Insel Hoy in besonderer Weise auftaucht, wenn die Wintersonnenwende naht.
Es lohnt sich diesen Stein auch anzusehen und dann weiter zum Ring of Brodgar zu fahren.
Anfahrt:
Auto: Von Stromness aus immer nach Kirkwall, dann nach Stenness links ab zur Bay of Skaill. Rechts erscheinen dann die drei großen Steine. Fahrtzeit zirka 15 Minuten.
Bus: Es gibt auch einen Linienbus bis Stennesss. Und auch einige Touristische Rundfahrten, die man im Touristinfo nachfragen kann.