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Tantallon Castle – altes Bollwerk bei North Berwick

Als hätte jemand eine Mauer vor das Meer gestellt, so wirkt Tantallon Castle. Was sich sonst in und um diese Burg befindet, erfahrt ihr hier.

Tantallon Castle
Tantallon Castle

Und plötzlich steht man vor einer Mauer. Einer gigantischen Mauer aus rotem Sandstein mit nur einer einzigen Öffnung: eine schmale Tür in der Mitte. Um jedoch dorthin zu gelangen, muss der Besucher zunächst einen Graben per Brücke überwinden. Tantallon Castle vermittelt damit meisterhaft ihre Botschaft: Du kommst hier nicht rein, es sei denn wir wollen das so.

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Brücke über den Burggraben

Glücklicherweise dürfen Besucher heute auch in das Innere der Burg, und so betritt man über die Brücke zunächst das Torhaus, das mittlerweile ausgehöhlt ist. Ein Blick nach oben vermittelt noch einmal die Dimension der Mauer, durch die man so eben hindurch ist.

Eine weitere Tür und man steht wieder im Hof – und hat freien Blick. Denn weitere Mauern wurden nicht gebaut. Wozu auch: Tantallon Castle steht auf einem Felsvorsprung in die Nordsee hinein, drei Seiten fallen zum tosenden Meer hin ab. Nur die Vorderseite hatten die Erbauer mit einem gigantischen Bollwerk sichern müssen.

Der erste Bauherr stammt aus dem 14. Jahrhundert. Etwa 1360 ließ William, erster Earl of Douglas, Tantallon Castle errichten. Er hatte seine Jugend in der Normandie verbracht und sicher hat das auch sein Bild von Burgen geprägt. So ist Tantallon vom Typ her eher ein Nachzügler, denn die Burgen mit riesigen Umfassungsmauern wie Dunstaffnage Castle waren schon damals ein Auslaufmodell, abgelöst durch die Turmhaus-Burgen wie Castle Stalker.

Burg Brunnen und Gebäude

Auf dem Plateau gab es natürlich weitere Gebäude. Links ziehen sich heute die Überreste mehrstöckiger Gebäude an den Klippen entlang. Teilweise ragen Mauerüberreste wie Eckzähne nach oben, während der Rest schon fehlt.

Wer in den Gebäuden einst lebte, hatte einen guten Ausblick auf den ständigen Begleiter von Tantallon Castle auf See, den Bass Rock. Ein beeindruckender und großer Felsen, weiß gefärbt, als läge Schnee darauf. Der Schnee allerdings entpuppt sich eher als das weiße Gefieder Tausender Basstölpel – und deren Ausscheidungen.

Es gab jedoch auch die, die gar keinen Blick mehr hatten. Denn unter dem Turm links liegt das Verlies der Burg. Nur ein kleiner Schacht dort sorgt für etwas Licht in dem Kellerloch. Kein Ort, an dem man länger verweilen möchte. Dann lieber die Treppe hoch auf die Zinnen der großen Mauer.

Doocot, das Taubenhaus

Erst hier oben wird einem bewusst, wie hoch das Bollwerk ist. Man überblickt nach hinten die See, nach vorne das Land und erkennt, dass vor der Burg weitere Gräben und Anlagen gezogen sind. Tatsächlich spielte sich nicht nur viel Leben hinter der Mauer ab, sondern auch davor. So steht heute noch ein Steingebäude dort, die sogenannte Doocot, das Taubenhaus. Darin hielten die Burgherren hunderte Tauben als Nahrung – gegessen wurden hauptsächlich Jungtiere, da deren Fleisch noch zart war.

Auf der Mauer

Außerdem gab es vor der Burg noch Befestigungen, die erst in den späteren Jahrhunderten angelegt wurden. Denn Tantallons Mauer hat einen Nachteil: Sie hat keine Schießscharten oder Kanonenstellungen. Darum brachte man die Artillerie davor unter.

Ihre Wehrhaftigkeit musste Tantallon Castle mehrmals beweisen. 1491 wurde sie durch Truppen des schottischen Königs Jakob IV. belagert, der dem Hausherren Archibald Douglas des Verrats bezichtigte. Er soll mit dem englischen König paktiert haben. Bevor Jakob seine Kanonen richtig einsetzen konnte, hatte Douglas schon aufgegeben. So kam die Burg noch einmal ungeschoren davon.

Der rechte Turm verfällt

1528 wurde Tantallon erneut belagert und auch beschossen. Allerdings konnten die Truppen von Jakob V. die Artillerie nicht nah genug heranschaffen, so blieb die Burg uneingenommen und ungeschoren. Ihr Schicksal jedoch wurde besiegelt, als Oliver Cromwells New Model Army im Jahr 1651 vor der Mauer auftauchte. Zwölf Tage lang dauerte der Beschuss. Die Schäden sieht man heute noch: Beide Türme sind eingestürzt.

Achtung: Die Betreiber dieser Sehenswürdigkeit, das Historic Environment Scotland (HES), führt seit 2021 an vielen Sehenswürdigkeiten Untersuchungen oder Baumaßnahmen zum Erhalt der Gebäude durch. Dieses gehört dazu. Darum vorher informieren, ob und was begehbar ist. Mehr Hintergrund hier.

Danach war klar: Tantallon würde modernen Kanonen nie etwas entgegensetzen können. Ab dem 17. Jahrhundert ließ man die Burg verfallen. Heute kümmert sich Historic Scotland um den Erhalt der einst so stolzen Burg.

Wissen: Von Mörtel und Geistern

Wenn man von vorne auf die Burg blickt, fällt auf, dass sich der mittlere Turm farblich abhebt vom Rest der Burg. Das liegt daran, dass der vordere Bereich des Torhauses erst im 16. Jahrhundert errichtet wurde. Damals wollten die Bauherren einen weichen Stein hier einsetzen, da dieser einem Kanonenbeschuss besser standhalten würde.

Dummerweise ist dieser Stein und der benutzte Mörtel jedoch anfälliger gegen Verwitterung. So musste ab dem Jahr 2000 hier massiv nachgebessert werden, wobei sich die Restaurateure um eine möglichst originalgetreue Arbeit bemühten.

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Mehr Informationen

Heute steht der Bereich wieder sicher.

Eine andere Arbeit führt Psychologie Professor Richard Wiseman aus. Er entlarvt paranormale Phänomene. Im Zuge einer Untersuchung wurde ihm auch das Bild eines Geistes in Tantallon Castle zugeschickt, das er anschließend den Medien übergab. Viele sehen darin eher eine Bestätigung für Geister, zumal es ein zweites Foto gibt, das eine ganz ähnliche Gestalt zeigt.

Tipp: Zwischen Bass Rock und Berwick Law

North Berwick Law

Wer schwindel- und angstfrei ist, sollte sich den Aufstieg auf die Mauer nicht entgehen lassen. Denn von dort aus hat man einen grandiosen Blick auf den Bass Rock. Außerdem kann man von hier aus auch erahnen, wie die Anlagen vor der Burg ausgesehen haben. Und schließlich sieht man auf der anderen Seite in der Ferne den North Berwick Law, einen Vulkankegel, der sich aus der relativ ebenen Landschaft plötzlich auf 187 Meter türmt. Auch auf ihm gab es einst eine eisenzeitliche Festung, ein sogenanntes Dun. Heute findet man dort oben noch die Nachbildungen zweier gekreuzter Walknochen. Die Originale waren 2005 zusammengebrochen.

Persönliche Anmerkung: Zwei Dinge gefallen mir an Tantallon Castle

In der Doocot

Hätte Tantallon nicht zwei besondere Eigenschaften, könnte man sich den Besuch an sich sparen. So aber habe ich einerseits den Blick auf den Bass Rock sehr genossen, und andererseits eben diese gigantische Mauer, auf die man auch hinauf kann. Ein kleines Highlight war die Doocot. Diese Gebäude sind normalerweise rund gebaut, diese hier ist eckig. Außerdem war ich davor auch noch nie in einem Taubenschlag – allerdings ist dieser hier leer.

Anfahrt:

Mit Navigationsgerät: „EH39 5PN“ bringt einen ganz in die Nähe.

Ohne Navi: Von Edinburgh kommend die A1 nehmen Richtung „Berwick upon Tweed“ (hat nichst mit North Berwick zu tun!), dann schon beim Hinweis „North Berwick“ abfahren auf die A198. Das ist die „Coastal Route“, die etwas ruhiger und szenischer ist. Immer weiter und durch North Berwick hindurch, danach auf das braune Hinweisschild zur Tantallon Castle achten, dort links abbiegen und bis ganz hinter auf den Parkplatz fahren.

Von Süden auf der A1 kommend sucht man ebenfalls die A198 nach North Berwick, muss aber vorher schon auf das Schild zur Burg achten.

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