Strohgedeckte Häuser, Ruinen frühchristlicher Kapellen und eine heimelige Jugendherberge bietet der kleine Orte Tobha Mòr – oder Howmore – seinen Besuchern.
Die schönen Ecken South Uists liegen meist nur einen Steinwurf von der Hauptstraße der Insel entfernt. So auch Tobha Mòr oder auf Englisch Howmore. Biegt man in Richtung des Dorfes ab, fallen dem Besucher schon schnell die Häuser mit Strohdach auf – hier wird diese Tradition noch hochgehalten. Einige Windungen und kleine Kuppen später endet der Weg schon am Parkplatz vor der Kirche.
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Diese Kirche ist kein Prunkstück – sie ist eher funktional. Aber die Blicke des Besuchers werden sicher schnell abgelenkt: Einerseits von dem weiß getünchten Gebäude mit Strohdach und einladender Sitzgruppe davor. Das Haus sieht wirklich gemütlich aus. Die gute Nachricht: Es ist auch noch gastfreundlich, denn es handelt sich hierbei um eine Herberge, eines von drei Hostels auf den Äußeren Hebriden, das dem Gatliff Trust gehört.
Doch die große Zeit Tobha Mòrs liegt – wie meist auf den westlichen Inseln – in der Vergangenheit. Vier Überreste von Kirchen oder Kapellen sind hier auf einem Platz versammelt. Und diese Ruinen reichen zurück bis in das 13. Jahrhundert. Von einem der Grabsteine glaubt man sogar, er wäre vor dem 9. Jahrhundert hier schon gelegen.
Ungewöhnlich wäre das nicht. Die Christianisierung Schottlands hat von Irland her eingesetzt, es ist also logisch, dass die Äußeren Hebriden zu den ersten „Kolonien“ gezählt haben. Bei einer der Kapellen kann man auch eine deutliche Verwandtschaft mit irischer Bauweise erkennen. In seiner Blütezeit war Tobha Mòr also ein geistliches Zentrum der Umgebung von hohem Stellenwert.
Die zwei größten der vier Kapellen stehen so gut wie gar nicht mehr, nur auf der Infotafel kann man sie noch in ihrer Pracht erkennen. Auf dem Grundstück selbst sieht man von St Mary’s Chapel nur noch ein Eck, an dem dann das Tor anschließt, durch das man auf den Friedhof gelangt.
Ganz hinten stehen noch Wände der Caibeal Chlann ‚ic Ailein, der Kapelle des Clanranald. Clanranald war für viele Jahrhunderte die herrschende Sippe auf Benbecula und South Uist, aber auch auf dem Festland in ihrer Castle Tioram. Einer ihrer berühmtesten Anführer namens John of Moidart hatte sie errichten lassen und wurde nach seinem Tod 1574 hier begraben. In der Kapelle gab es einen prächtigen Wappenstein, der nun im Kildonan Museum ganz in der Nähe zu sehen ist.
Wissen: Der Name Tobha Mòr
Wie so oft gibt es für einen Ort in Schottland viele Namen: Howmore heißt er auf Englisch, denn ungefähr so wird der gälische Name ausgesprochen. Mit Tobha Mòr ist der Ort auf den Landkarten geführt, aber es kursieren auch Schreibweisen wie „Togh Mòr“ oder „An t‘-Hogh Mor“. Tobha bedeutet Seil ist aber auch der Ausdruck für „Schlampe“. Vermutlich leitet sich „tobha“ in diesem Fall aber vom Nordischen „haugr“ für Grabhügel ab. „Mòr“ bedeutet einfach nur „groß“. Gleich in der Nähe gibt es auch noch ein Tobha Beag oder Howbeg. „Beag“ bedeutet „klein“ auf Gälisch.
Tipp: Den Clanranald-Wappenstein besuchen
Der Wappenstein von Clanranald und seine – im wahrsten Sinne des Wortes – bewegte Geschichte lässt sich im rund neun Kilometer entfernten Kildonan Museum in Erfahrung bringen.
Anfahrt:
Mit Navigationsgerät: „HS8 5SH“ ins Navi eingeben und dann auf die Hinweisschilder nach Tobha Mòr achten.
Ohne Navi: Auf der A865 entlang fahren, bis zwei deutliche Hinweisschilder das Abbiegen nach Tobha Mòr Richtung Westen anzeigen. Der Straße bis zur Kirche folgen und davor parken. Dann ein Stück die Straße zurück gehen, an der Herberge vorbei und in die Wiese zu den Ruinen.