Farbenfrohe Lichtspiele tanzen über die alten Burgmauern der Edinburgh-Castle. Auf dem Platz davor reihen sich Dudelsackspieler auf und entfalten ihre akustische Wucht. So fühlt sich ein Besuch beim Royal Edinburgh Military Tattoo im August an.
Jedes Tattoo-Jahr steht unter einem Motto. 2018 lautete es „The Sky is the Limit“. Das sollte einerseits das hundertjährige Bestehen der Royal Air Force feiern als auch „Scotland’s Year of the Young People“.
Mein Reiseführer Edinburgh
Auf 172 Seiten beschreibe ich 47 Sehenswürdigkeiten in der schottischen Hauptstadt. Zusätzlich Infos zur Anreise, zum Klima und zur Geschichte Edinburgh. Mit drei Vorschlägen für Tagestouren.
Mehr Info hier.
Beides zeigte sich nicht nur durch die Auswahl der Musikkapellen, sondern auch durch die Motive der Lichtshow, die ein wesentlicher Bestandteil des Tattoos ist.
Zum Beispiel beim Auftritt der Band der tschechischen Streitkräfte und der dazu gehörenden Tanzgruppe Ondráš, die begleitet wird von Projektionen von floralen Motiven auf die Burgmauer.
Wie man schon sieht: Das Royal Edinburgh Military Tattoo ist mitnichten eine reine Dudelsack-Veranstaltung. Passend zum Jahr der Jugend und dem Motto „Sky is the Limit“ kamen die jungen Tänzerinnen und Tänzer von den Shetland-Inseln. Sie feiern die Seevögel ihrer Heimat ganz ohne Dudelsäcke, sondern mit Geigen.
Die Macher der Militärparade legen großen Wert darauf, dass sie international denken. Schon seit 1952 kommen Kapellen aus aller Welt. 2018 machte da keine Ausnahme. Neben der tschechischen Band trat zum Beispiel die Banda Monumental de México auf. Start machen ihre Adler-Krieger.
Danach verwandelte die Band den Platz in eine Fiesta Mexicana – mit Sombreros, Lassos, Mariachis und natürlich der mexikanischen Flagge.
Es blieb gleich bei Nordamerika: Aus den USA kamen die Pipes and Drums aus Boston.
Mal ohne Musik dafür mit militärischer Akrobatik zeigten sich das United States Air Force Honor Guard Drill Team. Sie wirbelten Gewehre durch die Luft, dass es einem den Atem verschlug.
Besonders der Augenblick als der Master Sergeant durch das Spalier aus fliegenden Gewehren schreitet – wohl gemerkt jeweils mit Bajonett darauf.
Nach dieser schnittigen Vorführung kam die Kavallerie – und zwar die aus dem Oman. Mit Dudelsäcken, Trommeln und bunten Gewändern versprühten sie in der Arena einen Hauch von Tausend und einer Nacht.
Natürlich muss es nach einiger Zeit wieder schottisch werden. Die Tattoo Dance Company zeigt die Schwerttänze.
Um die Präzision des Tanzes zu übertreffen, konnte nur noch eine Nation helfen: die Schweiz. Deren Top Secret Drum Corps ist mittlerweile schon fast ein fester Gast auf dem Royal Edinburgh Military Tattoo.
Um zu verstehen, was sie ausmacht, muss man ihre Bewegungen sehen:
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Um die Show der Schweizer noch zu übertreffen braucht es schließlich die Kapellen der Luft-, See- und Landstreitkräfte Großbritanniens, die zusammen marschierten und spielten.
Ehe es dann zum großen Showdown mit allen Gruppen und einem Feuerwerk kam.
Wissen: Über Tattoos und das Royal Edinburgh Military Tattoo
Was bedeutet eigentlich „Tattoo“? Tatsächlich ist es eine Art Lehnwort. Den „Tap toe“ machen, den „Zapfen zumachen“ war ein Begriff, der im Niederländischen, Belgischen, Niederdeutschen und sogar Schwedischen zu finden war. Bei uns in Deutschland hat sich der Begriff „Zapfenstreich“ dafür durchgesetzt. All das bezeichnet das Selbe: Die Sperrstunde, ab der sich Soldaten nicht mehr außerhalb der Unterkünfte aufhalten durften. Das wurde oft angekündigt durch Musik – Trompeten oder Trommeln und Flöten. Später entwickelten sich daraus eigene Militärmusik-Ereignisse. So ist der Große Zapfenstreich heutzutage die Vorführung beim Entlassen des Bundespräsidenten aus dem Amt.
In Edinburgh dagegen hat sich daraus seit 1950 ein Militärmusik-Fest entwickelt. Es wurde schon immer auf dem Platz vor der Burg abgehalten und fand jedes Jahr statt. Zu Ehren des sechzigsten Bestehens durfte es sich königlich nennen. So lautet also heute die korrekte Bezeichnung: The Royal Edinburgh Military Tattoo. Schirmherrin ist übrigens Prinzessin Anne.
Mittlerweile besuchen pro Jahr rund 220.000 Menschen das Royal Edinburgh Military Tattoo, die Arena fasst 8.800 Besucher, die sich auf über 20 einzelne Aufführungen verteilen.
Auch in der Arena ist die Zahl der Teilnehmer nicht gering. Rund 1.200 Tänzer, Musiker und Künstler treten im Jahr durchschnittlich auf.
Tipps: The Royal Edinburgh Military Tattoo genießen
Wann Karten kaufen? Jeden Dezember wird der Vorverkauf für den Sommer des nächsten Jahres geöffnet. Da das Tattoo seit 19 aufeinanderfolgenden Jahren schon ausverkauft ist, sollte man sich die Karten im Vorverkauf rechtzeitig besorgen. In Deutschland bekommt man die Karten über die offizielle Webseite. Vor Ort gibt es sie auch im Büro in der Cockburn Street 3 ganz in der Nähe von Waverley Station.
Wann und wo anstehen? Bereits über eine Stunde vor dem jeweiligen Event sammeln sich die ersten Gäste im Gatter, das sich die Johnston Terrace seitlich am Burgberg hinunterzieht. Das ist allerdings gar nicht unbedingt notwendig, so früh zu erscheinen, denn alle Tickets sind Platzkarten. Auf letzten Drücker sollten Besucher aber auch nicht erscheinen.
Taschen. Das Tattoo ist sehr auf Sicherheit bedacht und so werden Taschen beim Einlass kontrolliert.
Anfahrt:
Zum Royal Edinburgh Military Tattoo sollte man grundsätzlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln anfahren. Denn die Parkhäuser sind während der Festival-Saison oft voll und kosten sowieso ein halbes Vermögen.