Es gibt kein zweites Haus wie dieses! Das Hill House in Helensburgh ist einzigartig nicht nur in Schottland. Und es zeigt den Stil eines der wichtigsten Söhne Glasgows.
Denn für das Hill House ist der Architekt Charles Rennie Mackintosh verantwortlich. Für seinen Kunden durfte er nicht nur das Haus, sondern auch dessen Möbel und Innenleben designen.
Schottland Wandkalender 2025 in A3
Zwölf wunderschöne Motive aus Schottland mit der Isle of Skye, Isle of Mull, Stirlingshire und vielen anderen Orten. Alle Seiten hier ansehen:
Mackintosh war die bekannteste Figur der „Glasgow Four“, einer Künstlergruppe in Glasgow. Für seinen Auftraggeber, den Herausgeber Walter Blackie, hatte völlig freie Hand beim Design der Villa.
Die Voraussetzungen für das Hill House waren bereits großartig. Denn als Bauplatz suchte man einen Hang am Nordrand des schottischen Örtchens Helensburgh aus. Der Blick fällt auf den Firth of Clyde, dem Meeresarm, der sich westlich von Glasgow erstreckt.
Im Jahr 1902 war das Hill House vollendet. Die Villa selbst ist ein seltsamer Mix aus Stilrichtungen. Mackintosh arbeitete während der Zeit der Art Nouveau, hatten jedoch eine völlig eigene Bildsprache. Doch lassen sich Einflüsse erkennen: der schottische Baronet-Stil, der bei vielen Herrenhäusern des 19. Jahrhundert zu finden ist. Ein japanischer Einschlag komplettiert die interessante Mischung.
Richtig beeindruckend ist das Haus innen. Charles Rennie Mackintoshs Frau Margaret Macdonald Mackintosh entwarf die Textilien und malte die Bilder, die das Thema der Märchen aufgriffen, die den Herausgeber Walter Blackie reich gemacht hatten. Charles schuf Möbel mit strenger Geometrie und knalligen Farbakzenten vor weiß-beigen Wänden.
Lampen, die wie kleine japanische Pavillons wirken, …
… große Stühle und kleine Tische …
… und eher kühle Schlafzimmer.
Doch heute staunen viele Besucher noch über etwas anderes, nämlich über eine neue Architektur. Denn im Jahre 2019 wurde die gesamte Villa mit einer Halle um- und überbaut. Ein Haus über einem Haus also.
Natürlich raubt die Außenhülle dem Kunstwerk einerseits den Charme, denn man sieht das Hill House nicht mehr als Ganzes in seiner Gartenumgebung. Doch dafür haben die Besucher etwas gewonnen: ungewöhnliche Perspektiven, die vorher nicht möglich waren. Denn Treppen führen neben dem Haus hoch und es gibt sogar einen hängenden Steg über das Dach hinweg.
Und plötzlich sieht man die Genialität der Architektur von allen Seiten – auch von oben.
Ein wenig gelitten hat freilich der umgebende Garten. Aufgrund der Halle ist er deutlich geschrumpft – und dennoch wird er gepflegt und strahlt Charme aus.
Neu gibt es nun auch ein Café am Hill House – Kaffee und Kuchen mit Blick auf die Architektur. Ein echter Gewinn.
Das Hill House ist heute noch mehr als vor einigen Jahren wirklich eine Einzigartigkeit und ein fantastischer Kontrast zu alten schottischen Bauten und Burgen.
Wissen: Warum das Hill House in einer Box steht
Von Außen sieht der Besucher natürlich zunächst nur die neue Außenhülle. Aus der Ferne meint man, sie bestünde aus Glas. Beim Näherkommen wird klar: Es ist eine Art Kettenhemd, das das Haus umgibt.
Doch wozu all das? Es liegt an einem Fehler, den der geniale Architekt beim Planen machte. Er wollte unbedingt sein Konzept umsetzen, auch wenn das bedeutete, dass er mit Material experimentierte, das noch nicht erprobt war: Zement-Putz.
Mackintosh war sich sicher, dass dieser Putz nicht nur schön aussehen würde, sondern auch vor Feuchtigkeit schützen würde. Er sollte an den traditionellen Kalkputz erinnern, aber eben neues Material einsetzen und mehr ermöglichen.
Das Problem dabei: Der traditionelle Kalkputz in Schottland wurde seit Jahrhunderten an alten Häusern benutzt – er ließ ein Haus atmen. Wenn Feuchtigkeit eindrang, konnte sie auch wieder trocknen. Der moderne Zement hielt Feuchtigkeit komplett ab – solange er dicht war. Doch bekam er Risse, und der Zement hielt in Folge die Feuchtigkeit auch im Haus.
Das Hill House hat also ein Problem mit Feuchtigkeit, das auch innen zu erkennen ist, wo sich die kunstvollen Fresken in der Feuchtigkeit auflösen.
Um das Kunstwerk zu retten, hat der National Trust Geld gesammelt (ich habe auch etwas gespendet) und den Architekten des Büros Carmody Groarke den Auftrag erteilt eine Halle zu bauen. Das Ergebnis ist heute zu sehen. Die Konstruktion reguliert die Feuchtigkeit. Sie hält 80 Prozent des Regens von der Seite ab und 73 des Regens von oben. Und als Nebeneffekt kann der Besucher alle Seiten des Hauses noch näher betrachten und die Details besser genießen.
Tipp: Wanderung vom Hill House
Oberhalb der Villa gibt es einen größeren Parkplatz. Von dort aus gehen einige Rundwege in ab, die ins Hinterland führen. Ich habe die Wanderungen zwar selbst nicht unternommen, allerdings wurde mir gesagt, sie seien recht schön. Man findet sie bei Walkhighlands.
Auch rund um das Hill House kann man ein bisschen in den Straßen laufen und den Blick auf den Clyde genießen. Zudem gibt es rundum weitere schöne Häuser zu sehen.
Anfahrt:
Mit Navigationsgerät: „G84 9AJ“ bringt einen nach Helensburgh ganz in die Nähe des Hauses. Es liegt am oberen Ende der
.Ohne Navi: Am schnellsten geht es von Glasgow über die A82 Richtung Loch Lomond und dann Kreisverkehr von Arden abbiegen nach Helensburgh auf die A818. Alternativ kann man auch die Küstenstraße A814 entlangfahren, die durch Dumbarton führt.